Aufregung um Fahrrad-Krallen in Bamberg

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Beim Fahrrad hat die Parkkralle die Form eines Fähnchens. Fotos: Matthias Hoch
Beim Fahrrad hat die Parkkralle die Form eines Fähnchens. Fotos: Matthias Hoch
 

Auf der Facebook wird derzeit heftig über "Fahrrad-Krallen" diskutiert, die die Stadtwerke an falsch abgestellten Rädern vor dem "Radhaus" an der Brennerstraße anbringen. Aber warum werden die Krallen überhaupt eingesetzt?

Es wird ordentlich kommentiert im sozialen Netzwerk Facebook: "Jetzt drehen sie aber echt durch", "bin für nen mobilen Bolzenschneider-Service gegen diesen Schwachsinn" oder "Park-Gestapo" als Synonym für die Stadtwerke.

Ursache für den Unmut der Facebooknutzer ist die Tatsache, dass die Stadtwerke Bamberg seit Mai falsch abgestellte Fahrräder mit einer "Fahrrad-Kralle" festketten. Die Besitzer müssen sich dann melden, damit ihr Rad wieder aufgeschlossen wird. Jan Giersberg, Sprecher der Stadtwerke Bamberg, erklärt im FT-Interview die Gründe für die Verwendung der Krallen.

Warum haben sich die Stadtwerke zum Einsatz von Fahrrad-Krallen entschlossen?
Giersberg: Mit der Errichtung des Fahrrad-Parkhauses haben wir den politischen Auftrag bekommen, das Bahnhofsumfeld aufzuwerten. Dazu gehört auch, das Wildparken um das Bahnhofsgebäude einzudämmen.
Die Stadtwerke haben auf ihren Flächen gut sichtbare Verbotsschilder aufgestellt.

Um welche Bereiche handelt es sich genau?

Es geht um sämtliche Flächen rund um das Radhaus, die im Eigentum der Stadtwerke Bamberg sind. Ausgenommen ist der Gehsteig. Er ist öffentlicher Grund.

Warum darf man dort sein Fahrrad nicht abstellen?
Zum einen geht es um die Ordnung rund um den Bahnhof, zum anderen darum, Flächen freizuhalten, die für die Besitzer von Spezialfahrrädern reserviert sind. Manche dieser Räder passen nicht ins Radhaus, beispielsweise Tandems, Räder mit Anhänger oder Behinderten-Fahrräder mit drei Rädern.

In der Diskussion wird argumentiert, dass durch die Verbote die Auslastung des Radhauses gesteigert werden soll...
Das zeigt, dass auf Facebook nicht nur sachlich diskutiert wird. Fakt ist: Wir überzeugen Radler mit den vielen Vorteilen, die ihnen das Radhaus bietet, nicht per Zwang.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee der Fahrrad-Krallen gekommen?
Das war der Tipp eines Nutzers unseres Radhauses.

Wie muss ich vorgehen, wenn ich mein abgeschlossenes Rad wieder haben will?
Wenn wir das Rad abgeschlossen haben, kann sich der Kunde bei uns melden. Dann wird ein Termin ausgemacht und wir schließen das Rad wieder auf.

Kostet das Aufschließen etwas?

Nein. Wir meinen es gut mit den Radlern. In Moment bekommt man sogar eine Monatskarte für das Parken im Radhaus gratis.

Könnte man sich auf diese Weise mehrere kostenlose Monatsskarten hintereinander erschleichen?

Nein. Wir notieren, welche Räder mit der Parkkralle versehen wurden. Das zweite Mal wird der Aufwand für das Aufschließen verrechnet. Das kostet etwa 30 Euro.

Wie haben die Stadtwerke vor der Parkkralle versucht, das Wildparken zu verringern?
Anfangs haben wir die Räder verräumt, so wie es auch die Bahn immer mal wieder praktiziert. Nun probieren wir mit der Parkkralle die sanftere Variante.

Die Parkkralle wird seit Mai angewendet. Wie viele Fahrräder wurden bereits "angekrallt"?
Bislang waren es nur etwa zwölf Räder.

Glauben Sie, dass damit das Problem des Wildparkens um den Bahnhof gelöst werden kann?
Nein, es wird sich vorerst verlagern. Der Gehweg ist ja öffentlicher Grund. Und die Bereiche westlich des Bahnhofs sowie auf der anderen Seite bei der Packstation gehören der Deutschen Bahn. Sie versucht auch, die Fahrradsituation zu entzerren.

Meinen Sie, die Diskussion im Internet schadet dem Image der Stadtwerke?
Natürlich sind wir über die ganze Diskussion nicht glücklich. Wir handeln aber im politischen Auftrag, der die Attraktivierung des Bahnhofsumfeldes zum Ziel hat.

Die Fragen stellte Anna Lienhardt.