Denn Möglichkeiten, zu reagieren, gibt es durchaus: So wurde laut nordbayern im mittelfränkischen Weißenburg zuletzt ein nächtliches Befahr- und Parkverbot für den Kirchplatz und die umgebenden Parkplätze eingeführt. Dort hatten sich Autoposer nachts regelmäßig versammelt. Das von 22 bis 5 Uhr gültige Verbot soll die Szene nun abschrecken. Ob dies funktionieren kann, bleibt abzuwarten.
Die Stadt Bamberg wiegelt ab
Ähnliche Pläne, beispielsweise für die Lange Straße oder die Obere und Untere Königsstraße, gibt es in Bamberg laut Beck nicht. Es sei schwierig, mit solch drastischen Maßnahmen zu reagieren. Dafür sei eine längere Dokumentation der Situation notwendig, auch rechtlich müssten zunächst einige Fragen geklärt werden. Beck sieht die Verantwortung deshalb eher bei der Polizei: Sie stehe in der Verantwortung, die gültigen Bestimmungen im Straßenverkehr durchzusetzen und Verstöße zu ahnden.
Das tue die Polizei in Bamberg und anderswo auch, erklärt André Nelle von der Polizei in Bamberg. Seit neun Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Autotunig und -poser. Dabei hätte es immer wieder mehr oder weniger Probleme gegeben - „das ist auch witterungsabhängig“. Es gebe durchaus bekannte Routen in der Stadt – neben der bereits angesprochenen Innenstadtrunde rund um Lange Straße und Königsstraße sei hier auch der Berliner Ring zu nennen.
Zunahme in der Corona-Zeit?
Eine Zunahme in der Corona-Zeit sei jedoch nicht belegbar – wenn auch durchaus plausibel: Schließlich fehlten den jungen Leuten Beschäftigungs-Alternativen und es sei möglich, dass einige Szenemitglieder mehr Geld für ihr Auto ausgegeben hätten, weil andere Freizeitaktivitäten oder Hobbys nicht möglich gewesen sein.
Eine deutliche Zunahme von Beschwerden hätte man jüngst aber nicht verzeichnen können, so Nelle. Eine Einschätzung, die auch das Polizeipräsidium Oberfranken teilt. Dort habe man jedoch beobachtet, dass die Szene sich mittlerweile in größeren Gruppen treffe, so Pressesprecher Wolfgang Birner. Dabei sei es aber selten zu Ordnungswidrigkeiten gekommen. Auch die Corona-Beschränkungen seien größtenteils eingehalten worden, so Birner.
Welche Möglichkeiten hat die Polizei überhaupt?
Im Wesentlichen kann die Polizei laut Birner mit regelmäßigen Kontrollen auf das Problem reagieren. Dabei geht es um die Kontrolle der Fahrtüchtigkeit nach Paragraf 36 StVO – was sowohl den Fahrer als auch den Pkw betreffe. Zudem kann die Polizei auf Geschwindigkeitsverstöße reagieren. Dabei kommt vor allem auch dem Paragrafen 315/d des StGB besondere Bedeutung zu – also dem Verbot illegaler „Kraftfahrzeugrennen“. Nach Paragraf 1 der StVO müssen sich Verkehrsteilnehmer außerdem so verhalten, dass „kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird“. Auch das gibt den Beamten eine gewisse Handhabe gegen Autofahrer, die zum Zeitvertreib lärmend durch die Innenstadt fahren.
Die Aufgabe für die Polizei ist trotzdem nicht leicht: Laut Nelle ist die Geschwindigkeit oft nicht das Problem. Es brauche auch keine illegal hoch-getunten Boliden, um Anwohner aus dem Schlaf zu schrecken. Vielmehr ist die hochtourige Fahrweise entscheidend – dafür müsse man aber nicht mit 100 km/h durch die Stadt donnern.
Problematisch ist auch das Strafmaß, so Nelle. Bußgelder von 10 Euro (Belästigung anderer durch unnötigen Lärm- und Abgasausstoß) wirken auf Menschen, die tausende Euro in ihre Autos stecken, wenig abschreckend. Stärker wirkt dann schon die Möglichkeit Stilllegung oder Beschlagnahmung der hoch-getunten Wagen– doch dies ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich.
Ausgleich für geringes Selbstwertgefühl
So bleibt vor allem die Hoffnung, dass sich die Szene von allein auflöst oder sich andere Strecken sucht, bei denen sie keine Anwohner aufschrecken. Doch wie wahrscheinlich ist das? Verkehrspsychologen betonen immer wieder, dass es sich bei der Autoposer-Szene vor allem um junge Männer handelt, für die ihr Auto einen wesentlichen Teil ihres Selbstbildes und ihrer Identität ausmache.
Ihnen geht es um Aufmerksamkeit. Darum, von anderen wahrgenommen zu werden und größer und wichtiger zu erscheinen. „Viele der Raser und Autoposer kommen aus ländlichen Gebieten. Auf dem Land braucht man ein Auto. Es bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und ist ein Zeichen, dass man erwachsen ist. Vielfach erhält das Auto dadurch eine zu große innere Bedeutung. Poser werden eins mit ihrem Auto. Sie geben ihm einen Namen und sprechen mit ihm. Sie identifizieren sich mit dem Auto“, erklärte beispielsweise Verkehrspsychologe Urs Gerber gegenüber der Aargauer Zeitung.
Hoffnung kann also hier nur ein Wandel der Jugendkultur machen. Laut André Nelle befindet sich auch die örtliche Szene im ständigen Wandel. Das heißt, Jüngere kommen hinzu, sind einige Zeit dabei und „wachsen irgendwann von allein heraus und werden vernünftiger“. Und vielleicht finden zukünftige Generationen sinnvollere Wege, ihr Selbstbild aufzuwerten. Es wäre ihnen ebenso zu wünschen, wie den genervten Anwohnern.
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Vorschaubild: © Robert Wagner
Hier gehören die Gesetze geändert: wer sich als charakterlich ungeeignet outet, Auto zu fahren, dem gehören Auto und Führerschein abgenommen - dauerhaft. Muss ich als Bewohner jetzt vor den Spinnern kapitulieren, welche hier alle stören? Wer braucht die Poser? Neimand! Also bitte hart durchgreifen!
Wenn denn Wohnungen in der Innenstadt leer werden sollten - unsere ständig wohnungssuchenden Studenten würden sich freuen. Lärm macht ihnen nichts aus und sie hätten dazu noch kurze Wege in die angesagten areas ...
davon wohnen schon jetzt sehr viele bei Mietwucherern, äh ich meine Vermietern, in Wohnungen wo früher Bamberger Familien und ältere Menschen gewohnt haben

Aber die konnten halt keine 13 € pro qm zahlen oder sind gestorben oder ins Heim abgeschoben
ich denke, Sie wohnen eher nicht an einer stark befahreren Straße in der Innenstadt/Altstadt
Ich hätte noch einen Vorschlag. Man öffnet die Untere Brücke wieder für den normalen Verkehr, als Einbahnstraße Richtung Altstadt. Evt. auch die Sandstrasse auch, als Einbahnstraße. Damit hätte man zwei Probleme gelöst. Zum ersten wäre dann das Feiern auf den Straßen beendet und zweitens, und das wäre auch ein deutlicher Umweltaspekt, erübrigen sich lange Umfahrungswege durch die Kapuzienerstrasse, Markusplatz/Straße, Löwenbrücke.