Acht Wochen Krach und Abgase an Bambergs Altenburgberg

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An einem der schönsten Aussichtspunkte der Stadt haben die Stadtwerke eine neue Großbaustelle eingerichtet. Hier entsteht der neue Hochbehälter West mit einem Fassungsvermögen von 8500 Kubikmetern. Foto: Ronald Rinklef
An einem der schönsten Aussichtspunkte der Stadt haben die Stadtwerke eine neue Großbaustelle eingerichtet. Hier entsteht der neue Hochbehälter West mit einem Fassungsvermögen von 8500 Kubikmetern. Foto: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 

Der Bau eines riesigen Hochbehälters unterhalb der Altenburg betrifft einen der schönsten Punkte Bambergs, aber er ist zwingend für die Zukunft der Wasserversorgung. Ist hier ein Stück Bamberg in Gefahr? Die Stadtwerke wollen alles tun, dass dies nicht so ist.

Der Fluch der guten Tat. Wenn Klaus Rubach an diesen Sommer denkt, dann sind es zwiespältige Gefühle, die ihn beschleichen. "Das wird schon ein riesiges Loch", sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke. "Es wird viel Krach, Staub und Abgase geben. Doch was wäre die Alternative? Kann Bamberg auf eine optimale Wasserversorgung verzichten?"

Spaziergänger, die dieser Tage von der Altenburg hinab zur Stadt gestiegen sind, können schon mal einen Vorgeschmack davon erhalten, was sie in diesem Sommer hier erwartet. Etwa in der Mitte des Hangs klafft eine riesige Wunde im Ackerboden. Ein Bauzaun verheißt Größeres. Und tatsächlich: Einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt, ein Ort mit Traumblick auf Türme und Dächer der Altstadt wird sich in wenigen Wochen in eine Großbaustelle verwandeln.


Und groß heißt in diesem Fall wirklich groß. Der Hochbehälter, der hier entsteht, wird von seinen Ausmaßen an eine unterirdische Kathedrale erinnern. Allein der Aushub, der aus dem zwölf Meter tiefen, 70 Meter breiten und 45 Meter langen Loch anfällt, ist gewaltig. Er umfasst 15.000 Kubikmeter Erdreich, das entspricht etwa dem Volumen von 20 Einfamilienhäusern.

Klaus Rubach ist bewusst, dass die Stadtwerke hier mitten im Stadtdenkmal eine knifflige Operation in Angriff nehmen. Das hat nicht allein damit zu tun, dass eine Baustelle an so prominenter Stelle weithin zu sehen wird. Auch die technischen Anforderungen sind gemessen etwa an den Schwierigkeiten des Bambados beherrschbar. Es ist die Verkehrslogistik, die Stadtwerke wie Anwohner auf eine Probe stellen wird.


Alle acht Minuten eine LKW-Fahrt
Um die Belastungen erträglich zu halten, sollen die Erdmassen zwischen Mitte Juni und Mitte September, also vor allem in den Sommerferien, abgefahren werden. 3200 LKW-Fahrten sind dennoch keine Kleinigkeit. Das bedeutet eine Fahrt in je acht Minuten, hat Projektleiter Christoph Jeromin ausgerechnet.

Wer um die (geringe) derzeitige Verkehrsbelastung in Dorothen- und Altenburger Straße weiß, wer zudem die nahe beidseitige Bebauung kennt, kann erahnen, dass das für die Anwohner kein Vergnügen wird.

Doch die Stadtwerke haben viel getan, um dem unvermeidlichen Unmut zu begegnen, schon bevor er sich Bahn bricht. 320 Haushalte wurden benachrichtigt, es gab zwei Bürgerinformationen vor Ort, an den Häusern wurde zur Beweissicherung der Zustand der Fassaden vor Baubeginn dokumentiert.

Dennoch bittet Rubach, das Bauvorhaben weniger mit der Brille eines Anwohners zu sehen als vielmehr aus der Perspektive der Allgemeinheit, die auf eine funktionierende Wasserversorgung elementar angewiesen ist. Das bedeutet Versorgungssicherheit, Wasserqualität, Kosten, aber auch den Brandschutz. Er macht es erforderlich, deutlich größere Mengen an Wasser als bislang vorzuhalten, sagt Rubach.

Und auch technisch führt am neuen Hochbehälter kein Weg vorbei, hört man die Stadtwerke. Der neue Speicher West ersetzt die vier in die Jahre gekommene Reservoirs im Berggebiet und soll zum Zwillingsbauwerk des Behälters an der Kunigundenruh im Hauptsmoorwald werden. Beide haben mit 310 Metern exakt die gleiche Höhe über dem Meer und sollen dazu beitragen, dass der heute noch stark schwankende Druck gleichmäßiger wird.

Doch es gibt auch Unterschiede: Wegen der Lage an einer Sichtachse muss der neue Hochbehälter anders als sein Partner aufwändig in den Hang integriert werden. Dadurch wird sich der Aushub vervielfachen und die Belastung der Anwohner. "Das ist", sagt Rubach, "der Fluch der guten Tat".

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