Strullendorfs Gemeinderäte wundern sich über eine wuchtige Stützwand und die sehr dunkle Fassade. Schadhafter Estrich führt zu Bauverzögerung.
                           
          
           
   
          Ob es um den Großflughafen in Berlin geht, um die Schlosssanierung in Sassanfahrt oder um die Modernisierung des Rathauses Strullendorf: So richtig glücklich sind die Verantwortlichen bei Baumaßnahmen der öffentlichen Hand derzeit wohl nicht. Auch die Strullendorfer Gemeinderäte sind aus dem Häuschen, weil es mit dem Rathausprojekt nicht so glatt vorangeht, wie sie sich das erhofft hatten. 
Unmut wurde in der letzten Gemeinderatssitzung laut. Denn: Der frisch verlegte Estrich des Anbaus muss wieder herausgerissen und ersetzt werden; eine Betonmauer tauchte aus der Verschalung auf, die so niemand bauen wollte und das Anthrazit der Neubau-Fassade hatte man irgendwie heller in Erinnerung. Der dunkelgraue Neubau wird im ländlich-fränkisch anmutenden Strullendorf eben doch als sehr gewöhnungsbedürftig empfunden. 
So mancher Passant schüttelt den Kopf.
Der Gemeinderat jedenfalls kann sich nicht darauf hinausreden, dass er dieses Anthrazit oder eine solche Mauer nicht gewollt habe: Seit das Gerüst am futuristischen Anbau des Rathauses gefallen ist, prangt vor der dunklen Fassade eine rechteckige Wand, über die sich halb Strullendorf wundert. 
Wo dieses Gebilde plötzlich herkomme, fragte sich kürzlich erstaunt der Gemeinderat. Doch er hat sie mitsamt den Plänen für die Sanierung und Erweiterung des Rathauses beschlossen, versichert Architekt Norbert Wirtner vom Architekturbüro H2M Kulmbach. Und Strullendorfs Geschäftsleitender Beamter Arnold Engert bestätigt: "Diese Mauer wurde mit den Bauplänen vom Gemeinderat akzeptiert." 
In Erinnerung war eine Rampe für Rollstuhlfahrer an der Westfassade des Rathauses. Und für eben diese Rampe musste zum Bürgersteig hin eine Stützmauer errichtet werden. 
Sie steigt parallel zur Forchheimer Straße zunächst sanft an. Doch genau am Übergang zwischen dem Alt- und dem Erweiterungsbau ändert sich die Form: aus der abgeschrägten wird eine rechteckige, winklige Wand von rund zwei Metern Höhe. Dahinter wird die Rampe weiter sanft steigen beziehungsweise fallen.
 Die rechteckige Gestalt ist ein architektonisches Stilmittel; sie greift die strenge Linienführung des Neubaus konsequent auf, ist vom Architekturbüro des Professors Stefan Häublein zu erfahren. 
Aufgelockert wird die Stützwand später durch den Berliner Bären, den einst die aus der Hauptstadt zugezogene Unternehmerfamilie Renger der Gemeinde Strullendorf spendiert hatte. Die Skulptur schmückte jahrelange die Grünfläche vor dem alten Rathaus, nun erhält sie einen neuen Platz vor einer grauen Mauer. 
  
  LED-Bildschirm an der Mauer  Im Übrigen wird die Mauer noch als "Videowall" ausgestaltet: Vorgesehen ist der Einbau eines LED-Bildschirms, der per Knopfdruck Informationen zur Gemeinde Strullendorf aufleuchten lassen wird. Und ein bisschen Begleitgrün ist auch vorgesehen.
Überhaupt mutet das Farbenspiel bei dem Rathausprojekt seltsam an: Der einst "schwarze" Bürgermeister Bruno Weiß ließ das alte Rathaus rosa anstreichen. Unter seinem Nachfolger Andreas Schwarz, SPD, erhielt der Altbau eine weiße Fassade, aber der Anbau wurde mit fast schwarzen Sichtbetonplatten verkleidet.
Eine richtig böse Überraschung ist, dass der von einem örtlichen Unternehmen im Neubau auf beiden Etagen verlegte Estrich komplett ersetzt werden muss, ein Gewährleistungsfall. 
Ein Gutachter hat inzwischen den Mitte Oktober vom Architekten entdeckten mangelhaften Einbau der Betonschicht bestätigt. Ein schwerer Rückschlag, denn schon nächste Woche rollen die Möbel für den Altbau an: Die Gemeindeverwaltung wollte noch vor Weihnachten ihr Provisorium verlassen und ins angestammte Rathaus zurückkehren.
 Daraus wird nun nichts, Geschäftsleiter Engert hofft, dass der Umzug Ende Januar vollzogen werden kann. Erst muss zwischen Alt- und Neubau eine Staubschutzwand aufgestellt werden, damit der frische, poröse Estrich herausgerissen werden kann. Wenn der neue Estrich abgetrocknet ist, kann mit der Verlegung der Bodenbeläge begonnen werden. 
  
  Kostenplan wird eingehalten Für Geschäftsleiter Engert ist es erfreulich, dass die mit rund vier Millionen Euro veranschlagten Kosten für die Sanierung des Altbaus und die Errichtung des Neubaus mit Sitzungssaal, Bürgerbüro und Aufzugsanlage kaum überschritten werden dürften. 
Mit den Vergaben habe man zwar derzeit ein Volumen von 4,3 Millionen Euro erreicht, doch seien einige Gewerke nicht ausgeführt worden, zum Beispiel die ursprünglich vorgesehene Klimaanlage. Dadurch habe man schon um die hunderttausend Euro gespart. Das ganze Personal freue sich schon auf die Rückkehr ins angestammte Rathaus, versichert Engert.      
 
Lasst euch für diesen "Teufelsgraben " schon mal eine Videoüberwachung installieren, sonst geht hier im dunkeln doch keiner durch.