Die Wahlen in Land und Bund haben den Volksparteien Rückenwind gegeben. Doch es ist nicht wahrscheinlich, dass sich das im März 2014 wiederholt. In Bamberg blasen sieben Gruppen zum Angriff auf CSU und SPD. Letztere ist noch mit sich selbst beschäftigt, wie aktuelle Vorwürfe gegen Fraktionschef Metzner belegen.
Daniela Reinfelder weiß, was es heißt, eine eigene Gruppierung für die Stadtratswahl aufzubauen. Unzählige Gespräche gehören dazu, aufwändige Überzeugungsarbeit muss geleistet werden, zuletzt sind 340 Unterstützerunterschriften fällig. Da lassen Enttäuschungen nicht auf sich warten. Dennoch ist die fraktionslose Stadträtin, die bis vor einem halben Jahr im Kreisvorstand der CSU war, zuversichtlich mit BUB, Bambergs Unabhängige Bürger, mehr als nur einen Achtungserfolg zu erzielen, wenn es im März 2014 um die 44 Sitze im Bamberger Rathaus geht. "Wir sind zwar noch in der Akquise, haben aber heute schon viele qualifizierte Zusagen. Es wird eine bunte und schöne Liste", verspricht Reinfelder.
Zeck bandelt mit BUB an Einer, der sich schon einen Monat vor der Kandidatenkür als BUB-Mann outet, ist Mathias Zeck, auch er war im vormaligen CSU-Kreisvorstand aktiv und schied im Clinch mit den CSU-Oberen aus. Zeck, als Vorsitzender des FC Eintracht in Bamberg bestens bekannt, ist guter Dinge, dass er auf der BUB-Liste dabei sein wird - mit vielen "interessanten Leuten". "Ich bin überzeugt, dass das eine glaubwürdige und attraktive Bewegung für Bamberg wird - und das Defizit bürgerlicher Mitbewerber ausgleichen kann."
Wen Zeck damit vor allem meint, kann man sich nach dem Hauen und Stechen im Vorjahr leicht ausmalen. Bambergs CSU und vor allem den amtierenden Kreisvorsitzenden Christian Lange. Unter seiner Verantwortung haben die Christsozialen noch vor der Sommerpause und erstmals in einer Vollversammlung ihre 44 Kandidaten gekürt und als Erste den Hut in den Ring geworfen.
Lange schwärmt seitdem von einer Trendwende nach zwei verlorenen OB-Wahlen. Doch leicht wird es nicht, trotz etlicher bekannter Namen auf der Liste den Streit der vergangenen Jahre vergessen zu machen. Zumal Stimmenmagneten wie Melanie Huml, Pankraz Deuber, Werner Hipelius oder Brigitte Kischel nicht mehr mit von der Partie sind.
Und auch die Konkurrenz schläft nicht. Da sind neben Tscherners Bürger-Block und den Bamberger Realisten, neben der FDP und den Piraten, möglicherweise auch den Linken und der AFD vor allem die Freien Wähler und die Grünen zu nennen. Letztere möchten in einem Plenum am 24. Oktober bestimmen, wer für die drittgrößte Fraktion ins Rennen geht.
Chefin Ursula Sowa spricht von einer guten Mischung alt bewährter und junger Kräfte. Ihr Ziel ist klar: Gegen den Bundestrend zu wachsen.
"Wir rechnen mit acht oder neun Mandaten."
Die Grünen sind nicht die einzigen, die sich aus der Schwäche der häufig mit sich selbst statt mit politischen Inhalten beschäftigten Großen Chancen ausrechnen: Einen Zuwachs wollen 2014 auch die Bamberger Freien Wähler mit ihren Galionsfiguren Dieter Weinsheimer und Alt-OB Herbert Lauer hinlegen: "Wir treten für ein Bamberg ein, das für alle Bamberger da ist und nicht nur für die Interessensträger", fasst Fraktionschef Weinsheimer das FW-Programm zusammen. Es sei auch eine Absage an die "wirtschaftsliberale Politik von OB Starke und Klaus Stieringer".
Jusos üben Kritik Noch in der Findungsphase steckt nach Angeben des Kreisvorsitzenden Felix Holland die Bamberger SPD.
Zwar haben die Vorsitzenden der Ortsvereine bereits Vorschläge für die SPD-Liste gemacht, die bis Anfang November in einer Delegiertenkonferenz abgesegnet werden soll, doch die Begleitmusik ist bei den Sozialdemokraten nicht ungetrübt. Abgesehen von nach wie vor großen Rivalitäten unter den amtierenden Stadtratsmitgliedern soll ausgerechnet SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Metzner von Jusos in einer Sitzung des Ortsvereins Altstadt-Süd massiv angegriffen worden sein.
"Jemand, der die Parteien wie die Unterhosen wechselt, gehört nicht auf die Liste der SPD", sind die Worte, die laut SPD-Mitglied Sabine Sauer fielen und die allgemeine Stimmungslage widergespiegelt hätten. Juso-Vorsitzender Andreas Lehrl bestreitet, dass dies so war. Er spricht von kritischen Einzelstimmen, die man nicht überbewerten dürfe.
Kreisvorsitzender Felix Holland sagt, dass es Gesprächsbedarf "wegen unterschiedlicher Auffassungen und der Kommunikation" gebe. Holland ist zuversichtlich, dass die Differenzen im gemeinsamen Austausch zwischen den Jusos und dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion ausgeräumt werden können. "Wolfgang Metzner ist hoch engagiert und macht eine gute Arbeit für die Fraktion."
Metzner steht hinter der SPD Metzner selbst versteht nicht, warum es immer noch zu solchen Vorwürfen kommt. Dass er als 15-jähriger Junge in der Jungen Union gewesen sei, könne man ihm heute nicht mehr ernsthaft vorwerfen. Seinen Wechsel von den Grünen zur SPD habe er ausführlich begründet. "Ich stehe hinter den Zielen der SPD."
Die ist in der Zwischenzeit bescheidener geworden. Vor einem Jahr war es noch das erklärte Ziel, zur stärksten Fraktion aufzurücken. Heute wäre man schon mit zwölf Sitzen zufrieden. Aber wer weiß - vielleicht reicht das ja schon, um 2014 die Nummer 1 zu werden.
Die Nummer 1 hat die "SPD" schon - es ist der OB, ob man ihn mag oder nicht. Aber das Zeug, auch im Stadtrat die Nummer 1 zu sein, das hat diese SPD ebenso wenig wie die zerfledderte CSU.