Zwei Turnhallen, säckeweise Klamotten und Geld für Nepal und Indien: Beim "Regenbogenbasar" in Zapfendorf kauften Eltern getragene Kinderkleidung fürs Frühjahr. Der Erlös aus der Tischgebühr geht an ein wohltätiges Projekt. Infranken.de hat sich stellvertretend für andere Basare im Landkreis in Zapfendorf umgeschaut.
In den Hallen hagelt es Zahlen. 50 - 110 - 116. "Haben Sie auch was in 104?" Die Sprache, die heute gesprochen wird, heißt Kindergrößen. Die erste Frage von Sabine Fehn ist immer die gleiche: "Hallo, welche Größe brauchen Sie denn?" Die Zapfendorferin hat einen Tischplatz ergattert und darf beim Regenbogenbasar in der Grund- und Mittelschule die Kleinkind-Klamotten ihres Nachwuchses verkaufen.
Soweit zu kommen, war nicht einfach: Der Andrang an verkaufswilligen Eltern ist groß, jedes Jahr losen die Veranstalter unter den Bewerbern die Teilnehmer aus. In der großen Turnhalle stehen rund 31 Tischplätze zur Verfügung, in der kleinen etwa 24. "Wir könnten eine dritte Turnhalle auch noch gebrauchen. Aber es langt, noch mehr brauchen wir nicht", sagt Isolde Böhm.
Sie hatte Anfang der 1990er Jahre die Idee für einen Kleiderbasar in Zapfendorf.
"Eine Freundin von mir hat in der Großstadt immer so günstig Kinderkleidung eingekauft. Da dachte ich mir, das muss doch in unserem Landkreis auch zu schaffen sein", erinnert sie sich. Zwei, drei Jahre hat sie die Idee mit sich herum getragen.
Beim Joggen mit Freundin Christine Pfister reifte der Gedanke, bis schließlich im September 1994 der erste Regenbogenbasar in der Schulturnhalle stattfand. Den Ansturm war enorm. Seitdem findet der Basar zwei Mal pro Jahr statt, Ende Januar für die Sommerkleidung, Anfang September für die Winterkleidung. Am Samstag war es der 36. Basar, den das Team, das im Lauf der Jahre auf acht Frauen angewachsen ist, auf die Beine gestellt hat.
"Unsere Kinder werden auch schon mit eingebunden, die sind jetzt groß genug", sagt Isolde Böhm.
Die Jungs helfen beim Tische-Aufbauen, die Mädels beim Verkauf von Kaffe und gespendeten Kuchen.
Spenden ist überhaupt ein wichtiges Stichwort für den Basar: Seit es ihn gibt, wird die Tischmiete von 13€ pro Platz für einen wohltätigen Zweck gespendet. "Wir achten darauf, dass es eine kleine soziale Einrichtung ist", erklärt Böhm.
Zu dem Erlös aus der Tischmiete kommt noch das Geld aus der Kommissionsware - manche Eltern geben ihre Kinderklamotten an das Team des Regenbogenbasars weiter, damit dieses die Kleidung für sie verkauft. 25 Prozent des Verkaufspreises jedes Teils fließen ebenfalls in den Spendentopf. Dieses Jahr geht das Geld an die Organisation Back to Life, die sich für medizinische Betreuung in Nepal und Indien sowie Kinderheime und Kinderrecht einsetzt.
"Dass der Erlös gespendet wird, ist eine gute Sache", findet Sabine Fehn.
An ihrem Stand ist der erste Ansturm vorbei, zwischen neun und halb zehn war am meisten los. "Hoffentlich stürmt es noch mal, ich will nicht so viel mit nach Hause nehmen."
"Was kostet das?", fragt eine Frau und hält drei Teile hoch. "Zwei Euro für das T-Shirt, zwei für die Tunika, drei für das Cordkleidchen." Die Kleinkind-Klamotten von der Tochter gehen heute besser als die vom Sohn.
"Gut, nehm ich", sagt die Kundin, "meine Schwägerin sagt immer, das Kind trägt zu viel Rosa." Mit den neuen Klamotten von Sabine Fehns Kindern trägt es bald bunt.
Töchterchen Franziska (6) bekommt das Rückgeld von Mama und darf es der Kundin geben. Dann turnt die Kleine weiter auf dem Stuhl. "Was wollen Sie für die Hose?", fragt schon die nächste Kunden. "Drei Euro", sagt Sabine Fehn. Die Kundin: "Machen wir zwei" - "Okay". Schon ist wieder ein Teil verkauft. "So geht das hier", sagt Fehn.
Seit sie Kinder hat, kommt sie zum Basar. "Ich habe stapelweise Kleidung gekauft. Gerade die ganz Kleinen können das manchmal nur acht Wochen tragen, dann sind sie schon raus gewachsen." Dieses Jahr steht sie zum ersten Mal auf der anderen Seite des Verkaufstisches in der Turnhalle. "Ich freue mich, dass ich auf Anhieb bei der Auslosung gezogen wurde."
Was macht sie mit dem verdienten Gelds? "Pizzaessen. Das haben wir auf jeden Fall schon drin." Es ist halb elf, als sie das sagt.
Ein Mann bleibt vor ihrem Tisch stehen, hält ein längliches, etwa armlanges Gerät in die Höhe. "Was ist denn das?" - "Ein Heizstrahler für den Wickeltisch", sagen seine Frau und Sabine Fehn aus einem Mund. Das Paar überlegt, dreht am Strahler.
Dann kommt der Mann zu dem Schluss: "Ich glaube, wir brauchen einen Standstrahler."
Auch Spielsachen und ein Kinderbücher gibt es auf dem Basar zu kaufen, der Großteil sind aber Kinderklamotten. Vier große Reisetaschen voll hat Sabine Fehn heute mitgebracht. Sie hat den Eindruck, es wird nicht weniger.
An anderer Stelle freut man sich, dass es nicht weniger wird - weniger Eltern, die einen Tisch mieten. "Es sind meistens um die 1200 Euro Erlös, den wir spenden können", sagt Isolde Böhm. Sie hat sich einen Kaffee zur Stärkung geholt, eine kleine Pause muss sein. Es gab und gibt viel zu tun. "Ohne das Team geht gar nichts", sagt sie.
Zum Team gehört auch die Feuerwehr. Draußen vor der Tür regelt sie bei Eiseskälte den Verkehr. Mit Parkplätzen schaut es schlecht aus, alle Straßen im Umkreis der Turnhallen sind zugeparkt. "Aber wenn Sie da hoch in die Parallelstraße fahren, können Sie den Fußweg runter laufen. Da sind sie auch gleich da", sagt ein junger Feuerwehrmann. Stimmt. Den Parkplatz kann man sich merken, für den nächsten Basar im September.