Das Programm "Könner durch Er-Fahrung" der Bad Kissinger Verkehrswacht war ein Renner, bis es aus finanziellen Gründen gestoppt wurde. Jetzt können die Sicherheits- lehrgänge - endlich - fortgesetzt werden.
Ein schönes "Geburtstagsgeschenk" für die Kreisverkehrswacht Bad Kissingen: Pünktlich zum "60." kann sie ihr Verkehrsssicherheitstraining für junge Fahranfänger wieder aufnehmen. Diese Kurse gibt es seit 25 Jahren. Der zweite Geschäftsführer und Organisationsleiter Edgar Kast spricht bei "Könner aus Er-Fahrung"von einer "Erfolgsstory".
Minister spricht ein Machtwort Fast hätte es kein
Happy End gegeben. Anfang 2012 war der Erhalt des Übungsplatzes der Bundespolizei bei Reiterswiesen mehr als fraglich. Die Bundesimmobilienverwaltung (BiMA) wollte weiterhin eine Jahrespacht von 175.000 Euro für das frühere Flugfeld der US-Army haben. Die Bundespolizei kündigte daraufhin den Vertrag,
Edgar Kast: "Kein Beteiligter hat verstanden, dass die BiMA von einer anderen Bundesbehörde jahrelang einen solch horrenden Preis für eine sonst brach
liegende Fläche verlangt hat." Zum 1. April 2012 wurde die Kündigung wirksam, die Sicherheitskurse für Fahranfänger, Senioren und Feuerwehrleute wurden gestoppt, so Edgar Kast.
Die Verkehrswacht wandte sich an die Politik und die Öffentlichkeit. Schließlich sprach Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ein Machtwort. Bei einem Besuch der Bundespolizei in Oerlenbach am 7.
Oktober 2012 unterzeichnete er einen neuen Vertrag mit deutlich reduzierten Zahlungen. Polizeidirektor Thomas Lehman erlaubte wieder der Kreisverkehrswacht die Nutzung. Edgar Kast: "Am 9. März 2013 starteten wir unseren 429. Sicherheitskurs mit 15 Teilnehmern."
Profis geben ihr Wissen weiter An der Notwendigkeit solcher Veranstaltungen hat er keinen Zweifel: 1987 sind im Landkreis Bad Kissingen 24 Personen tödlich
verunglückt. Zehn von ihnen waren Fahranfänger. Obwohl der Straßenverkehr in den 25 Jahren erheblich zugenommen hat, kam 2012 bei sechs Verkehrstoten kein junger Mensch ums Leben. Dabei sei bei Fahrern mit einem Jahr Praxis die Unfallbeteiligung drei Mal so hoch wie bei Routiniers. Bei ihnen komme zur Unerfahrenheit Risikobereitschaft und der Wunsch, etwas zu erleben.
Bei dem Training lernen sie an einem Samstagvormittag auf einem abgesperrten Areal der
Bundespolizei, wie man Gefahren rechtzeitig erkennt, wie man sein Auto besser beherrscht und wie sie in Grenzsituationen Unfälle vermeiden können.
Dabei unterstützen sie erfahren Trainer: zivile und Fahrlehrer der Bundespolizei, die sonst Bundespolizisten schulen.
Offizielle Partnerschaft Den ersten Kurs hat im Juli 1988 der damalige BGS-Fahrausbilder Manfred Manger in der BGS-Unterkunft Oerlenbach
geleitet. Dort war die Verkehrswacht bis 1999 regelmäßig zu Gast. Dann konnte die heutige Bundespolizei auf dem Ex-Army-Flugfeld bei Reiterswiesen einen Platz für ihr Einsatzfahrtraining einrichten. Dazu waren allerdings umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig, Vandalen hatten vieles zerstört.
2004 wurde der 5000. Teilnehmer begrüßt: Lucy Fenn aus Wermerichshausen. Sie erhielt einen Satz Autoreifen.
Im März 2012 fanden noch zwei Lehrgänge mit insgesamt 29 Anfängern statt. Dann aber war Schluss. Über 7300 junge Menschen hatten insgesamt mitgemacht.
Jetzt soll die Nutzung des Platzes auf eine neue Basis gestellt werden. Beim Festakt am Samstag, 29. Juni, begründen zur Feier der Wiedereröffnung Regierungspräsident Paul Beinhofer, Landrat Thomas Bold (CSU), Polizeidirektor Thomas Lehmann und Verkehrswacht-Vorsitzender Norbert Reiter eine
offizielle Sicherheitspartnerschaft zwischen der Bundespolizei in Oerlenbach und der Kreisverkehrswacht. Der Landkreis ist Schirmherr.
Aufgaben Die Kreisverkehrswacht will die Verkehrssicherheit fördern und Unfälle verhindern. Die Tätigkeitsschwerpunkte sind Informationen in den Kindergärten, die Sicherheitsdreiecke für ABC-Schützen, die Schülerlotsen, das Fahrsicherheitstraining für Jüngere und für
Senioren.
Team Vorsitzender ist seit 1996 Norbert Reiter; Vorgänger Armin Röttinger (1974 bis 1996) war plötzlich verstorben, Stellvertreter (seit 1995) ist Hubert Petrik, Jan Freese ist Schatzmeister (2010). Als Geschäftsführer wirkte Edgar Kast von 1976 bis 2010. Sein Nachfolger ist sein früherer Stellvertreter Matthias Kleren.
Geschichte Elf Gründungsmitglieder hoben die Ortsverkehrswacht Bad Kissingen 1953 aus der Taufe. Vorsitzender war Gerhard Schnorr, Geschäftsführer Theo Babel. 1954 war die erste Hauptversammlung, 1959 die Umbenennung in Kreisverkehrswacht. 1975 wurde in Bad Kissingen der Lotsendienst eingeführt.
1970 wurden erstmals gelbe Mützen an ABC-Schützen abgegeben (ab 1982 kostenlos).
1983 gab es Mofa-Unterricht an Schulen, der von Edgar Kast entwickelte Gurtschlitten animierte zum Anschnallen. Seit 1984 war die Verkehrspuppenbühne im Einsatz. 1986 begannen Fortbildungsmaßnahmen für Erzieherinnen. 1993 bekam die Verkehrsschule einen Mini-Pkw.
Die Schulen bekamen 1991 Radl-Werkstätten, die Kindergärten Spielzeugkisten (1998) und Roller (200 und 2001).
Seit 1995 erhalten alle ABC-Schützen kostenlose Sicherheitsdreiecke. 2002 wurde in allen Kindergärten Puppentheater aufgeführt. 2006 gingen Real- und Grundschule Bad Kissingen eine Partnerschaft zu Sicherung des Schulwegs ein. 2008 kommen "Rauschbrillen" zum Einsatz.
2009 wurde ein Elternlotsendienst in Garitz eingeführt.
2010 finden für Frauen Pannenkurse statt. Die Landesverkehrswacht tagt in Bad Kissingen. Manfred Manger hört nach 22 Jahren als Projektleiter von "Könner durch Er-Fahrung" auf.
Seit 2011 ist der Verein online (
www.verkehrswacht-badkissingen.de). 2012 bekommen Kindergärten je ein Bobby Car.
Aktuell Erste Rollatorenkurse für Rentner finden statt. Das Sicherheitstraining kann wieder aufgenommen werden.