Besucherschwund im Bambados geht weiter

3 Min
Spaßbad ohne Badegäste. So sah es am Montagmittag im Bambados aus. Kein Einzelfall
Spaßbad ohne Badegäste. So sah es am Montagmittag im Bambados aus. Kein Einzelfall
Leeres Spaßbad am Montagmittag.
Leeres Spaßbad am Montagmittag.
 
50-Meter-Becken.
50-Meter-Becken.
 
 
Beliebte Saunalandschaft
Beliebte Saunalandschaft
 
FT-Grafik: Carolin Höfer
FT-Grafik: Carolin Höfer
 
Besucherentwicklung - Bambados Bamberg. FT-Grafik: Carolin Höfer
Besucherentwicklung - Bambados Bamberg. FT-Grafik: Carolin Höfer
 

Zum zweiten Mal reißt das Sport- und Familienbad die Latte bei den Besucherzahlen, die Kosten drohen zu steigen. Doch es gibt auch gute Nachrichten aus der Wellness-Oase.

Es soll Zeiten gegeben haben, als die Besucher im Bambados an der Kasse Schlange standen. Zwei Jahre und zwei Monate nach der Eröffnung sieht es allzu oft etwas anders aus an der Pödeldorfer Straße. "Viel ist hier eigentlich nie los", sagt Stammgast Inge Horenka. Drei Mal pro Woche kommt die 87-Jährige ins Bad, um sich beim Wassertreten am Vormittag fit zu halten. "Die Stadtwerke lassen sich was einfallen", sagt Horenka anerkennend. Doch der Nutzen ist begrenzt: "Vielen ist das Hallenbad zu teuer."

Die Leere im Badeparadies an einem Montagmorgen ist kein Einzelfall. Bambergs Familien- und Sportbad, das Ende 2011 eröffnet worden war, leidet auch im zweiten Jahr an Besuchermangel. Mit Folgen, die für alle spürbar sind, die Busse benutzen und Gas und Strom bei den Stadtwerken kaufen: Das Defizit des Bambados, das nach den ursprünglichen Berechnungen 1,7 Millionen Euro nicht überschreiten sollte, schießt wohl zum zweiten Mal durch die Decke. 2012 musste die städtische Tochter bereits 2,1 Millionen Euro ausgleichen.

Kosten haben sich verdoppelt

Für den grünen Finanzexperten Peter Gack ist diese Zahl ein Beweis, wie "unverantwortlich" das Bad in der Vergangenheit schöngerechnet worden war, um es politisch durchzusetzen. Das Versprechen, dass die Kosten des Bambados die des alten Hallenbads nicht übersteigen würde, es habe sich als ein Märchen erwiesen. Laut Gack lag das Defizit des alten Hallenbads im Schnitt bei unter einer Million Euro. "Das Bambados ist für Bamberg einfach zu groß und zu luxuriös. Wir hätten kleinere Brötchen backen müssen."

Dabei ruft es selbst bei den Befürwortern der "großen Lösung" von CSU und SPD Sorgenfalten hervor, dass es sich beim Einbruch der Besucherzahlen wohl nicht um einen kurzfristigen Trend zu handeln scheint: So wurde die ursprüngliche Besucherprognose von 250.000 zahlenden Gästen nicht einmal 2012 erreicht, als 238.000 Menschen kamen. Und 2013 ging es weiter abwärts: auf 206.000 Besucher.

Dennoch glaubt Heinz Kuntke (SPD) fest daran, dass die Entscheidung für das Bambados richtig gewesen ist. "Wenn man sieht, wie viele Vereine und Schüler im Bambados schwimmen, dann muss man sagen, dass sich das 50-Meter-Becken mehr als bewährt hat." Kuntke, Aufsichtsrat bei den Stadtwerken, sieht die Ursache für die Probleme im Bambados an anderer Stelle: im Spaßbereich, der im Gegensatz zum Schwimmerbecken häufig verwaist ist und offenbar nicht mit anderen Bädern konkurrieren könne.

Um die Besucherzahlen auf Dauer zu stabilisieren, empfiehlt er deshalb, dort die Kosten zu senken. Vor allem müsse es gelingen, die Zeiten mit Zugang zum Schwimmerbecken zu erhöhen. Nur so könne man dem Trend entgegensteuern.

Dazu muss man wissen: Der Zugang zum großen Becken ist auch im dritten Jahr des Bestehens des neuen Hallenbades noch beschränkt. Besucher des Bambados dürfen von acht bis 13 Uhr das 50-Meter-Becken nicht benutzen, weil es in dieser Zeit ausschließlich den Schulen zur Verfügung steht.

Saunalandschaft im Aufwind

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius (CSU) verhandeln schon sehr lange mit der Regierung von Oberfranken. Ihr Ziel ist es, die bis auf Dienstag verbotene Doppelnutzung des großen Beckens auszudehnen, ohne dadurch die Fördermittel zu riskieren, die der Staat ins Bambados gesteckt hat, immerhin 2,2 Millionen Euro. Freilich steigt die Bereitschaft Kröten zu schlucken parallel zum Rückgang der Besucherzahlen, der ja auch Folgenkosten hat. Starke will dem Negativtrend, der durch den Abzug der Amerikaner noch verstärkt werden könnte, nicht tatenlos zusehen: "Notfalls müssen wir auch über die Rückzahlung von Zuschüssen nachdenken."

Die Bilanz des Bambados fiele deutlich schlechter aus, wenn sich die Saunalandschaft nicht geradezu gegenläufig zur so genannten Badeplatte entwickelte. Dort kletterten die Besucherzahlen schon 2012 über den erwarteten Wert auf 38.125, um 2013 mit Einführung eines 1,5 Stunden-Tarifs noch einmal kräftig zu wachsen, auf 53.000 Besucher.

Obwohl der Boom bei den Saunagängern die Verluste auf der anderen Seite nicht ausgleichen kann, freut man sich bei den Stadtwerken über den Zuspruch und die Erkenntnis, eine Marktücke gefüllt zu haben. Schon gibt es Überlegungen, eine siebte, oder gar eine achte Sauna im Außenbereich zu bauen. Denkbar wäre etwa eine in den Boden eingetiefte Erdsauna. Dort sind Temperaturen bis 120 Grad möglich.




Kommentar von Michael Wehner: Das Spaßbad macht Ärger


So hat man sich das mit dem Erlebnisbad in Bamberg nicht vorgestellt: Zwei Jahre nach der Eröffnung vergeht die Freude beim Anblick der Bilanzen. Nicht einmal im ersten Jahr hat das mit einem Netto-Aufwand von 32,5 Millionen Euro erbaute Badeparadies die eigene Zielmarke erreicht, eine viertel Million Besucher anzuziehen. Im zweiten Jahr setzt sich der fatale Trend fort; hier versickern Hunderttausende von Euro, die den Etat der stadteigenen Energietochter belasten, Strom und Gas verteuern.

Doch die Stadtwerke sind nur das Opfer, nicht der Täter. Von Anfang an war das Bambados mit politischen Ansprüchen und Bürgerwünschen derart überfrachtet, dass es nicht gut gehen konnte. Die Schwächen sind lange bekannt: Die Eintrittspreise bewegen sich an der Oberkante. Zudem ist es grotesk, Badegästen den Zugang zum 50-Meter-Becken zu verwehren, wenn sie vormittags kommen. Die Karibik im Kleinformat hat eben auch ihre Schattenseiten. Und die Politik muss dringend nachbessern. Sonst droht ein Millionengrab.

Lade TED
 
Ted wird geladen, bitte warten...