Ermittler aus Bamberg und Hannover decken einen Pädophilen-Ring auf. Sieben Beschuldigte werden verhaftet und eine Online-Plattform vom Netz genommen. Ein zwölfjähriger Junge wird aus der Wohnung eines Beschuldigten befreit.
Ermittlern ist ein Schlag gegen ein mutmaßliches Pädophilen-Netzwerk in Deutschland gelungen - dabei wurde auch ein Kind befreit. Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und die Polizeidirektion Hannover mit.
Demnach haben die Beamten bei der Durchsuchung einer Wohnung eines Tatverdächtigen einen zwölfjährigen Jungen unter Umständen angetroffen, "die den Tatverdacht des sexuellen Missbrauchs begründen", wie es in einer Mitteilung der Ermittler hieß. Das Kind konnte nach zwischenzeitlicher Betreuung durch besonders geschulte Polizeibeamtinnen noch am selben Abend wieder in die Obhut seiner Eltern übergeben werden. Der tatverdächtige Mann wurde festgenommen. Außerdem habe es bereits in den vergangenen Wochen weitere Durchsuchungen und Festnahmen gegeben.
Schlag gegen Kinderporno-Bande - Teilgeständnisse
Insgesamt wurden Haftbefehle gegen sieben Beschuldigte aus Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen erlassen. Die Männer im Alter von 41 bis 53 Jahren sitzen demnach bereits in Haft.
Diese mutmaßliche Bande soll sich nicht nur im digitalen Raum vernetzt, sondern auch im echten Leben zu Aktivitäten getroffen haben, teils unter Annäherung an potenzielle minderjährige Opfer. Drei der Tatverdächtigen lebten jahrelang in einer Wohngemeinschaft in Südhessen unter einem Dach und sollen von dort aus gemeinsam die pädosexuelle Anbahnungsplattform im Internet administriert haben.
Ermittelt wird gegen sie wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornographischer Inhalte. Sie sollen auf Kinderpornografie-Plattformen im Darknet als Administratoren und Moderatoren Fotos und Videos vom sexuellen Missbrauch von Kindern zugänglich gemacht und aktiv geteilt haben. Mehrere Tatverdächtige haben im Rahmen der polizeilichen Einsatzmaßnahmen bereits Teilgeständnisse abgelegt und darin auch ihre Komplizen belastet.
Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet in Bamberg ermittelt
Auch sei eine Online-Plattform abgeschaltet worden, "die unter dem Deckmantel der musikalischen Talentförderung der Kontaktanbahnung zwischen Pädophilen und Minderjährigen diente", wie es weiter hieß.
Es seien insgesamt rund 620 Beweismittel sichergestellt worden, bei denen es sich hauptsächlich um Datenträger handelte, aber auch um mutmaßlich missbrauchsrelevante Sexspielzeuge und insgesamt über 50 Kinderpuppen, davon 7 verbotene Sexpuppen in Kindergestalt.
Die Ermittler sind sich sicher, dass ihnen ein wichtiger Schlag gegen die Szene gelungen ist: "Schon jetzt ist absehbar, dass mit der Aufdeckung der ebenso umfassenden wie langjährigen Netzwerk- und Bandenstrukturen, sowie der Abschaltung der von der Szene selbst als „Deutsches Pädophilen Forum“ bezeichneten Anbahnungsplattform ein schwerer Schlag gegen die Pädokriminalität gelungen ist", heißt es in der Mitteilung. rowa/mit dpa