6500 Euro Gehalt - und kaum einer will Baureferent werden

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Wer will auf den Schleuderstuhl im Bamberger Baureferat? Carsten Jonas und Ottmar Strauß prägten das Amt noch jeweils viele Jahre. Mit Hans Zistl-Schlingmann und Michael Ilk wurde der Wechsel zum Normalfall.
Wer will auf den Schleuderstuhl im Bamberger Baureferat? Carsten Jonas und Ottmar Strauß prägten das Amt noch jeweils viele Jahre. Mit Hans Zistl-Schlingmann und Michael Ilk wurde der Wechsel zum Normalfall.
Carsten Jonas
Carsten Jonas
 
Ottmar Strauß
Ottmar Strauß
 
Hans Zistl-Schlingmann
Hans Zistl-Schlingmann
 
Michael Ilk
Michael Ilk
 

Die Stadt Bamberg sucht nach dem Weggang von Michael Ilk einen neuen Baureferenten. Doch das Ergebnis der Ausschreibung ist ernüchternd. Kaum einer traut sich mehr ins gefürchtete "Haifischbecken". Offenbar hat sich Bamberg als Problemfall in der Branche herumgesprochen.

Es scheint symptomatisch für ein Amt, das dereinst ein berühmter Baumeister wie Hans Jakob Erlwein inne hatte und das heute kaum noch Strahlkraft besitzt. Die Stadt Bamberg sucht einen Baureferenten, aber kaum einer interessiert sich dafür.

An der Öffentlichkeit ging der Weggang des letzten Baureferenten Michael Ilk im September so gut wie spurlos vorüber. Der 50-jährige Tiefbauingenieur aus Stuttgart kam 2011 ans Ruder , nach Ottmar Strauß und Hans Zistl-Schlingmann, schaffte es aber nicht, den ramponierten Ruf des Baureferats aufzupolieren. 33 Monate war er im Amt, Wurzeln schlug er keine.

Dafür scheint sich in der Fachwelt umso lauter herumgesprochen zu haben, dass Bamberg für Architekten ein gefährliches Pflaster ist. Nach bundesweiten Schlagzeilen über Brückenpreis-Explosionen und abgesägte Rampen glaubt man zu wissen: An den Gestaden der Regnitz lauert manche Untiefe auf Planer. Selbst ausgewiesene Experten können in der Rathausbürokratie untergehen.

Nur 23 Bewerbungen

Anders kann man es sich nicht erklären, dass nach der Ausschreibung der Stadt bis Ende September nicht mehr als 23 Bewerbungen im Rathaus eingingen, darunter vier von Frauen. Die wenigen, die kamen, scheinen im Rathaus keine Begeisterung ausgelöst zu haben.

An der Dotierung des Jobs kann das ebenso wenig liegen wie an der Bedeutung der Position: Die Stadt, die den "Berufsmäßigen Stadtrat" mit einem Architekten, Bauingenieur oder Juristen besetzen möchte, lockt mit der Besoldungsstufe B2, was derzeit ein Grundgehalt von 6578 Euro bedeutet, Aufstieg nach B3 möglich. Auch an Aufgaben mangelt es nicht. 295 Mitarbeiter soll der Neue führen. Dazu die Bühne einer schönen Stadt. Mit ihrem Reichtum an großen und kleinen Baudenkmälern verspricht sie Herausforderungen aller Art.

Doch von Welterbe-Idylle keine Spur: Was man aus dem Munde von Architekten und Stadtplanern in Bamberg hört, erinnert eher an ein Haifischbecken als einen Karrieretraum. Da ist von "verbrannter Erde", von "politischer Schlangengrube" oder von "mangelnder Kontinuität" die Rede. Doch mit offenem Visier traut sich niemand, etwas zu sagen. Zu eng sind offenbar die wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Stadt.

"Das Referat wurde kastriert"

Die Politik tut sich da schon leichter: Ursula Sowa, selbst Architektin und Chefin der Grünen Fraktion, wundert das geringe Interesse an der Top-Position nicht. "Das Referat wurde in den vergangenen Jahren so beschnitten, dass es nicht mehr interessant ist. Der eigentliche Baureferent heißt in Bamberg Bertram Felix." Worauf Sowa anspielt, ist Ergebnis der Verwaltungsreform, mit der OB Andreas Starke (SPD) nach 2009 die Kostenkontrolle nach dem Brückendebakel zu verbessern suchte. Sie ist eng mit dem Aufstieg des Finanzreferenten Bertram Felix verbunden.

Um sein Ziel zu erreichen, installierte Starke an der Spitze des Baubetriebs mit 230 Mitarbeitern einen neuen kaufmännischen Werkleiter, Felix, der gleichberechtigt neben dem technischen Werkleiter, zuletzt Ilk, dessen Geschicke lenkt.

Der nächste Schritt traf das Hochbauamt. Die Abteilung mit ihrer bautechnischen Kernkompetenz wanderte zusammen mit dem Amt für strategische Stadtentwicklung in das Immobilienmanagement, das ebenfalls von Felix geleitet wird. Weil aber der Finanzreferent auch für Stiftungen wie etwa das Bürgerspital zuständig ist, kommt es zu dem bemerkenswerten Umstand, dass nicht ein Architekt, sondern ein Volkswirt mit Abstand der wichtigste Bauherr in Bamberg geworden ist. Für Michael Ilk blieben nach der Auslagerung des Bereichs Konversion Stadtplanungsamt und Bauordnungsamt mit 65 Mitarbeitern übrig. Reste sozusagen. "Er wurde entmachtet", sagt Sowa.

Trotz mancher Sympathien in der Fachwelt - im Stadtrat genießen die Grünen kaum Unterstützung. Oberbürgermeister Andreas Starke hält von einer Rückkehr zu den alten Zuständen nichts: "Man soll in der Kommunalpolitik das ändern, was sich nicht bewährt und nicht, das, was sich bewährt hat", sagt der Verwaltungschef. Aus seiner Sicht waren die Neuorganisation und die Umgliederung des Hochbauamts "goldrichtig". Seitdem habe man eine gute Kostenkontrolle, das Planungsverhalten sei von großer Disziplin geprägt.

Starke widerspricht auch der These, dass die Bedeutung des Baureferenten durch die Ausgliederung der Konversionsaufgaben ohne Not geschmälert wurde. Mit dem Megathema ICE-Planung stehe der neue Baureferent vor einer großen Herausforderung, die volle Kraft erfordere. Zudem wolle man bei dem Ziel nicht locker lassen, die Baubehörden bürgerfreundlicher zu machen.

Wie geht es nun weiter im Rathaus? OB Starke will die Vakanz baldmöglichst beenden. Wenn der Stadtrat noch heuer eine Entscheidung trifft, könnte es schon im Januar einen Neuanfang geben.

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