Nach Warnung aus Würzburg: Sind organisierte Bettlerbanden in Nürnberg unterwegs?

2 Min
Nürnberg: Fränkische Stadt warnt vor aggressiven Bettlerbanden - so ist die Lage in Nürnberg
Hinter Bettlerbanden steckt eine gut organisierte Struktur. Die Bettler selbst haben meist nichts von dem gespendeten Geld, weil die Einnahmen von den "Hinterleuten" eingesammelt werden.
Nürnberg: Fränkische Stadt warnt vor aggressiven Bettlerbanden - so ist die Lage in Nürnberg
Andres Benedicto (Symbolbild dpa) , Daniel Krüger (Originalbild inFranken.de) / Collage: inFranken.de

Die Stadt Würzburg warnt aktuell vor aufdringlichen und aggressiven Bettlerbanden. Gibt es das Phänomen auch in Nürnberg? inFranken.de hat nachgehakt.

Seit einigen Wochen treten in der Würzburger Innenstadt vermehrt Bettlerbanden aus Osteuropa in Erscheinung. Laut Angaben der Stadt Würzburg seien diese Bettler in Gruppen organisiert und fielen teilweise durch sehr aufdringliches und aggressives Betteln auf.

inFranken.de hat bei der Stadt Nürnberg nachgefragt, ob entsprechende Vorfälle derzeit auch in Nürnberg verstärkt zu beobachten sind. 

Stadt Nürnberg äußert sich zu Bettlerbanden - so ist die Lage vor Ort

Hinter Bettlerbanden steckt für gewöhnlich eine gut organisierte Struktur. Die Bettler selbst haben meist nichts von dem gespendeten Geld, weil die Einnahmen von den "Hinterleuten" einkassiert werden. Hohe Bettelerlöse stellen dabei einen größeren Anreiz für die Banden dar, extra nur für das Betteln in die jeweilige Stadt anzureisen.

Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehen

Laut Angaben der Stadt Nürnberg ist organisiertes Betteln ist in Deutschland seit vielen Jahren wahrzunehmen. 2019 wurde vonseiten der Schutzpolizei im Zusammenwirken mit der Kriminalpolizei Nürnberg das Phänomen der Bettler in Nürnberg beleuchtet. Hierbei wurden dem Ordnungsamt zufolge Hinweise auf organisierte Strukturen, gerade unter rumänischen Bettlern, gewonnen.

"In den Jahren 2020 und 2021 ging das Bettleraufkommen pandemiebedingt auch durch eine geringere Frequentierung durch Passanten zurück", berichtet das Nürnberger Ordnungsamt inFranken.de. "Aktuell sind keine Erkenntnisse hinsichtlich des Wirkens von Bettelbanden in Nürnberg bekannt."

Nürnberger Innenstadt: "Bettlerproblematik" bei Polizei ganzjährig im Fokus

Laut Schilderung der Behörde ist die Bettlerszene sehr heterogen. Organisierte Bettlergruppen stammten häufig aus osteuropäischen Ländern. Die "Bettlerproblematik", speziell in der Innenstadt Nürnbergs, sei bei der Polizei ganzjährig im Fokus und werde im Rahmen des täglichen Streifendienstes bearbeitet.

"Der Nachweis bandenmäßiger Strukturen gestaltet sich als besonders schwierig, da die bettelnden Personen häufig wechseln, es sich um Familien- oder Clanstrukturen handelt und die 'Hintermänner' teilweise schwer ausfindig zu machen sind", heißt es vonseiten des Ordnungsamts Nürnberg. 

Durch offene und verdeckte Maßnahmen versuche das Polizeipräsidium Mittelfranken, mögliche Strukturen in diesen Bereichen aufzudecken. Beim Antreffen organisierter Bettler erfolge eine Belehrung und sofortige Anzeigenerstattung wegen unerlaubter Sondernutzung. Zusätzlich vereinnahme die Polizei den Bettelerlös oder anderes Bargeld bis zur Höhe des Bußgeldes.

Unterscheidung von bedürftigen und "professionellen" Bettlern "nahezu unmöglich"

"Beim Betteln mit Waren, zum Beispiel Rosen, beschlagnahmt die Polizei zusätzlich die Waren als Beweismittel für das im Folgenden von der Stadt Nürnberg betriebene Ordnungswidrigkeitsverfahren", berichtet das Ordnungsamt.

Der Kommunale Außendienst der Stadt Nürnberg (ADN) kontrolliere das Betteln ebenfalls regelmäßig. Hierbei würden etwa Maßnahmen zur Identitätsfeststellung getroffen und gegebenenfalls Platzverweise erteilt. "Die aktuelle Situation und Erscheinungsformen im Bereich des Bettelns werden von der Stadt Nürnberg und der Polizei gemeinsam regelmäßig bewertet und Verfahren zur Vorgehensweise abgestimmt", so das Ordnungsamt weiter. 

Doch wie lassen sich wirklich bedürftige Bettler von "professionellen" Bettlern überhaupt unterscheiden? "Eine Unterscheidung ist für den Bürger nahezu unmöglich", betont die Behörde. Indizien für organisiertes Betteln ließen sich meist nur durch Beobachtungen feststellen.

Sollte man Bettlern Geld geben? Das rät das Ordnungsamt Nürnberg

Das Ordnungsamt rät Bürgerinnen und Bürgern daher, stets zu überlegen, ob man mit der Spende der Person wirklich helfe. "Hilfsbedürftigen Personen werden - durch Hilfsangebote in Bezug auf Unterkunft, Verpflegung, Bekleidung - durch die Stadt Nürnberg und Hilfsorganisationen unterstützt", erklärt das Ordnungsamt. 

Sollten Spendenwillige mit den Bettlern ins Gespräch kommen, könnten sie direkt nach dem aktuellen Bedürfnis fragen - etwa ob sie gerade Hunger oder Durst erleiden - und dann eventuell eine Sachspende geben. Das Ordnungsamt gibt diesbezüglich zugleich zu bedenken: "Spenden an seriöse Organisationen sind in der Regel der sinnvollste Weg zum Spenden."

Artikel enthält Affiliate Links