"Wir sollen vertrieben werden": Bamberger Grünen-Politikerin schildert bedrohliche Szenen bei Bauernprotest

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Bamberg: Nach massiven Protesten bei Grünen-Events - Badum fordert "Mindestmaß an Respekt"
Als Lisa Badum im Januar in Bamberg bei einer Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbands sprach, protestierten die Landwirte lautstark. Am 9 ...
Bamberg: Nach massiven Protesten bei Grünen-Events - Badum fordert "Mindestmaß an Respekt"
Ralf Welz/inFranken.de (Archivbild); Christian Charisius/dpa (Symbolbild)

Die Bamberger Grünen-Politikerin Lisa Badum erlebte nach eigenen Aussagen beängstigende Momente bei einer Veranstaltung bei Hof. In einem Statement betont sie jetzt: "So kann es nicht weitergehen!"

Wo Veranstaltungen der Grünen stattfinden, gibt es derzeit auch immer wieder Demonstrationen von Landwirten und anderen Gruppen. Am Aschermittwoch (14. Februar 2024) eskalierte etwa in Baden-Württemberg ein Auftritt der Grünen-Chefin Ricarda Lang, wodurch die Veranstaltung schließlich abgesagt wurde.

Auch der Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbands Hof in Helmbrechts am Freitag (9. Februar 2024) wurde durch eine Spontandemonstration beeinträchtigt, wie die eingeladene Bamberger Grünen-Politikerin Lisa Badum inFranken.de berichtet. "Man ist in der Politik, um sich Auseinandersetzungen zu stellen. Wir haben jetzt aber einige Grenzüberschreitungen gesehen." Am Aschermittwoch meldete sie sich schließlich in einem Facebook-Post mit klarer Ansage: "So kann es nicht weitergehen!"

"Bauerndemo wird zur Drohkulisse": Protestler schlagen an Scheiben während Grünen-Veranstaltung

Badum war neben Katharina Schulze, Tim Pargent und dem Helmbrechter Bürgermeister Stefan Pöhlmann (SPD) als Rednerin im Textilmuseum eingeladen. In ihrem Post schreibt sie dazu: "Eine Bauerndemo wird zur Drohkulisse gegen den Neujahrsempfang der Grünen Hof." Vor der Veranstaltungshalle hätten sich immer mehr Menschen versammelt. Die Polizei Oberfranken spricht gegenüber inFranken.de von 100 Teilnehmern und 25 Traktoren.

Badum habe von innen vor allem Schläge an die Scheibe sowie "ziemlich viel Lärm" vernommen und die Halle sei schließlich geschlossen worden. Später sei sie mit manchen Demonstrierenden ins Gespräch gekommen - auf einer Ebene, die "in Ordnung" gewesen sei. Die Tatsache allerdings, dass "Anwohnende für Stunden kaum durch die Straßen" gekommen seien, wie sie in dem Post schreibt, finde sie schwierig. "Was soll das Signal sein? Wenn die Grünen eine Veranstaltung abhalten, dann blockieren die Traktoren deinen Ort?"

Wie die Polizei inFranken.de mitteilte, hätten die Beamten nicht einschreiten müssen, den Einsatz aber wegen der ausgebliebenen Anmeldung im Vorfeld nicht planen können. Badum habe mitbekommen, dass die Versammlung unter den Teilnehmern im Vorfeld durchaus abgesprochen worden sei. "Dann kann man es auch bei der Polizei anmelden", sagt sie.

"Wo stehen Bauernverband und CSU?" : Bamberger Politikerin wünscht sich Verurteilung von "Grenzüberschreitungen"

Die Bundestagsabgeordnete frage sich, wie sich "die anderen demokratischen Parteien" und der Bauernverband zu den massiven Störungen positionieren. "Wo stehen Bauernverband und CSU, die diesen Protest immer wieder anheizen?" Bei einer Kundgebung des Bayerischen Bauernverbands vor der Brose-Arena im Januar, bei der sie die Versammlungsteilnehmer mit einem Pfeifkonzert empfingen, übte Badum in Hinblick auf die Solidarität von CSU-Mitgliedern mit den protestierenden Landwirten scharfe Kritik.

Den Funktionären warf sie wörtlich Heuchelei vor. Im Gespräch mit der Redaktion fügt sie hinzu: "Ich erwarte, dass Grenzüberschreitungen entsprechend verurteilt werden."

Ihren Facebook-Post endet sie mit den Worten: "Ich bin nicht bereit, hinzunehmen, dass wir quasi aus dem öffentlichen Raum vertrieben werden sollen. Demokratischer Protest ja, aber bitte mit einem Mindestmaß an Respekt und ohne Bedrohungen."

"Sehr angenehmes Gespräch": LSV-Beirat verweist auf Veranstaltung mit Badum in Litzendorf

Christian Besler, Beirat von Landwirtschaft verbindet Bayern e.V. (LSV) im Bezirk Oberfranken, betont gegenüber inFranken.de die Gesprächsbereitschaft der großen Mehrheit der Landwirte. "So etwas ist nicht schön, so etwas wollen wir auch nicht", sagt Besler in Bezug auf die Vorkommnisse in Baden-Württemberg. Es müsse jetzt genau geprüft werden, ob "dort Landwirte dahinterstehen oder Randgruppen, die sich hineinmogeln", so der Betreiber eines Pferdehofs und Angestellter in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Unterleiterbach. 

Als Gegenbeispiel sieht Besler den Aschermittwoch der Grünen Bamberg-Land in der Gaststätte der Brauerei Hönig in Tiefenellern (Litzendorf). Auch dort hatten sich protestierende Landwirte versammelt. "Man hat hier genau gesehen, wie es auch laufen kann", so der LSV-Beirat. "Frau Badum hat sich extra eine halbe Stunde Zeit genommen und ist zu uns gekommen. Sie hat das Gespräch mit 150 Landwirten gesucht und es war ein sehr angenehmes Gespräch, ein gutes Gespräch." 

"Es wurde niemand angeschrien, es durfte jeder ausreden und wir haben das auch trotz der angeheizten Stimmung gut moderiert", sagt Besler. Für ihn ein gutes Beispiel, wie der Dialog mit der Politik trotz der Wut vieler Landwirte funktionieren kann. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.