Ulrich Vogt aus Burgebrach hat sich vor einem Jahr einen Tesla gekauft. Trotz des hohen Kaufpreises ist er von dem Elektrofahrzeug begeistert.
E in auffallend rotes Auto steht mit aufgeklappter Motorhaube und Heckklappe auf dem Parkplatz am Baumwipfelpfad bei Ebrach. Es sieht schon von Weitem chic aus. Ein Panne, wie ärgerlich, denkt man im ersten Moment. Doch dann erkennt man, dass das Fahrzeug an der Elektroladestation steht: Ulrich Vogt lädt seinen Tesla. Der Burgebracher macht gleichzeitig ein wenig Werbung für Elektroautos.
Der Tesla ist ein richtiger Bolide. Er wiegt 2,4 Tonnen. Ein Schweizer Fachmann hat ihn als gleichwertig mit dem BMW 530 X Drive eingestuft. "Ich habe mich für ihn trotz eines Anschaffungspreises von 86 000 Euro entschieden, weil ich häufig nach Gießen fahre, die Tochter abholen. Das sind 290 Kilometer einfach", berichtet Vogt. Voll geladen, das bedeutet technisch mit 80 bis 90 Prozent der Akkukapazität, schafft der Große unter den Elektroautos im Winter 400 Kilometer, im Sommer über 500.
"Bei Gießen gibt es auf dem Autohof Mücke eine Tesla-Schnellladestation. Während ich mit meiner Tochter was esse, wird der Wagen dort wieder geladen. Nach 30 bis 35 Minuten ist er randvoll."
54 solcher Stationen gibt es derzeit in Deutschland. Allein vier liegen auf seiner Strecke nach Hessen: die Autohöfe Geiselwind, Wertheim, Neuberg zwischen Frankfurt und Gießen sowie der genannte Mücke. Tesla hat Verträge mit regionalen Anbietern für nachhaltig erzeugten Strom. "Man darf dort lebenslang umsonst 'tanken'."
Elf Monate fährt Vogt seinen Tesla, dem die Tocher den vielsagenden Namen "Volt-aire" gegeben hat. Kilometerstand: 60 000. Von den Anschaffungskosten hat Vogt schon einiges wieder hereingefahren.
Dazu macht er folgende Rechnung auf: Der Tesla verbraucht im Schnitt 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Ein Liter Diesel entspricht energetisch 11 Kilowattstunden.
Also setzt er den Preis von zwei Litern Diesel an. Mal 60 000 Kilometer wären das etwa 1 200 Liter, also zirka 1400 Euro. Ulrich Vogt weist ausdrücklich daraufhin, wie effizient Elektromotoren die zugeführte Energie ausnutzen. "Sie holen das Fünffache raus", betont er.
Der vergleichbare BMW verbraucht aber an die zehn Liter auf 100 Kilometer. 6 000 Liter bei den gefahrenen 60 000 Kilometern, malgenommen mit dem Benzinpreis: "Da komme ich locker auf 7 000 bis 8 000 Euro." Dazu kommt noch die Ersparnis, weil ein Elektromotor keine Wartung wie ein Verbrennungsmotor benötigt. Der zweite Kundendienst mit Ölwechsel, Filteraustausch usw. wäre bei der Laufleistung fällig. Das macht locker 1 000 Euro. Zudem sind Teslafahrer zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit.
"Natürlich lade ich nicht nur an Tesla-Stationen", räumt Vogt ein. "Aber es ginge.
Das haben wir auf unserer Urlaubsfahrt nach Husum ausprobiert." Dazu kann man den eingebauten Touchscreen wie ein Navi nutzen. Für die Tour der Familie Vogt spuckte das Gerät aus: erstes Nachladen in Neuberg, 30 Minuten; zweites Nachladen in Kassel, 25 Minuten, dritte Ladepause bei Bremen, 35 Minuten. Das ist jedesmal gerade die richtige Entfernung für eine Pause: Pipibox und was trinken. "Jetzt weiß ich, warum der Tesla so heißt", verkündete seine Frau, ein ausgeprochener Kaffee-Fan: "Man trinkt jedesmal a Tässla."
Wie kommt Ulrich Vogt ansonsten zu einem vollen Akku? Zuhause über die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Er nutzt die Überproduktion anstatt sie ins Netz einzuspeisen. "Dort bekäme ich 14,5 Cent Vergütung pro Kilowatt.
Lege ich den Dieselpreis zugrunde, hat der Strom einen Wert von 60 Cent." Vogt greift in seinen Kofferraum und zeigt ein Kabel mit CEE-Steckdose, die als Kraftstromsteckdose handelsüblich ist. "In einer Stunde kann ich so Energie für 50 Kilometer laden." Zum Beispiel am Abend vor der Fahrt nach Gießen. Nach fünf bis sechs Stunden ist "Voltaire" für die lange Strecke gerüstet.
10 000 Ladestationen für diesen Steckertyp gibt es inzwischen in Deutschland. In Vogts Umkreis sind das die des Musikhauses Thomann in Treppendorf, die am Baumwipfelpfad und eine des Landkreises Bamberg beim Media-Markt. "Aldi-Süd baut ein Netz auf, bei allen seinen Märkten, die eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben. Im Münchner Raum existieren sie schon, ich hoffe auch bald in Bamberg", sagt Vogt.
Die Alternative ist ein gewöhnlicher Haushaltsstecker, wie er in jede Steckdose passt.
Hier liegt die Ladeleistung allerdings nicht bei 22 KW, sondern nur bei 3,7. Auch das lässt sich händeln. Dauert eine geplante Pause länger als eine Stunde, lohnt es sich, eine gewöhnliche Steckdose zu nutzen. Vogt kann sich zum Beispiel gut vorstellen, dass Handwerker während ihrer Arbeit beim Kunden mit dessen Steckdose nachladen. "Das ist ein Geschenk, so teuer wie eine Bierflasche, wie man sie früher dem Handwerker anbot." Steckdosen gibt es ja fast überall: in Garagen, auf Campingplätzen, bei Gaststätten und Firmen.
Petra Vogt fährt seit Januar einen Renault Zoe. Die Buchhaltung der Uni Würzburg hat ausgerechnet: Jeden Tag von Burgebrach nach Würzburg, das sind 80 Kilometer einfach. "Das kommt uns auf maximal zwei Euro. Und Frau Vogt kommt emissionsfrei in die Würzburger Innenstadt. Das müssen wir unterstützen."
Ihr Institut hat ihr dafür eine Steckdose im Freien eingerichtet.
Was noch einen Vorteil für die Fahrerin hat: Sie hat dadurch einen sicheren Parkplatz. Der Uni macht das keine Probleme, denn das Nachladen gehört nicht zu den geldwerten Vorteilen, die sonst ein Arbeitgeber wie Lohn der Steuer unterwerfen muss.
Bleibt noch eine Frage: Weshalb setzt Ulrich Vogt so entschieden auf E-Autos? Das ist eine sehr persönliche Geschichte. Als die Familie noch in Memmelsdorf wohnte, holte sich der Vater eine böse Pollenallergie mit Asthmaanfällen. Dann zogen die Vogts ins abgelegene Unterneuses. Der Arzt befürchtete eine Verschlimmerung. Doch das Gegenteil trat ein: Die Anfälle blieben aus. Für den Arzt war das ein Rätsel. Doch Vogt hat eine Vermutung: Im ländlichen Raum ist die Belastung durch Rußpartikel aus Heizungen und Dieselfahrzeugen viel geringer.
Stickoxide sind es seiner Meinung nach, die uns allen Sorgen machen sollten. Die Stickoxid-Gefährdung der Menschen in Großstädten und Ballungsgebieten hält er für größer als die durch den Kohlendioxid-Ausstoß. "Deshalb will ich meinen Beitrag zur Partikelfreiheit der Luft leisten."
Ja - die Umstellung auf Elektroantrieb ist sinnvoll. Aber sie kann die dringend erforderliche Verkehrswende nicht ersetzen. Denn Flächenverbrauch (Landschaftszerstörung und -zerschneidung), Rohstoffbedarf für Fahrzeug und Batterie, Unfallrisiko und Unwirtlichkeit der Ortschaften bleiben unverändert. Auch Strom aus regenerativen Quellen ist nicht ohne ökologische Auswirkungen zu bekommen - selbst, wenn diese eher beherrschbar sind als Klimawandel und Endlagerung radioaktiver Abfälle über Jahrmillionen.
Sollte das unrealistische Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 1 Mio. Elektroautos auf der Straße zu haben, wider Erwarten erreicht werden, handelte es sich gerade um gut zwei Prozent des Bestandes - nach mehr als einem Jahrzehnt intensivster Propaganda.
Der überwiegende Teil des Autoverkehrs vollzieht sich auf kurzen Distanzen (50 % unter 5 km, 90 % unter 10 km), Besetzungsgrad im Schnitt 1,1 Personen, mittleres Transportgut etwa eine Aktentasche - nach einer jahrzehntelangen Verkehrspolitik, welche die Menschen zum Auto gedrängt und immer größere Entfernungen gezielt durch Siedlungs- und Raumordnungspolitik sowie verschiedene Subventionen erzwungen hat. Da soll es kein Umstiegspotential für den Umweltverbund geben, dessen Verkehrsmittel (Gehen, Radfahren, Bahn, Bus) bislang nahezu durchgehend benachteiligt wurden - es sei denn, der Leidensdruck durch überbordenden Autoverkehr wurde punktuell zu groß?
Doch sowohl die Kritik an einer Elektromobilität, die nur die wenig zukunftsfähige Auto-Vorrang-Politik retten soll, als auch die Darstellung der Alternativen wird in den Medien tunlichst vermieden, geradezu totgeschwiegen. Steckt Überzeugung der Redakteure oder die Macht der Anzeigenkunden hinter diesem sehr gleich ausgerichteten Journalismus?
Ich finde den ganzen Elektro- Hype Unsinn.....Was ist wenn die Akkus ausgelutscht sind ? Der Austausch kommt einen Neukauf gleich, also kommt der ganze Müll auf den Schrott...
Recycling heißt das Stichwort. Wird von Toyota schon so gemacht, deren Teilzeitelektromobile gibts schon länger. Eine "defekte" Batterie muss man nicht wegschmeißen.
Und wenn es jetzt um die Reparaturkosten geht: Eine Reparatur von Turbolader, Hochdruckpumpen, Kupplung und Getriebe bei einem Verbrennuungsmotor nach 10 Jahren wird wohl auch nicht günstiger. Dabei ist es absehbar, dass die Akkus im Preis wohl eher fallen als steigen, während ich nicht erwarte, dass Standard-Verbrennerkomponenten günstiger werden...
schon mancher hat gesungen und wurde trotzdem von der Zukunft überrollt...
....... es gäbe in absehbarer Zeit 5 - 10 Millionen Elektrofahrzeuge auf unseren Straßen. Ja glaubt denn jemand ernsthaft, es wird dann den Strom an den KfZ-Ladesäulen noch umsonst geben ? Dem Staat entgehen Milliarden an Mineralölsteuer und der Ökosteuer, und da drauf fehlen ja dem Fiskus auch noch die Mehrwertsteuereinnahmen.
So lasset uns singen: WIR GLAUBEN AN DAS CHRISTKIND UND DIE ERDE IST EINE SCHEIBE.