"Pfand-Revolution" geplant - Bayerische Brauerei fordert zehn Euro Pfand für einen Kasten

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Brauerei fordert zehn Euro Pfand für einen Kasten Bier
Immer mehr Getränkehersteller zeigen sich unzufrieden mit dem aktuellen Pfandsystem.
Brauerei fordert zehn Euro Pfand für einen Kasten Bier
manfredrichter / pixabay.com; Lino Mirgeler/dpa; Collage: inFranken.de

Immer mehr Getränkehersteller und Brauereien kritisieren das aktuelle Pfandsystem und fordern ein höheres Pfand. Jetzt will eine Brauerei aus Bayern eine "Pfand-Revolution" anstoßen - und ist damit nicht allein.

  • Pfandsystem: Das gilt bisher in Deutschland
  • Forderung: Immer mehr Hersteller wollen höheres Pfand
  • Hersteller: So wird die Forderung begründet

"Das Pfand muss sich verändern", da ist sich Wilfried Kurz, Vertriebsleiter der Flötzinger Brauerei in Rosenheim, sicher. Er ist nicht der Einzige in der Getränkebranche, der ein höheres Pfand fordert, wie er im Gespräch mit t-online erklärt. Die meisten Brauereien und Getränkehersteller würden ihm zufolge der Forderung nach einem höheren Pfand für Glasflaschen und Mehrwegkästen zustimmen. Hintergrund seien die stark gestiegenen Wiederbeschaffungskosten für Kästen und Flaschen.

So viel Pfand zahlen Kunden aktuell

Das Pfandsystem für Getränkeflaschen gibt es in Deutschland schon seit 2003. Durch das System soll zu einer "deutlichen Entlastung der Umwelt" beigetragen werden, so die Deutsche Pfandsystem GmbH (DPG). Um Getränkeverpackungen wieder in einen Laden zurückbringen zu können, muss beim Kauf zunächst ein Pfand gezahlt werden. Das Pfandsystem gibt es sowohl für Mehrwegflaschen als auch für Einwegflaschen und Getränkekästen.

Für Einwegflaschen- oder dosen zahlen Kund*innen in der Regel 25 Cent, für Mehrwegflaschen 15 Cent. Bei Mehrwegflaschen aus Glas dagegen sind nur acht Cent Pfand fällig. Für einen Kasten an sich gilt derzeit ein Pfandpreis von 1,50 Euro. Geht man von einem Kasten mit 20 (Bier-)Flaschen aus, ergibt sich ein Pfandwert von 20 mal acht Cent, also 1,60 Euro. Dazu kommt noch das Pfand für den Kasten, sodass am Ende ein Pfand von 3,10 Euro pro Kasten mit 20 Flaschen zu zahlen ist.

Der Geschäftsführer der Riegele Brauerei in Augsburg, Sebastian Priller, forderte jetzt in der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazin Inside Getränke ein Pfand von 25 Cent Pfand pro Glasflasche und fünf Euro pro Kasten. Bei 20 Flaschen pro Kasten würde sich dann ein Preis von 20 mal 25 Cent plus fünf Euro pro Kasten ergeben. Das Pfand für einen Kasten mit 20 Glasflaschen würde demnach auf zehn Euro insgesamt steigen. Bei einem Kasten mit 24 Flaschen würden elf Euro fällig werden.

Höheres Pfand: So sehen die Forderungen der Branche aus 

Diese Forderung teilen viele Kolleg*innen aus der Branche. Der Geschäftsführer von Fritz Kola, Mirco Wolf Wiegert, hatte zuletzt ein deutlich höheres Pfand gefordert. Auch er will eine Erhöhung des Pfands auf Glasflaschen von acht auf 25 Cent. Seinem Unternehmen sei es dabei zwar lieber, den Weg mit "möglichst vielen Verbündeten" zu gehen. Notfalls würde man den Schritt aber auch im Alleingang "mit der Brechstange" gehen. Darüber hatte die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet.

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Kurz betont gegenüber t-online auch noch einmal den Vorteil des Pfandsystems: "Das Geld ist ja nicht verloren." Denn das Pfand, das beim Kauf gezahlt wird, bekommen Kund*innen bei der Abgabe der Flaschen und Kästen wieder zurück.

Der Grund für die Forderungen ist, dass die Unternehmen ihre Flaschen und Kästen häufig nicht mehr zurückbekommen. Bei jedem Kasten, der nicht zurückkomme oder bei dem einzelne Flaschen fehlen, würden die Eigentümer*innen bis zu sieben Euro Verlust machen, so t-online. Um den Verlust zu begleichen, müsste das verlorene Material für rund zehn Euro neu gekauft werden. Bei mehreren Millionen Kästen, würden der gesamten Branche so jährlich Millionen Euro Pfand fehlen, das sie nicht zurückbekommen. 

Alleingänge oder geschlossene Forderungen?

Um die Forderung durchzusetzen, seien noch einige Absprachen zu treffen. Ein Problem könnte sein, dass vor dem möglichen Stichtag mit 3,10 Euro Pfand verkaufte Kästen von den Brauereien mit 10 Euro Pfand eingelöst werden müssten. Dadurch würden diese zurückgebrachten Kasten zunächst sieben Euro Verlust bedeuten. Es sei außerdem wichtig, geschlossen vorzugehen, so Kurz.

Im Gegensatz zu Wiegert, ist Kurz überzeugt, dass Alleingänge nicht funktionieren würden. Es habe schon Unternehmen gegeben, die allein das Pfand erhöht hätten. Allerdings hätten sie das schnell rückgängig gemacht. Denn wenn eine Brauerei mehr Pfand verlange als andere, würden Kund*innen ihre Pfandflaschen meist dorthin zurückbringen, weil es dort mehr Geld gebe. "Einen Modus vivendi haben wir noch nicht gefunden", gibt Kurz zu. Es bleibt also spannend, wie es mit den Forderungen nach einem höheren Pfand weitergeht.

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