Auch in der kalten Jahreszeit reisen gerne Besucher in die Stadt. Die Weltkulturerbe- Führung ist immer gefragt. Speziell wegen der Krippen kommen eher Menschen aus der Region.
Was ist da eigentlich immer los, kurz vor 14 Uhr? Wer um diese Uhrzeit an der Geyerswörthstraße vorbei kommt, sieht sie stehen, Menschen, die sich zu Grüppchen zusammenfinden. Sie warten. Worauf? Auf "Faszination". Denn täglich um 14 Uhr findet die Stadtführung "Faszination Weltkulturerbe" statt, von April bis Dezember zusätzlich um 10.30 Uhr.
Nicht im Grüppchen draußen vor der Tür, sondern im Eingangsbereich der Touristinformation sitzen Thea Bastian und Andreas Buchter. Die beiden Pforzheimer möchten sich auch "faszinieren" lassen. Zu Weihnachten haben sie sich eine Städtereise nach Bamberg geschenkt und gleich kurz nach den Feiertagen eingelöst.
"Wir reisen gerne in historische Städte", sagt Andreas Buchter. Für Bamberg haben sich die beiden sechs Tage Zeit genommen. Vielleicht sehen sich die Pforzheimer ja auch ein paar Krippen an - Bamberg als Krippenstadt, ein Ausflugsziel für den Winter? "Speziell deswegen gekommen sind wir nicht. Aber mal schauen, wie es zeitlich und vom Wetter her passt.
Wenn Wilfried Kuntke vom Verein Bamberger Krippenfreunde auf das Wetter zu sprechen kommt, ist er wenig begeistert. Die Ausstellung in der Matern habe darunter gelitten: "Am zweiten Adventssamstag, als es so geschneit hat, ist ja keiner aus dem Haus. Allein an diesem Tag kamen 500 Menschen weniger als letztes Jahr", sagt er.
Wetter und kürzerer Advent Insgesamt seien die Besucherzahlen vom Dezember 2012 im Vergleich zum Vorjahr bisher "nicht ganz so zufriedenstellend." Neben dem Wetter vermutet Kuntke auch den Kalender als Ursache: "Die Adventszeit war kürzer als letztes Jahr."
Bisher hätten rund 5400 Menschen die Krippenausstellung in der Matern besucht, darunter viele Tagestouristen und Kurzzeiturlauber. An den Feiertagen seien im Wesentlichen Bamberger und Menschen aus der Region vorbei gekommen. Kuntke vermutet, dass die meisten Gäste aus dem Ausland eher den Weihnachtsmarkt und die Stadt besichtigt haben.
Über mehr statt weniger Besucher freut sich Norbert Jung, zuständiger Domkapitular für das Diözesanmuseum. "Schon vor den Feiertagen hatten wir 500 Gäste mehr als letztes Jahr", sagt er. Eventuell hänge das mit positiven Nachwirkungen des Domjubiläums zusammen, vermutet er. Deswegen gefällt ihm auch das Wort "Krippentourismus" nicht. "Ich hoffe, dass die Menschen nicht nur als Touristen, sondern auch als Gläubige kommen." Die meisten der bisher insgesamt 4500 Besucher würden aus der Region stammen.
Dass die Krippen nicht ganz so viele Menschen aus dem Ausland anziehen, diesen Eindruck hat auch Regina Hanemann, Direktorin der Museen der Stadt Bamberg. Sie betreut aktuell zwei Häuser mit Krippenausstellungen: eine mit barocker Großkrippe im Alten Rathaus und eine zum Bamberger Krippenschnitzer Max Huscher im Historischen Museum. "Ein Drittel unserer Besucher kommt aus ganz Deutschland, ein Drittel aus Bayern und nicht ganz ein Drittel aus dem Raum Bamberg. Ein kleiner Rest sind Gäste aus der ganzen Welt."
Die Ausstellung im Alten Rathaus besuchten ihren Angaben zufolge bisher etwa 1700 Menschen, jene im Historischen Museum 2077. Die Museumsdirektorin vermutet aber, dass bis zum Ende der Ausstellungen noch etwa 1000 Gäste dazu kommen werden.
Andreas Christel, Tourismusdirektor des Tourismus- und Kongress-Service Bamberg, spricht in Bezug auf die Bamberger Krippen insgesamt bisher von einem eher verhaltenen Andrang. Er sieht das aber nicht als gravierend an und führt die Entwicklung wie Wilfried Kuntke auf eine verkürzte Adventszeit zurück. "Ich denke schon, dass bis zum Dreikönigstag und darüber hinaus - bei den Krippen, die länger ausgestellt sind - noch einiges an Zuspruch kommen wird."
Krippenführung oder Broschüre Besucher können entweder eine Krippenführung buchen oder sich mit der Broschüre "Krippenstadt Bamberg" selbst auf Entdeckungstour gehen. "Daneben sind die klassischen Stadtführungen immer gefragt, egal ob Sommer oder Winter", sagt Christel.
Den Klassiker - die Weltkulturerbeführung - machen auch zwei junge Männer mit, die um kurz vor 14 Uhr vor der Touristinformation stehen. Michael und Martin warten gemeinsam mit Kumpel Valentin - der nicht an der Führung teilnimmt -, dass es los geht. Alle drei stammen ursprünglich aus Grafenrheinfeld und leben mittlerweile verteilt in ganz Deutschland.
Sie treffen sich einen Tag lang, um "das Bamberg-Programm durchzuziehen. Was essen, Glühwein trinken, eine Stadtführung machen", sagen sie. Ob sie sich jetzt im Winter auch die Krippen anschauen? "In zehn Jahren vielleicht", sagen sie und lächeln.
Eine ältere Dame lächelt ebenfalls. Sie steht im Alten Rathaus, betrachtet die Figuren in der Großkrippe der Sammlung Ludwig. Namentlich genannt werden möchte sie nicht. Eigentlich will sie sich auch gar nicht groß unterhalten. Sie ist extra gekommen, um sich diese Krippe in Ruhe anzusehen. Dann sagt sie nur: "Die Bamberger Krippen sind ganz wunderbar" und wendet den Blick wieder ab - hin zur Großkrippe mit ihren über 450 Figuren.
Lasst uns Innenstadt-Bewohnern wenigstens den Winter!!!