Von einer 150 Jahre alten Eiche ist ein riesiger Ast abgebrochen - zum wiederholten Mal. Mancher Pettstadter macht sich nun Sorgen um die Sicherheit: Der Baum steht direkt an der Hauptstraße. Seit Dienstag untersucht ein Sachverständiger den Stamm des Baumes, der ein Naturdenkmal ist. Ist die Eiche noch standfest?
So einen Rumms gibt es in Pettstadt nicht alle Tage: "Es hat in der Wohnung gebebt, gab eine Erschütterung", sagt Bürgermeister Jochen Hack (FWG). Er gibt diese Beschreibung weiter, die ihm ein Anwohner der Hauptstraße am Telefon geschildert hat.
Der Mann hat den Bürgermeister Sonntagabend angerufen, um 18.15 Uhr abends, erzählt Hack. "Ich habe dann gleich unseren Feuerwehr-Kommandanten angerufen und bin selbst zur Eiche gefahren", sagt der Bürgermeister.
"Die Eiche", das ist das Stichwort, bei dem jede der zuständigen Stellen gleich Bescheid weiß, um was es geht. Die Gemeindeverwaltung, der Bürgermeister und die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Bamberg. Denn diese Eiche ist nicht irgendeine: Es handelt sich um ein Naturdenkmal.
Warum? "Aufgrund des Alters und des Umfangs", erklärt Ludwig Hofmann, Fachbereichsleiter Umweltschutz am Landratsamt. "Die Eiche ist etwa 150 Jahre. Sie wird von uns zwei Mal im Jahr überprüft, wie alle Naturdenkmäler. Einmal in belaubtem, einmal in unbelaubtem Zustand", sagt Hofmann. 60 bis 70 Naturdenkmäler gebe es im Landkreis.
Unauffällig bei Untersuchungen Bei den vergangenen Überprüfungen sei die Eiche an der Pettstadter Hauptstraße unauffällig gewesen. Sonntagabend gegen viertel sieben krachte dann plötzlich ein starker Ast zu Boden. Seinen Durchmesser schätzt Ludwig Hofmann auf 40 bis 50 Zentimeter. Der Ast fiel auf eine Grünfläche neben der Hauptstraße, niemand wurde verletzt. Nur vom Aushangkasten der Gemeinde ist nicht mehr viel übrig - abgeknickt, wie Hildegund Köhler, Verwaltungsangestellte, auf die Frage nach einem Schaden antwortet. "Nur ein kleiner Schaden."
Allerdings: Anwohner Udo Schwarzmann macht sich Sorgen. Er fotografierte die Eiche und hängte das Bild an eine E-Mail, die er an den Fränkischen Tag schickte. Er schrieb unter anderem: "Gestern (...) krachte ein stark gewachsener Ast von der Eiche ab. Dies passierte jetzt innerhalb der letzten 16 Monate bereits zum zweiten Mal. Zum Glück blieb es nur bei geringen Sachschäden. Nicht auszudenken, wenn zu diesem Zeitpunkt Personen oder Pkw die Unfallstelle passiert hätten.....?"
Diese Bedenken teilt Bürgermeister Jochen Hack. "Ich bin froh, dass niemand getroffen wurde." Noch am Sonntag habe die Feuerwehr den Ast bei Seite geräumt, am Montag hat sich Hack dann gleich ans Landratsamt gewandt. "Diese Eiche ist eine Gefahr für Leib und Leben", so Hack. Natürlich habe er Verständnis, dass es sich bei der Eiche um ein Naturdenkmal handelt. Gerne wolle er den 150 Jahre alten Baum erhalten. Doch nur, wenn er keine Gefahr darstelle.
Ob dem so ist, das prüft nun ein Fachmann: Dienstagmorgen kam ein "öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Baumsanierung, Schadens- und Wertermittlung" nach Pettstadt, wie Ludwig Hofmann vom Landratsamt sagt. Der Gutachter prüfe nun, ob der Baum noch standfest ist.
"Wir erhoffen uns spätestens kommende Woche Ergebnisse. Das muss jetzt schnell gehen, falls bald Herbststürme kommen", wie Hofmann erläutert. Er bestätigt die Beobachtung von Leser Udo Schwarzmann: Im Jahr 2012 sei schon einmal ein Ast herabgefallen und habe kleinere Schäden verursacht, sagt Hofmann. Die regelmäßigen Untersuchungen des Naturdenkmals hätten allerdings nicht auf diese Gefahr schließen lassen.
Nun dürfte so schnell erst einmal nichts mehr passieren: Am Dienstagmorgen ist eine Fachfirma angerückt und hat den ganzen Tag über den riesigen Baum kräftig zurückgeschnitten. "Gott sei Dank, endlich", sagt eine Anwohnerin. Auch Jochen Hack merkt an: "Das war so nicht mehr tragbar. Hier führt der Schulweg vorbei. Gut, dass das Landratsamt gleich reagiert hat. Wir arbeiten in enger Abstimmung mit ihm zusammen."
Das werden die Gemeinde und das Landratsamt auch weiterhin tun, wenn der Sachverständige seine Ergebnisse präsentiert. Davon wird abhängen, ob die alte Eiche tatsächlich noch "fest im Wind" steht und vielleicht einfach etwas umfangreicher zurückgeschnitten wird. Oder ob es letztendlich nach 150 Jahren heißt: "Baum fällt!"