"Da blutet mir das Herz": Bettelnde Kinder in Bamberg beobachtet - das rät die Polizei

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Als Passantin hat unsere Kollegin Anna Villmeter mehrmals bettelnde Kinder in der Bamberger Innenstadt bemerkt - unter anderem am Gabelmann und auf dem Maxplatz ...
Bamberg: Bettelnde Kinder in Innenstadt beobachtet - "Da blutet mir das Herz"
Ralf Welz (inFranken.de); Anete Lusina (Symbolbild Pexels) / Collage: inFranken.de

In Bamberg wurden wiederholt Kinder beim Betteln beobachtet. "Bettelnde Kinder in Deutschland - das ertrage ich nicht", sagt inFranken.de-Mitarbeiterin Anna Villmeter. "Da blutet mir das Herz." Die Polizei will Bürger indes zum Handeln ermutigen.

Anna Villmeter hat in den vergangenen Wochen wiederholt bettelnde Kinder in der Bamberger Innenstadt wahrgenommen. Die inFranken.de-Mitarbeiterin schildert gegenüber der Redaktion gleich mehrere Vorfälle, die sie innerhalb kurzer Zeit beobachtet habe. Die Minderjährigen seien zum einen von erwachsenen Frauen als Begleitung mitgenommen worden - vermutlich mit dem Ziel, bei den Passanten Mitleid zu erwecken. Zum anderen seien die Kinder aber auch zum Betteln gezielt auf die Menschen angesetzt worden.

So beobachtete Villmeter etwa, wie am Donnerstag (28. April 2022) ein circa fünf- bis sechsjähriger Junge von einer "Dame um die 60" zu den Foodtrucks am Maxplatz vorgeschickt wurde, um von den anstehenden Menschen Geld zu erbetteln. "Der Kleine wurde von der Frau immer wieder hingeschickt", berichtet Villmeter merklich aufgewühlt. "Ich würde nie erwarten, dass bettelnde Menschen nicht in den Städten sein dürfen. Aber bettelnde Kinder in Deutschland - das ertrage ich nicht."

Bambergerin fallen mehrfach bettelnde Kinder in Innenstadt auf - Polizei schildert Lage

Neben der geschilderten Szene auf dem Maxplatz erzählt Villmeter von ähnlichen Beobachtungen. So habe sie Ende April und Anfang Mai eine offenbar schwangere Frau wahrgenommen, die mit einem etwa vier Jahre alten Mädchen vor der Bamberger Martinskirche saß. Am Gabelmann und in der Fußgängerzone habe zudem eine weitere Frau mit einem circa zehnjährigem Mädchen an mehreren Tagen Passanten aktiv angesprochen. "Wenn das Erwachsene tun, habe ich damit kein Problem", betont Villmeter. "Es ist aber ein Unterschied, wenn ein Kind beteiligt ist. Diese Kinder werden in meinen Augen missbraucht."

Wie die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt inFranken.de berichtet, sei das Betteln "per se" nicht verboten. "Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass das sogenannte "aggressive/aufdringliche Betteln" gemäß der Stadtsatzung der Stadt Bamberg den Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit erfüllen kann", erklärt Polizeirat Johannes Klinger. Als "aggressiv" beziehungsweise "aufdringlich" werde jede Form des "nicht rein passiven Bittens um Geld" nach geltender Rechtslage gesehen. "In diesem Fall kann die Polizei die Personalien der Bettelnden feststellen, unter Umständen das erbettelte Geld sicherstellen und ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einleiten." 

Konkrete Bettel-Vorfälle mit Beteiligung von Kindern sind der Bamberger Polizei aber offenkundig nicht bekannt. Das Gleiche gilt augenscheinlich auch für aufdringliches Betteln. "Im Jahr 2022 wurden bei der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt keine Fälle des aggressiven Bettelns in der Bamberger Innenstadt aktenkundig dokumentiert und zur Anzeige gebracht", konstatiert Klinger. In einzelnen deutschen Städten - darunter etwa Berlin, Krefeld und Dresden -  gilt teilweise seit Jahren ein explizites Bettelverbot für Kinder (in der Regel bis zu einem Alter von 14 Jahren). In der Schweiz ist das Betteln inzwischen auch Erwachsenen großenteils untersagt. 

Sollte man Bettlern Geld geben? Das rät das die Bamberger Polizei

Die Lage in Bamberg ist derweil anscheinend vergleichsweise ruhig, so zumindest die Schilderung der Polizei. In der Vergangenheit sei es "vereinzelt" zu polizeilichen Einsätzen wegen bettelnden Personen im Bereich der Bamberger Innenstadt gekommen. "Erfährt die Polizei von derartigen Sachverhalten, so werden diese im konkreten Fall vor Ort durch eine Streife rechtlich geprüft", erläutert Polizeirat Klinger. Ob sich die bettelnde Person tatsächlich in einer Notlage befinde oder als Teil einer "bandenmäßigen organisierten Struktur" agiere, sei auch für die Polizei vor Ort nicht immer klar zu differenzieren.

Stellt der Bettler in Täuschungsabsicht zusätzlich unwahre Behauptungen auf, um Geld zu erlangen, kann dies laut Polizei auch den Anfangsverdacht einer Straftat erfüllen. "Sollten im Speziellen Kinder für Betteltätigkeiten eingesetzt werden, so wären auch jugendschutzrechtliche Maßnahmen durch das zuständige Jugendamt denkbar und zu prüfen." Kontrollen von bettelnden Personen erfolgten eigeninitiativ durch die Polizei - "oder wenn dahingehend Mitteilungen bei der Polizei durch Bürger gemacht wurden", ergänzt der Polizeirat.

Passanten rät er: "Die Bamberger Bürgerinnen und Bürger ermutigen wir, im konkreten Einzelfall, der Polizei Bamberg Betteln in aufdringlicher Art und Weise und/oder wenn hierbei Kinder involviert sind, proaktiv und zeitnah telefonisch zu melden." Die Polizei sei auf Mitteilungen durch aufmerksame Bürger angewiesen. Wer unschlüssig ist, ob er einem Bettler Geld geben soll oder nicht, sollte laut Klinger wie folgt verfahren. "Wenn Sie berechtigten Zweifel an der Notlage der Bettelnden haben, so lassen Sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln und sehen Sie von einer Geldspende ab." Umfassende Tipps für den Umgang mit bettelnden Menschen hält auch die Caritas parat.

"Macht mich nachdenklich und stutzig": Beobachtungen lassen Zeugin nicht los

Auch für Anna Villmeter sind Sachspenden ein guter Mittelweg. "Bettelnde Erwachsene frage ich immer wieder, ob ich ihnen etwas vom Bäcker mitbringen kann. Die meisten freuen sich über einen Kaffee." Sie mache das gern und verurteile niemanden. "Aber bei den Kindern, da blutet mir schon das Herz." Der aktiv bettelnden Frau in Begleitung des etwa zehnjährigen Mädchens habe sie etwas zu essen und trinken vom Bäcker aussuchen lassen, erzählt Villmeter. "Als ich der Dame vor der Kirche noch etwas vorbeibringen wollte, war sie schon weg."

Auf anderen Kontinenten könne man bettelnde Kinder "leider schon sehr lange" beobachten. "Dort wird auch jedem gesagt, dass man den Kindern niemals Geld, sondern etwas zu essen und zu trinken geben sollte." Lebensmittel müssten die Kinder in der Regel auch nicht abgeben. "Die Erwachsenen, die dahinter stehen, interessieren sich nur für das Geld." Für Bamberg wünscht sich Villmeter neben verstärkten Kontrollen mehr Zivilcourage. "Es macht mich nachdenklich und stutzig, zu sehen, dass mitten in der Bamberger Innenstadt Kinder zum Betteln missbraucht werden, ohne dass jemand einschreitet." 

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