Bamberger Markthändler stehen jetzt im Kundenstrom

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Dieter Peterhänsel setzte sich dafür ein, dass die Bamberger Marktkaufleute vom Maxplatz an den Grünen Markt wechseln durften. Foto: Matthias Hoch
Dieter Peterhänsel setzte sich dafür ein, dass die Bamberger Marktkaufleute vom Maxplatz an den Grünen Markt wechseln durften.  Foto: Matthias Hoch

Dieter Peterhänsel war Vorsitzender der Bamberger Marktkaufleute. Er boxte unter anderem den Standort Grüner Markt durch.

Zum Abschied sagt er nicht leise "Servus", sondern einen alten Spruch der Markthändler: "Mit warmen Händen will ich gehen, nicht mit kalten." Er halte es da wie der nun ehemalige Papst Benedikt - "entweder mach ich's gscheit oder ich lass es", sagt Dieter Peterhänsel. Der 53-Jährige hat sich nicht mehr zur Wiederwahl zum Ersten Vorsitzenden der Bamberger Marktkaufleute gestellt.

Die Ehrenämter als Vizepräsident und Landesvorsitzender im Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller möchte er vorerst noch weitermachen, "auf jeden Fall bis Ende 2013, dann sehen wir weiter."
Eine andere Entscheidung hat er bereits getroffen: In den nächsten ein, zwei Jahren will er seinen Verkaufsstand übergeben, für "die Jugend das Feld räumen", wie er sagt. Peterhänsels Söhne übernehmen dann die Geschäfte in fünfter Generation.

Warum hört er auf, nach 30 Jahren am Obst- und Gemüsestand, 20 Jahren im Vorstand, rund zehn Jahren als Erster Vorsitzender der Bamberger Marktkaufleute? "Aus gesundheitlichen Gründen", sagt er. Fünf Bandscheibenvorfälle, Arthrose, und "diverse andere Wehwehchen, die man eben hat, wenn man Sommer wie Winter im Freien schafft", sagt er. "Irgendwann ist der Körper verbraucht."


Stände von Hand aufgebaut

Doch bevor er geht, braust er noch einmal auf. Wenn er erzählt, was er in 30 Jahren als Marktkaufmann erlebt hat, wofür er sich in seiner Zeit als Vorsitzender eingesetzt hat. "Im Ordnungsamt stand ich auf der Matte, im Amt für Denkmalpflege und natürlich in etlichen Stadtratssitzungen." - Warum? "In einer Weltkulturerbestadt kann man nicht einfach ein PVC-Dach auf einen Hänger bauen", erklärt er.

Bevor es zu dieser Diskussion kommt, muss man aber erst einmal den Hänger durchsetzen. Denn als Peterhänsel vor 30 Jahren angefangen hat, mussten er und die anderen Marktkaufleute ihre Stände von Hand aufbauen, Holzbretter und Böcke ineinander schachteln, jeden Tag. "Irgendwann hab ich dann gesagt, so geht's nicht mehr weiter. Wir arbeiten hier wie 1947!"

Also hat er sich darum bemüht, dass er und die Kollegen Verkaufsanhänger mit Dach nutzen dürfen. "Zunächst hatten wir die Auflagen, dass das Dach aus einem Stoffmarkisen-Material sein sollte. Fahren Sie damit mal hinter einem Traktor her, da haut's Ihnen schön die Dreckbatzen drauf. Da können Sie gleich einen neuen Stoffbezug kaufen."

Die Lösung: ein PVC-Bezug, den man abwaschen kann - natürlich in den zugelassenen Farben. "Ja, es gibt eine Satzung, in der genau drin steht, wie ein Wochenmarkt auszusehen hat", erläutert Peterhänsel.
Wer über den Grünen Markt läuft, kann einmal darauf achten: Grundfarbe weiß, dann Streifen in rot, grün oder blau.

Apropos Grüner Markt: "Der heißt so, weil unsere Vor-Vor-Vorgänger dort ihren Marktstand hatten", sagt Peterhänsel. In den 1950er-Jahren wurde der Markt an die Promenade verlegt, in den 70ern schließlich auf den Maxplatz, weil der Zentrale Ominbus Bahnhof (ZOB) gebaut wurde.


Sechs statt 19 Obststände

Als die Kurzzeitparkplätze an der Maxplatz-Nordwand verschwanden, war der Standort für die Markthändler nicht mehr attraktiv, sagt Dieter Peterhänsel. Die Zahl der Obst- und Gemüsestände sei von 19 auf sechs geschrumpft. Hinzu seien Veranstaltungen wie Live-Übertragungen auf Großbildleinwand, etwa Basketball- oder Fußballspiele und "Bamberg zaubert" oder das Blues- und Jazzfestival gekommen. "Wir wurden circa 180 Tage im Jahr an den Grünen Markt ausgelagert", erklärt Peterhänsel.

Dabei haben die Markthändler festgestellt, dass der Ausweich-Standort für sie attraktiver als der Maxplatz war. "Es gibt dort zwar auch keine Parkplätze. Aber wir stehen direkt im Kundenstrom. Der Maxplatz dagegen ist wie eine Sackgasse."

Also kämpften Peterhänsel und die Marktkaufleute für den neuen Standort, sammelten 2006/2007 über 5000 Unterschriften. "Wenn Vorstand und Helfer nicht Hand in Hand arbeiten, geht gar nichts", betont Peterhänsel. Dass die Entscheidung der Stadt schließlich für den Grünen Markt ausfiel, dafür ist er heute noch sehr dankbar.
Ebenfalls dankbar ist er den Bamberger Stadtwerken: 2011 wurde der Park-und-Ride-Platz (P+R) Heinrichsdamm hergerichtet, allerdings wurden dabei auch die Busparkplätze in Stellplätze für Campingwagen umgewandelt. "Ich wurde bei bei den Stadtwerken vorstellig. Wir haben dann einen Streifen mit sechs Lkw-Stellplätzen auf der Anlage bekommen - die wir selbstverständlich mieten."


Audienz beim Papst

Etwas anderes ist für Dieter Peterhänsel nicht mit Gold aufzuwiegen,das es ganz umsonst gab: Im Dezember 2012 wohnte er einer Audienz beim scheidenden Papst Benedikt XVI. bei. Er reiste er mit einer Delegation aus Bamberger Marktkaufleuten und Schaustellern nach Rom. "Das war ein unvergessliches Spektakel. Ich möchte es nicht missen", sagt Peterhänsel.

"Wissen Sie, auch Schausteller und Marktkaufleute sind gläubige Menschen. Bei 28 Sonntagsmärkten kann man nicht in die Kirche. Und die Schausteller, die unterwegs sind, wollen auch Hochzeit und Taufe feiern."
Vielen Kollegen sei es wichtig, dass etwa das neue Fahrgeschäft eingeweiht wird. Deswegen gibt es Seelsorger, die bundesweit für Marktkaufleute und Schausteller im Einsatz sind. Dass er nicht in die Kirche kann, vor diesem Problem steht Dieter Peterhänsel nicht. Er lächelt. "Mein Stand liegt direkt vor der Martinskirche am Grünen Markt. Da kann ich immer mal rein gehen."

Bei der Generalversammlung der Bezirksstelle Bamberg des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller wurde Georg Fischer aus Bamberg zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Sein sein Stellvertreter wurde Sandro da Ros, ebenfalls aus Bamberg. Die Mitglieder wählten alle Kandidaten mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen.