Streit um Bamberger Ankerzentrum eskaliert: Herrmann-Ansage sorgt für Wut

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Streit um Bamberger Ankerzentrum eskaliert: Herrmann-Ansage sorgt für Wut
Das Bamberger Ankerzentrum birgt seit Jahren reichlich Zündstoff.
Bamberger Ankerzentrum
Ralf Welz / inFranken.de (Archivbild)

Der Dauerzoff um das Bamberger Ankerzentrum hat eine neue Dimension erreicht. Anlass ist die jüngste Stellungnahme von Bayerns Innenminister Herrmann (CSU). Die Stadtspitze reagiert mit Wut.

Seit Jahren tobt ein Streit um das Ankerzentrum in Bamberg: Eigentlich wurde die Schließung der Geflüchtetenunterkunft bereits 2015 für den 1. Januar 2026 vereinbart. Die Stadtspitze entwarf Ideen für eine dezentrale Unterbringung, ging in den Dialog mit Bürgern. Zuletzt hatte die bayerische Regierung allerdings immer wieder Zweifel daran gelassen, ob diese Abmachung noch gilt.

Die rot-grüne Stadtspitze hatte den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) darum um eine Stellungnahme gebeten - mit Frist bis zum 8. Januar. Pünktlich zum Fristende folgte die Antwort: Die Einrichtung in Bamberg könne "gegenwärtig ebenso wenig ersatzlos wegfallen wie alle anderen ANKER-Standorte in Bayern", heißt es darin. Herrmann betont: "Klar ist: Ein leistungsfähiger ANKER Oberfranken wird auch künftig erforderlich sein."

Stadt Bamberg äußert sich wütend zu Ankerzentrum-Debatte - OB sieht "glatten Wortbruch"

Für die Stadt Bamberg dürfte sich diese Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. "Wir sehen darin einen glatten Wortbruch", äußert sich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) in einer am Donnerstag (9. Januar 2025) veröffentlichten Pressemitteilung der Stadt. "Die Bürgerschaft in Bamberg hatte sich darauf verlassen, dass sich der Freistaat vertragstreu verhält. Jetzt ist klar, dass die getroffenen Absprachen nicht eingehalten werden."

Auch die Begründung Herrmanns stört die Stadtspitze. Dieser halte die zuletzt vorgeschlagenen Containerlösungen für "keine umsetzbare und tragfähige Alternative". "Das würde sowohl mit einem schlechteren Unterbringungsstandard als mit erheblichen Mehrkosten für den bayerischen Steuerzahler einhergehen", kritisierte der Innenminister. Außerdem gebe der Wohnungsmarkt keine Möglichkeiten für mehrere, dezentrale Unterbringungen her. 

In seinem Brief an die Stadt Bamberg bittet Herrmann auch darum "nun rasch ein Konzept vorzulegen, das konkrete Unterkünfte (genaue Standorte, Platzzahl, notwendige Erschließungsmaßnahmen) einschließlich valider Kostenschätzungen (Investitionskosten und Betriebskosten) und einem Realisierungsfahrplan enthält, oder anderenfalls doch die Verlängerung der mietzinsfreien Nutzung der ANKER-Einrichtung zu vereinbaren." Eine klare Positionierung sieht anders aus.

"Nicht vertretbar": Neue Unterbringung würde laut Herrmann fünf bis sechs Millionen kosten

Bei der Stadtspitze löst das vor allem Wut aus.  "Wer seine Hausaufgaben in München nicht macht, darf nicht mit den Fingern auf andere deuten", sagt der Oberbürgermeister. Schließlich habe man es in München in den vergangenen Jahren versäumt, einen Ankerzentrum-Neubau an anderer Stelle in Oberfranken zu planen. Auch darauf geht Herrmann in seinem Brief ein.

"Um den ANKER-Standort eins zu eins zu ersetzen, kämen Herrichtungs-, Bau- und Erschließungskosten in einer dreistelligen Millionenhöhe auf den Freistaat zu", heißt es in dem Schreiben. Das sei gegenüber den bayerischen Steuerzahlern nicht vertretbar, so Herrmann. "Wir gehen bei der Schaffung von rund 1.000 zusätzlichen Plätzen in dezentralen Asylunterkünften in Bamberg von Kosten in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr aus. Ohne ein stimmiges Konzept der Stadt kann ich keine Blanko-Kostenübernahme zusagen."