Pfandautomaten bergen ein großes Potenzial für Pfandbetrüger: Mit dreisten Tricks konnten in der Vergangenheit bereits Millionenbeträge ergaunert werden. Auch in Franken finden Täter einfallsreiche Wege. Sogar eine Mitarbeiterin wurde zur Betrügerin.
Die dreisten Tricks der Pfandbetrüger: Bei Supermärkten und Discountern wie Aldi, Lidl, Rewe & Co. kommt es immer wieder zu Pfandbetrug an den Rücknahmeautomaten. Supermarkt-Mitarbeiter könnten mit ihren kuriosen Geschichten ganze Bücher füllen. Die dreistesten Tricks der Pfandbetrüger verraten wir dir im Folgenden. Übrigens:Ab 2024 gelten in Deutschland neue Pfandregeln - alles, was du dazu wissen musst, erfährst du in unserem separaten Artikel.
Auch in fränkischen Supermärkten kam es in diesem und letztem Jahr häufiger zu Vorfällen, bei denen Pfandbetrüger versuchten, sich teilweise hohe Geldsummen zu erschwindeln. Supermarkt-Angestellte bei Aldi, Lidl & Co. bekommen regelmäßig die frechen Tricks mit, manchmal sind sie allerdings auch selbst die Täter. Wir haben Fälle von Pfandbetrug aus ganz Deutschland, darunter auch einige aus Franken, zusammengetragen - manche kurios, manche lustig und manche schlichtweg dreist.
Pfandbetrüger in Franken: Dreiste Maschen der Betrüger
Der berüchtigte Angeltrick scheint in Franken nicht so verbreitet zu sein, denn hier haben gleich zwei Täter einen ganz anderen, noch dreisteren Ansatz gewählt. Die beiden bedienten sich völlig schamlos an Spenden- und Sammelboxen für Pfandbons. Einer der beiden hatte, laut Informationen der Polizeistation Rehau, in Schwarzach am Wald einen Pfandbon aus der Sammelbox genommen und an der Kasse für Bargeld eingelöst. Darauf angesprochen, gab er die Tat jedoch zu und erstattete den ergaunerten Geldbetrag zurück.
Nicht ganz so einsichtig zeigte sich ein 59-Jähriger aus Coburg: Er gab zunächst selbst Pfandflaschen ab und versuchte daraufhin, mit einem kleinen HolzstabPfandcoupons durch den Einwurfschlitz einer Spendenbox zu fischen, was ihm erfolgreich gelang. Eine Mitarbeiterin des Marktes hatte die Aktion beobachtet und den Pfandbetrüger beim Verlassen des Supermarktes zur Rede gestellt.
Dieser steckte sich daraufhin die Pfandbons in den Mund und schluckte sie herunter. Das Kuriose daran: Der entwendete Geldbetrag lag laut der Polizeiinspektion Coburg lediglich im einstelligen Eurobereich. Von einer Angestellten des Supermarktes wurde dem Mann ein Hausverbot erteilt.
Pfandbetrug durch eigenes Personal: So einfallsreich war eine Täterin in Franken
Doch nicht nur Kunden werden zu Pfandbetrügern, manchmal befinden sich die Gauner auch in den eigenen Reihen, wie bei einem Fall im fränkischen Marktleuthen. Einer Marktleitung waren dort nämlich Ungereimtheiten bei der Kassenabrechnung aufgefallen, woraufhin die Polizeiinspektion Wunsiedel hinzugezogen wurde.
Nachdem eine 22-jährige Kassiererin des Marktes genauer unter die Lupe genommen wurde, stellte sich heraus, dass diese der Grund für die Unstimmigkeiten im Kassensystem war. Die Betrügerin hatte mehrere Pfandbons doppelt abgerechnet und den Verbrauchermarkt so um 628,12 Euro betrogen.
Wie Aldi- und Lidl-Mitarbeiter dem Computermagazin CHIP berichtet haben, ist eine der am häufigsten genutzten Methoden, eine Pfandflasche mehrfach zu Geld zu machen, das Befestigen einer Angelschnur am Flaschenhals. Doch eines vorweg: Gegen den "Angeltrick" wehren sich die Supermärkte und Discounter mittlerweile sehr effektiv. Beim Angeltrick wird die Pfandflasche in den Automaten gesteckt und mit einer Schnur wieder zurückgezogen. Dieser Vorgang lässt sich theoretisch beliebig oft wiederholen. Auf einen solchen schnellen "Verdienst" hatten es auch zwei Jugendliche aus Marktleugast (Landkreis Kulmbach) abgesehen. Eine Kundin beobachtete, wie die 14- und 16-Jährigen eine Pfandflasche in den Automaten hineinschoben - und die Flasche an einer Schnur wieder aus dem Eingabeschacht zogen. Gemeinsam mit einem Angestellten des Marktes stellte die Frau die Jugendlichen. Die Pfandbetrüger erhielten eine Anzeige und Hausverbot - denn wer denkt, Pfandbetrug wäre ein Kavaliersdelikt, hat sich getäuscht. Es ist eine Straftat.
Auch in Bayreuthwar vor einigen Jahren ein solcher Pfandbetrüger unterwegs: Der damals 54-Jährige schaffte es, mit dem Angeltrick etwa 75 Cent in einem Verbrauchermarkt zu ergaunern, bevor er erwischt wurde. Er hatte versucht, dieselbe Flasche am Pfandautomaten mehrmals einlesen zu lassen. Auch er erhielt eine Anzeige wegen Betruges.
Inzwischen haben Supermärkte Gegenmaßnahmen gegen den Angeltrick eingeführt. "Der Automat zeigt den Hinweis, 'Objekt wurde rückwärts bewegt/angehalten'", teilte eine Lidl-Mitarbeiterin gegenüber CHIP mit. Interessant ist jedoch: Zu einer Anzeige kommt es wirklich nur in den seltensten Fällen: "Viele ergreifen die Flucht", erzählt die Kassiererin.
Strichcodes werden selbst aufgezeichnet: Pfandbetrüger werden kreativ
In einem absurden Fall aus Mecklenburg-Vorpommern vom Mai 2022 versuchte ein augenscheinlich künstlerisch begabter Pfandbetrüger mit selbst aufgemalten Strichcodes, an das begehrte Pfand zu kommen. Das Problem: Er hatte die Strichcodes auf 144 Becher und Flaschen gemalt, auf die es eigentlich gar kein Pfand gab.
Das fiel auch der Polizei auf, die den Mann an einem Pfandautomaten in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) direkt am Automaten fassen konnte, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Offenbar hatte er mit seiner Betrugsmasche bereits Erfolge erzielt, ehe er schließlich erwischt wurde.
Der "Künstler" hatte Pfandcoupons im Wert von rund 25 Euro bei sich, die er in dem Discounter einlösen wollte. Augenscheinlich hatte er sich bereits Tage vorher an dem Pfandautomaten zu schaffen gemacht. Vielleicht sollte der 57-jährige gescheiterte Pfandbetrüger versuchen, sein Zeichentalent anderweitig und ganz legal einzusetzen.
Die dreisten Tricks der Pfandbetrüger: Manche sahnen hohe Beträge ab
Noch ein kurioses Beispiel: In Schwabach wollten drei junge Männer im Juli 2020 28 gestohlene Bierkästen in Bargeld verwandeln. Die Polizei erwischte das kriminelle Trio auf frischer Tat. Die Täter hatten sich durch das Übersteigen eines Zaunes Zutritt zu einem Getränkemarkt verschafft und 28 Bierkästen geklaut. Das Ziel der Jugendlichen: Sie wollten sich in der Nähe des Tatorts bis zum Morgen verstecken, um die Bierkisten anschließend durch die Abgabe im betroffenen Getränkemarkt in Bargeld umzuwandeln. Doch dieser Plan ging ordentlich schief.
Ein anderer Fall, diesmal aus Düsseldorf, sorgte für bundesweites Aufsehen: In einem Prozess um einen millionenschweren Betrug mit Pfandflaschen wurde der Angeklagte rechtskräftig freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, als Geschäftsführer eines Getränkemarktes Rücknahmeautomaten manipuliert und so stattliche 1,8 Millionen Euro ergaunert zu haben. Allerdings habe die Beweisaufnahme ergeben, dass der 46-Jährige von dem Pfandbetrug nichts gewusst habe, sagte eine Sprecherin des Landgerichts auf Anfrage. Die Vorgänge hätten sich hinter seinem Rücken abgespielt.
Der Angeklagte hatte beim Prozessauftakt im vergangenen September seine Unschuld beteuert.
Täter manipulieren gezielt Pfandautomaten
In Köln ergaunerte ein Getränkehändler 2016 mit nur einer Flasche 44.000 Euro. Er schaffte es, einen Pfandautomaten so zu manipulieren, dass er die immer gleiche Flasche zigtausende Male einlesen lassen konnte. So generierte er Bons im Wert von mehr als 44.000 Euro, die ihm die Deutsche Pfandsystem GmbH anstandslos erstattete.
Vor dem Landgericht Köln wurde ein weiterer Prozess um mutmaßlichen Pfandbetrug verhandelt. Laut Staatsanwaltschaft haben drei Männer von Januar bis Juni 2014 Rücknahmeautomaten für Einwegpfandflaschen so manipuliert, dass das Leergut nicht wie vorgesehen zerstört wurde. Durch die mehrfache Verwendung sollen die Angeklagten mindestens 450.000 Euro erbeutet haben.
Noch eine Nummer größer hat ein 27-Jähriger aus NRW 2018 seinen Pfandbetrug aufgezogen: Er erbeutete tatsächlich ganze 1,2 Millionen Euro. Der Geschäftsführer eines Getränkehandels in Castrop-Rauxel schaltete laut Anklage die Schredderfunktion der beiden Pfandautomaten in seinem Markt ab. Die Dosen und Plastikflaschen konnten so demnach mehrmals gescannt werden. Die Automaten erfassten dabei jeden einzelnen Vorgang neu, und die Getränkehersteller zahlten an das Unternehmen die entsprechende Summe aus.
Dreister Pfandbetrug im Supermarkt: Der Aufklebertrick
Im Februar 2021 stoppte die Polizei auf der A9 bei Allershausen einen LKW-Fahrer, der mit 26.000 Pfandflaschen unterwegs war, die mit gefälschten Einweg-Pfandetiketten versehen waren. Die Flaschen hätten einen Wert von circa 6.500 Euro gehabt, wenn die Etiketten echt gewesen wären. Gegen den 45-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen.
Beim Pfandbetrug scheint die Kreativität der Täter keine Grenzen zu kennen. Gegenüber CHIP offenbarte eine Aldi-Mitarbeiterin einen weiteren Trick der Betrüger. Demnach würden diese das Logo der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG) ausdrucken und auf Flaschen aufbringen, die eigentlich gar keine Pfandflaschen seien, beispielsweise Essig- oder Ölflaschen. "Vor wenigen Jahren hatten wir den Fall, dass Klopapierrollen so bedruckt und in das Gerät eingeführt wurden", erzählt die Aldi-Mitarbeiterin.
In einem Verbrauchermarkt in Bamberg hat ein Kunde im Jahr 2017 rund 700 Pfandflaschen abgegeben. Der Filialleiter wurde stutzig, witterte Betrug und rief die Polizei. Die Beamten konnten aber keine Straftaten im Zusammenhang mit den vielen Pfandflaschen feststellen - der Mann war wohl einfach ein fleißiger Sammler.
Pfandbetrug im Supermarkt: Schaden geht in die Millionen
Mittlerweile haben die Supermärkte und Discounter wie Aldi und Lidl auch diesem Trick einen Riegel vorgeschoben: Die Pfandautomaten scannen jetzt auch den aufgedruckten EAN-Code. Ist dieser beschädigt oder schlichtweg nicht vorhanden, gibt es auch kein Pfand zurück.
Angeblich geht der Schaden, den Pfandbetrüger mit diversen Tricks Jahr für Jahr in der Wirtschaft anrichten, in die Millionen Euro. Genau beziffern lässt er sich laut Experten aber nicht.
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