Bamberger Eltern blitzen zwei Mal ab

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Die Zäune der Bundespolizei zwingen sie zu weiten Umwegen. Eltern der Natosiedlung fordern eine Kita im unmittelbaren Umfeld. Foto: M. Wehner
Die Zäune der Bundespolizei zwingen sie zu weiten Umwegen. Eltern der Natosiedlung fordern eine Kita im unmittelbaren Umfeld. Foto: M. Wehner

Rund 30 Eltern forderten die Schaffung einer Kindertagesstätte im Bereich von Nato- und Offizierssiedlung. Doch die Pläne der Stadtspitze sind andere.

Es war ein ungewohntes Bild im Kleinen Sitzungssaal im Rathaus Maxplatz. Wo sonst gewöhnlich Gremien über ernste Angelegenheiten verhandeln, tollten an diesem Mittwoch Kleinkinder durch den Saal. Eine ernste Sache war es gleichwohl, die rund 30 Eltern und ihren Nachwuchs ins Rathaus gezogen hatte. Sie überreichten OB Andreas Starke (SPD) 120 Unterschriften und formulierten so ihren dringenden Wunsch nach einer Kindertagesstätte im Umfeld von Nato- und Offizierssiedlung.

Dort leben mittlerweile 200 Kinder und Jugendliche in rund 150 Doppel- und Reihenhäusern, wie Christian Schmitt als einer der Sprecher der Initiative erklärte. Doch die isolierte Lage zwischen Bundespolizei, Ankerzentrum und Autobahn hat Schattenseiten. Wenn die Eltern der Natosiedlung ihre Kinder in eine Betreuungseinrichtung geben wollen, müssen sie weite Wege in Kauf nehmen und Wartelisten akzeptieren.

Situation verbessert sich nicht

Und das ist noch nicht alles: Was die Eltern auf die Palme treibt, ist die Aussicht, dass sich an ihrer Situation in den nächsten Jahren nur wenig ändern dürfte. " Mit Erstaunen haben wir festgestellt, dass im Bebauungsplan zur so genannten Offizierssiedlung weder unsere Wünsche noch die Stellungnahmen der Fachbehörden berücksichtigt wurden", klagt Schmitt.

In der Tat soll die Enklave der Natosiedlung ebenso wie die 30 Häuser der Offizierssiedlung, deren Ausbau 2020 ansteht, auch in Zukunft ein weißer Fleck auf der Kita-Landkarte der Stadt Bamberg bleiben. Die Stadt, die sich eine Betreuungs-Offensive auf die Fahne schreibt, forciert in den nächsten Jahren den Ausbau im ehemaligen Offizierskasino an der Zollnerstraße, wo 86 Krippen- und Kindergartenplätze entstehen sollen und in der Lagardekaserne, wo weitere 100 Plätze in Planung sind. 100 zusätzliche Plätze kommen zudem auch im Luise-Scheppler-Kindergarten und in der "Kita Jean Paul" dazu.

Bambergs OB widersprach mit diesen Beispielen dem Eindruck, die Stadt Bamberg lasse sich beim Erweitern der Kita-Kapazitäten Zeit oder treibe den Ausbau der Betreuungseinrichtungen nicht mit genügend Nachdruck voran. Das Gegenteil sei der Fall: "Wir nehmen einen Riesenschluck aus der Pulle. Bamberg-Ost ist der Stadtteil, der von der zehn Millionen Euro schweren Kita-Offensive der Stadt am meisten profitiert", sagte der OB.

Doch die von ihm genannten Zuwächse von 290 neuen Kindergarten- und 168 neuen Krippenplätze allein in Bamberg Ost vermochten die Eltern ebenso wenig zu besänftigen wie die vage Aussicht auf eine langfristige Reduktion der Bundespolizei-flächen und die dadurch erhoffte bessere Anbindung an den Rest der Stadt: "Eine Kita im Offizierskasino hilft uns nicht weiter. Wir müssen, um sie zu erreichen, weite Umwege über den Berliner Ring in Kauf nehmen", sagte eine betroffene Mutter.

Als im Anschluss an den Austausch das Thema im Konversionssenat der Stadt noch einmal auf den Tisch kam, erwartete die Eltern die zweite Enttäuschung. Petra Friedrich und Kiki Laaser, die sich von den Grünen für eine Kita in zwei Wohngebäuden der Offizierssiedlung oder wenigstens eine provisorische Kinderbetreuung ebenda einsetzten, unterlagen einer klaren Mehrheit von Stadträten aus CSU, SPD und Bamberger Allianz. Dabei sprach Friedrich von Gerüchten, die keine Verkleinerung der Bundespolizei nahe legten, sondern eine weitere Ausdehnung.

Bremst Freistaat die Eltern aus?

Für die geplante Kita im Offizierskasino machte sich unter anderen Peter Neller (CSU) stark. Sie werde schon aus Kapazitätsgründen auf hohe Nachfrage im ganzen Umfeld stoßen. Heinz Kuntke (SPD) gab den schwarzen Peter an den Freistaat weiter. Dieser entziehe sich bislang der auch von der SPD gestellten Forderung nach einer Kita auf der Fläche des Ankerzentrums und lasse die Menschen im Regen stehen.

Damit die Betreuung vor Ort erfolgen könne, sei der Freistaat gefordert. Wörtlich sprach Kuntke von einem "Bermudadreieck der Zuständigkeit", an dem vieles scheitere. Auch OB Starke schaltete sich noch einmal in die Diskussion ein und erinnerte an die begrenzten Ressourcen der Stadt. Die Stadt gebe enormes Geld aus: "Wir hatten für die kindbezogene Förderung noch nie so viel Geld im Haushalt stehen wie 2019."

Kitaplätze sind Pflichtaufgabe

Doch auch das ist offenbar Ansichtssache. Uta von Hasselbach, die Vorsitzende des Familienbeirats der Stadt Bamberg, reagierte nach der Sitzung ernüchtert: "Dass im Konversationssenat der Antrag der GAL mit so vielen Gegenstimmen abgelehnt wurde, habe ich mit Unverständnis und Erschrecken zur Kenntnis genommen. Ausreichend Kitaplätze zur Verfügung zu stellen ist eine Pflichtaufgabe der Kommune." Wenn das Geld nicht genüge, müsse eben zusätzliches Geld eingesetzt werden, sagte von Hasselbach.