Brauerei schließt wegen Pfand-Problem - Bamberger Brauerei-Chef mit eindringlichem Plädoyer

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Wegen des fehlenden Rücklaufs von Leergut verkündet eine Brauerei nahe Franken ihre Schließung. Nach einem Bamberger Brauerei-Chef ist dieses Problem eigentlich zu beheben.

Die Brauerei Kastner im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth kündigte vor wenigen Tagen an, ihren Brauereibetrieb zum 31. Mai 2025 einzustellen. Als Grund für die Schließung gibt Inhaber Martin Kastner neben "immer weiter steigenden Energie- und Rohstoffkosten" vor allem den fehlenden Rücklauf von Leergut an. "Wie schon seit längerer Zeit bekannt ist, bekommen wir immer weniger Leergut zurück und müssen ständig nachjustieren", teilt die Brauerei über die sozialen Medien mit. Zu näheren Details will sich Kastner auf Nachfrage von inFranken.de nicht weiter äußern.

Mit der Pfand-Problematik steht Kastner nicht alleine da. Sämtliche Brauereien in Deutschland fordern seit Jahren ein höheres Pfand, um dadurch den Rückgabe-Anreiz für Konsumenten zu erhöhen. Auch der Brauerei Fässla in Bamberg macht die Pfand-Thematik seit geraumer Zeit zu schaffen, wie Geschäftsführer Lukas Kalb am Dienstag (11. März 2025) gegenüber inFranken.de berichtet. Ans Aufhören denke Kalb deshalb zwar nicht, dennoch seien die Kosten, die jedes Jahr durch nicht zurückgegebene Getränkekästen verursacht werden, enorm.               

Bamberger Kult-Brauerei Fässla fordert Pfand-Erhöhung - "8 Cent pro Flasche sind ihnen völlig egal"

"Aktuell kostet ein komplett neuer Kasten mit neuen Flaschen 13 Euro inklusive Steuern", führt Kalb aus. Rund 6000 solcher Kästen muss alleine die Brauerei Fässla nach eigenen Angaben jedes Jahr hinzukaufen, um die verloren gegangenen oder schlichtweg nicht zurückgegebenen Kästen und Flaschen kompensieren zu können. "Das ist eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass der Wiederbeschaffungswert damit deutlich über dem Pfand liegt", so der Fässla-Geschäftsführer.

Für einen Standard-Bierkasten mit 20 Flaschen fallen nämlich aktuell lediglich 3,10 Euro Pfand an - eine drastische Differenz zum Anschaffungspreis. Findet der Kasten nicht mehr den Weg zurück zur Brauerei, entstehen demnach hohe Verluste. Bereits seit längerem plädieren Brauereien und Verbände deshalb für ein Kastenpfand von 10 Euro. Der Rückgabe-Anreiz sei bei den bestehenden Pfand-Preisen von nur 8 Cent pro einzelner Flasche und 3,10 Euro pro vollständigem Kasten viel zu gering. Kalbs Beobachtungen stützen diese Annahme.

"Die Leute nehmen den Kasten mit in die Stadt, die 8 Cent pro Flasche sind ihnen völlig egal", berichtet er. Die Flaschen werden demnach sogar teilweise mutwillig zerstört oder in den Fluss geschmissen. "Auch Leute, die draußen Pfand sammeln, nehmen lieber PET-Flaschen oder Dosen, weil sie leichter sind und mehr Pfand bringen und lassen Glasflaschen tendenziell eher liegen", so der Fässla-Geschäftsführer. Würde man das Pfand erhöhen, wären die Anreize für eine Rückgabe um einiges höher. 

Deutsche geben lieber in Österreich ihr Pfand ab

Das zeigen Kalb zufolge auch die jüngsten Entwicklungen nahe der deutsch-österreichischen Grenze. In Österreich bringt ein Kasten mit 20 leeren Mehrwegflaschen seit Anfang Februar 3,90 Euro mehr als in Deutschland. "Leute, die nahe der Grenze wohnen, nehmen sogar extra weitere Wege auf sich und fahren mit ihren Flaschen zum Abgeben lieber nach Österreich, weil es dort mehr Pfand gibt", berichtet Kalb.

Durch die Unterschiede im Pfandsystem ensteht eine weitere Problematik. Erste bayerische Brauereien befürchten bereits zusätzliche finanzielle Einbußen und schlagen wegen des Pfandtourismus Alarm. Weitere Nachrichten aus Bamberg findet ihr in unserem Lokalressort. 

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