Bamberg soll einen "Walk of Beer" bekommen

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Eine Platte in mattem Bronze vor den einzelnen Stationen, wie hier in der Fotomontage vor der Brauereigaststätte Spezial, soll den "Walk of Beer" kenntlich machen. Über den QR-Code oben rechts gelangt man im Internet zu weiteren Informationen. Foto: Markus Raupach
Eine Platte in mattem Bronze vor den einzelnen Stationen, wie hier in der Fotomontage vor der Brauereigaststätte Spezial, soll den "Walk of Beer" kenntlich machen. Über den QR-Code oben rechts gelangt man im Internet zu weiteren Informationen. Foto: Markus Raupach

Analog zum berühmten "Walk of Fame" plant eine private Initiative aus Bierfachleuten einen "Walk of Beer": In Hollywood sind es Sterne von Berühmtheiten auf dem Gehweg, in Bamberg sollen es Bronzeplatten vor Bierkulturstätten sein. Das ist nicht unumstritten.

Da hat man gleich ein Bild im Kopf, bei "Walk of Beer", findet Initiator Markus Raupach. Ganz bewusst lehnt sich der Titel an den berühmten Gehweg in Los Angeles an: ein schwarzer Boulevard mit roten Sternen, auf denen Namen wie Michael Jackson oder John Lennon stehen - der "Hollywood Walk of Fame".

Die Idee: ein kulturhistorischer Weg, der die Biergeschichte und die Bierkultur der Stadt bewusst machen soll. Und zwar Touristen und Einheimischen, ähnlich, wie man es bereits vom Rundweg durch die Gärtnerstadt kennt. Statt Schautafeln sollen Bodenplatten in mattem Bronze die einzelnen Stationen markieren.

Jede Platte hat eine eigene Nummer und einen QR-Code. Über die Nummer erhält der Interessierte weitere Informationen zur jeweiligen Station auf einem Faltblatt. Wer es lieber digital mag, kann mit seinem Smartphone den QR-Code oben rechts auf dem Logo einscannen.

Doch wie funktioniert das mit dem Weg? Auf einem Plan sind die einzelnen Stationen markiert. Mit dabei sind selbstverständlich die neun Bamberger Brauereien. Auch die beiden Mälzereien sollen einen "Stern" auf dem Boden erhalten, ebenso wie das Brauereimuseum und die beiden heimischen Brauereimaschinenfabriken. Eine davon, Kaspar Schulz, wird die Bodenplatten herstellen und warten.

Deren Größe wird an ein übliches Maß des Bamberger Pflasters angepasst. Das gibt es allerdings in unterschiedlichen Ausführungen, deswegen gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Angaben.

Alles läuft über die Ämter

Unter anderem wegen Fragen wie dieser befindet sich Raupach in engem Austausch mit Andreas Christel, Leiter des Tourismus und Kongressservice (TKS), sowie den Fachämtern der Stadt. Es gilt, noch die exakte Gestaltung der Platten zu klären, ebenso wie den genauen Standort, die fachgerechte Verlegung oder die Tatsache, dass keine Unfallgefahr von ihnen ausgehen darf.

Das politische "ok" hat das Projekt jedenfalls vom Kultursenat bekommen. Allerdings waren sich die Stadträte einig: Eine Verwechslungsgefahr zu den "Stolpersteinen" im Bamberger Straßenpflaster müsse auf jeden Fall ausgeschlossen sein. Die Erinnerungssteine für die Opfer des Nationalsozialismus sind zwar deutlich kleiner als die geplanten Bierweg-Platten, aber ebenfalls bronzefarben.

Markus Raupach gab noch in der Sitzung Entwarnung: Die Farbe sei lange mit den Ämtern der Stadt diskutiert worden, das nun matt-bronzene Aussehen die Folge dieser Gespräche. Raupach betonte in der Sitzung des Kultursenats außerdem, dass er selbst Mit-Initiator der ersten "Stolpersteine" sei und diese sich von den geplanten Bodenplatten des "Walk of Beer" in Aussehen und Präsentation deutlich unterscheiden würden.
Ein anderes angedachtes Symbol ist dagegen von vorneherein ausgeschieden: Der Brauereistern, zu sehen am Ausleger im obigen Bild . Zwar handelt es sich dabei gerade nicht um den Davidstern, doch sieht nicht nur Bürgermeister Christian Lange (CSU) die Gefahr, dass beide auf den ersten Blick gleichgesetzt würden.
Obwohl der Kultursenat das Projekt grundsätzlich gut findet - Annette Neuman (BBB) sogar "klasse" - entwickelte sich eine Diskussion über den Namen. Denn Gerhard Seitz (CSU) sprach bei einem "Walk of Fame" von einem "überflüssigen Anglizismus". "Warum nennen wir ihn nicht Bierweg, es ist doch auch ein deutsches Produkt?" Unterstützung bekam er von Dieter Weinsheimer (FW).

Klaus Stieringer brachte den Vorschlag, dass man zwar nach außen einen "Walk of Beer" vermarkten könnte, der SPDler fand aber ebenfalls einen deutschen "Bierweg" grundsätzlich besser.

Internationales Publikum

Deutlicher Gegenwind kam von der Grün-Alternativen Liste. Wolfang Grader stellte klar: "Wir sind international, viele Gäste kommen gerade wegen des Bieres. Ein ,Walk of Beer‘ soll ja gerade das Besondere herausheben, den sollten wir nicht provinzialisieren." Zudem verteidigte Initiator Raupach den Titel, indem er anmerkte, dass bei einem rein deutschen Namen Verwechslungsgefahr mit bestehenden Bierwanderwegen in Stadt und Landkreis bestehe. Das Ergebnis: Der "Walk of Beer" wird mit einem deutschen Untertitel versehen.

Doch wer zahlt das Ganze überhaupt? Nicht die Stadt. Trägerschaft, Verantwortung und Pflege übernimmt voraussichtlich der Verein der Bamberger Brauereien. Unterstützer sind der Brauerbund, Private Brauereien, das Bierland Oberfranken und die Deutsche Bierakademie.

Raupach: "Jede Platte wird einen Preis haben. Es handelt sich aber nicht um einen riesen Kostenaufwand." Am liebsten würde der Bamberger mit dem Projekt bereits nach der Sandkerwa loslegen, bis 23. April 2016 soll - mit Option auf weitere Stationen - alles fertig sein. Denn nächstes Jahr heißt es "500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot von 1515." Das Jubiläum war überhaupt der Auslöser für die Idee des "Walk of Beer". Raupach wollte nach eigener Aussage "etwas Nachhaltiges machen". Und: "Keine andere Stadt der Welt hat das!"

Kommentar von Redakteurin Anna Lienhardt:

Kultur statt Besäufnis

Ein "Walk of Beer" in Bamberg ist eine nette Idee - und ein schlauer Marketing-Schachzug für unsere Stadt. Zwar soll es ausdrücklich nicht um Bierwerbung gehen, doch natürlich wird so ein außergewöhnlicher Bierweg ein Alleinstellungsmerkmal sein. Gleich von Anfang an muss allen "Sauftouristen" klar gemacht werden: Es geht um maßvollen Genuss, vor allem aber Bierkultur. Wer eine Trink-Tour mit Anleitung sucht, ist unerwünscht. Denn über den "Walk of Beer" kann man auch einfach mal gemütlich mit seinem Sonntags-Besuch flanieren.


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