Bamberg "die gefährlichste Stadt Bayerns": Warum landet die Domstadt ganz vorne?

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Polizeibericht Bamberg: Blaulichtmeldungen vom Wochenende
Polizeibericht Bamberg: Das sind die aktuellen Blaulichtmeldungen vom Wochenende.
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Ralf Welz / inFranken.de (Archivbild)
In Bamberg gab es 2022 rein rechnerisch so viele Straftaten wie in keiner anderen bayerischen Stadt. Die Kriminalstatistik zeigt, welche Delikte am häufigsten vorkamen.
Bamberg "die gefährlichste Stadt Bayerns"? TikTok-Video geht viral
Clara Maria Wimmer / inFranken.de (Archivbild)

"Welche sind die gefährlichsten Städte in Bayern?" Diese Frage wird in einem viralen TikTok-Video gestellt. Auf Platz 1 landet Bamberg - dort ereigneten sich im vergangenen Jahr statistisch gesehen die meisten Straftaten im ganzen Freistaat.

Im Internet sorgt gerade ein viral gegangenes TikTok-Video für allerhand Diskussion. In dem 63 Sekunden langen Clip des Immobilienportals "Immowelt" tauschen sich zwei junge Frauen im schnellen Schlagabtausch über die Kriminalitätsstatistik im Freistaat aus. "Welche sind die gefährlichsten Städte in Bayern?", fragt die eine der beiden Darstellerinnen. "Oha, das wirst du nicht glauben", antwortet die andere. "Das kam unerwartet", heißt es im kurzen Anreißer des Videos, das bereits mehr als 302.000 Aufrufe hat (Stand: 06.12.2023). Über 1300 Mal wurde der Inhalt schon kommentiert. 

"Hm, Platz 1 könnte an Nürnberg gehen", vermutet eine der beiden Frauen in dem kurzen Clip auf dem Videoportal. Tatsächlich führt das Ranking aber ein anderer fränkischer Ort an. "9700 Straftaten pro 100.000 Einwohner wurden hier begangen", berichtet die andere Darstellerin. "Die gefährlichste Stadt Bayerns ist eine der schönsten Städte Deutschlands: Bamberg." In der Tat nimmt die Domstadt im bayernweiten Vergleich seit Längerem einen Spitzenplatz ein. Schon 2017 landete Bamberg bei der Zahl der Straftaten rechnerisch ganz vorn.

Kriminalstatistik zeigt: Straftaten in Bamberg 2022 erheblich gestiegen - Höchstwert in ganz Bayern

Das Bayerische Innenministerium veröffentlicht alljährlich seine "Polizeiliche Kriminalstatistik" für den Freistaat. In der Erhebung sind sämtliche Straftaten erfasst, die bei der Polizei im Vorjahr gemeldet worden sind. Bamberg führt die Bayern-Statistik 2022 in Sachen Kriminalitätsbelastung an. Dahinter folgen Regensburg, Nürnberg, Würzburg und Bayreuth.

Laut einem Auszug des Sicherheitsberichts der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt ist die Anzahl der Straftaten im vergangenen Jahr im Bamberger Stadtgebiet "signifikant" angestiegen. So wurden 2022 vor Ort 7534 Straftaten gezählt - ganze 1382 mehr als im Vorjahr. "Dies ist vorrangig einer erhöhten Anzahl an Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikten sowie Betrügereien und Sachbeschädigungen, aber auch festgestellten Rauschgiftdelikten geschuldet", berichtet die Bamberger Polizei in ihrem Handout. Die statistische Gesamtmenge der Straftaten weist für Bamberg gar einen Wert von 9690 auf - den, wie erwähnt, höchsten in ganz Bayern. Bei diesem Wert handelt es sich um die sogenannte Häufigkeitszahl.

Diese dient laut Bundeskriminalamt als Indikator für die durch Kriminalität verursachte Gefährdung in einer jeweiligen Stadt oder Region. Die Häufigkeitszahl zeigt die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner. "Da Bamberg derzeit 77.750 Einwohner verzeichnet, werden die Deliktszahlen prognostisch hochgerechnet", erklärt die Polizei. "Dies ist für einen dahingehenden bayernweiten Vergleich notwendig." Demnach schwankte die Häufigkeitszahl in den vergangenen Jahren in Bamberg um einen Durchschnittswert von etwa 8800. Die sicherste Stadt im Freistaat ist statistisch gesehen Fürth. Dort gab es 2022 so wenige Straftaten wie in keiner anderen bayerischen Großstadt.

Diebstähle "größtes Deliktsfeld" im Bamberger Stadtgebiet - Zunahme von Raub und Körperverletzung

Laut Sicherheitsbericht bilden Diebstahlsdelikte mit einem Anteil von über 37 Prozent an der gesamten Kriminalitätsbelastung "das größte Deliktsfeld" im Bereich der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt. Diesbezüglich sei 2022 ein "sehr auffälliger Anstieg" auf 2806 Fälle festzustellen gewesen. "Der Anteil an Nichtdeutschen und Zuwanderern ist dabei seit Jahren deutlich überproportional zu deren Bevölkerungsanteil", so die Polizei. 

Auch Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzung nahmen zu. "Der Anteil solcher Taten an der gesamten Kriminalitätsbelastung ist mit knapp 16 Prozent weiterhin als hoch einzustufen", heißt es im Bericht. Auffallend auch hier: "Seit 2015 ist in diesem Bereich eine starke Zunahme von Zuwanderern als Tatverdächtige zu verzeichnen", berichtet die Bamberger Polizei. 

2648 der 3624 Tatverdächtigen bei den Gesamtstraftaten, die im Jahr 2022 polizeilich bekannt wurden, waren nach Polizeiangaben Ersttäter. "Die Hauptdeliktsfelder der Ersttäter sind vorrangig den Rohheits-, Diebstahls-, Vermögens- und Fälschungs- oder Rauschgiftdelikten zuzuordnen", heißt es in dem Sicherheitsbericht. Mehrfachtäter fallen demnach eher im Bereich der Rohheits-, Diebstahls- und Rauschgiftdelikte auf. "Der Anteil von Nichtdeutschen und Zuwanderern ist in nahezu allen Bereichen zwar insgesamt nicht überwiegend, aber tatsächlich überproportional zu deren Bevölkerungsanteil", berichtet die Bamberger Polizei. 

"Etwa zweimal pro Tag": Polizei muss regelmäßig zum Bamberger Ankerzentrum ausrücken

Insbesondere im Bamberger Ankerzentrum gibt es regelmäßig Polizeieinsätze. Laut eigenen Angaben müssen die Beamten im Jahresdurchschnitt "etwa zweimal pro Tag" zur Flüchtlingseinrichtung im Stadtosten ausrücken. Die Anlässe sind unterschiedlicher Natur. "Durch die bereits länger andauernde hohe Auslastung der Einrichtung scheinen soziale Spannungen zuzunehmen", heißt es in dem Bericht.

Straftaten, die innerhalb des Ankerzentrums verübt werden, seien überwiegend Körperverletzungen, Hausfriedensbrüche, Sachbeschädigungen oder Betäubungsmitteldelikte. Die Security im Bamberger Ankerzentrum kostet allein heuer rund 10 Millionen Euro. Pro Tag sind vor Ort bis zu 65 Sicherheitskräfte im Einsatz. Für die Zukunft werde insbesondere abzuwarten sein, wie es mit der Asyleinrichtung weitergehe, heißt es vonseiten der Polizei Bamberg. 

"Vor allem die Anzahl und die Zusammensetzung der Ethnien von Zuwanderern hat unterschiedliche Auswirkungen auf die subjektive Sicherheit und folglich auch auf die polizeiliche Arbeit", konstatiert die Polizei. Laut Oberbürgermeister Andreas Starke soll die Einrichtung wie vereinbart 2025 geschlossen werden. Das stellte der SPD-Kommunalpolitiker erst vor Kurzem noch einmal klar. Von der Staatsregierung forderte er diesbezüglich ein klares Signal. "So kann es nicht weitergehen", erklärte der OB.

Bamberger Polizei mit "nach wie vor überdurchschnittlich guter Aufklärungsquote"

Laut Kriminalstatistik konnte die Aufklärungsquote im Bamberger Stadtgebiet in den vergangenen Jahren indessen gesteigert werden. Im Jahr 2022 habe sie bei 69 Prozent gelegen - und damit mehr als 4 Prozent über dem bayerischen Durchschnitt. Trotz der hohen Kriminalitätsbelastung gelte es dennoch, die "nach wie vor überdurchschnittlich gute Aufklärungsquote" zu berücksichtigen. "Es werden insgesamt nur selten Beschwerden hinsichtlich des Sicherheitsgefühls von der Bevölkerung an die Dienststelle herangetragen", so die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt.

Die Polizei nehme sowohl bei ihren Mitarbeitern als auch in der Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen ein "sehr hohes Engagement" wahr, um die Stadt weiterhin lebenswert und sicher zu machen", heißt es im Resümee des Sicherheitsberichts.

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