Um Waldgebiete für geschützte Kernzonen auszuweisen, verlässt sich die Stadt auf einen Tausch. Der steht auf der Kippe.
Das Gezerre um die Ausweitung des Biosphärenreservats geht weiter. Zumindest zwischen der Stadt Bad Kissingen und dem bayerischen Staatsforst in Bad Brückenau. "Das ist momentan eine schwebende Geschichte", lässt Wolfram Zeller, Forstbetriebsleiter in Bad Brückenau, wissen. Zeller jedenfalls lehnt den Beschluss des Bad Kissinger Stadtrates darüber, welche Flächen des Stadtwaldes eingebracht werden sollen, vehement ab. "Ich kann nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen über den Beschluss der Stadt."
Was ist passiert? Seit acht Jahren wird die Ausweitung des Biosphärenreservats auf die Grenzen des Naturparks Bayerische Rhön vorangetrieben. Kommunen der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld müssen dafür zusammen 660 Hektar Wald zur Verfügung stellen - 500 Hektar kommen aus dem Rhön-Grabfeld.
Drei Prozent der Flächen werden als Kernzonen ausgewiesen, also als Gebiete, die künftig vom Menschen in Ruhe gelassen werden.
Bad Kissingen hat Probleme, ein ausreichend großes, zusammenhängendes Waldstück als Kernzone auszuweisen. Die Stadtverwaltung plant deshalb ein Tauschgeschäft mit dem Freistaat. "Die Landräte haben die grundsätzliche Möglichkeit in München abgestimmt", berichtet Horst Geier, Leiter der städtischen Liegenschaftsverwaltung. Die Stadt bietet dem Freistaat für das Biosphärenreservat nicht geeignete Areale an. Der wiederum gibt der Stadt Waldstücke, die sie in das Projekt einbringen kann.
Angebot mit Vorbehalt Am Mittwoch beschloss der Stadtrat, dem Freistaat drei Flächen anzubieten: 15,6 Hektar Wald am Sinnberg zwischen Bad Kissingen und Nüdlingen, 34 Hektar Wald westlich von Kleinbrach und 3 Hektar des
Stangenrother Waldstücks "Katzenholz".
Das Angebot steht laut Beschluss unter dem Vorbehalt, dass die Flächen am Sinnberg und in Kleinbrach nicht in die Kernzone eingebracht werden. Im Gegenzug möchte die Stadt vom Staat eine Waldfläche nördlich oder östlich des Wildparks Klaushof bekommen. Diese könnte sie als kommunale Kernzone in das UNESCO-Biosphärenreservat einbringen.
In der Schwebe Das trifft einen empfindlichen Punkt bei Staatsförster Wolfram Zeller. Er beklagt, dass der Staatsforst Bad Brückenau schon jetzt acht Prozent seiner Flächen in das Biosphärenreservat eingebracht hat.
Die von Bad Kissingen angedachte 40 Hektar große Fläche bezeichnet er, gemessen an dem 1700 Hektar großen Stadtwald, als "mit Verlaub sicher nicht angemessen." Am Montag erteilte der Bad Brückenauer Staatsforst dem Tauschgeschäft insgesamt eine Absage.
Wie Rathaussprecher Thomas Hack mitteilt, kam das Nein nicht überraschend. Der Stadtrat hielt vorerst an dem Tauschgeschäft fest, weil die Stadt bis Freitag melden muss, welche Flächen sie bereitstellt. "Wir haben unseren Part gespielt, und jetzt sind andere an der Reihe," sagt Hack.
Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle im Biosphärenreservat Rhön, bestätigt, dass das Tauschgeschäft momentan auf der Kippe steht. Entschieden werde aber beim Bayerischen Staatsforst in Regensburg. "Wie es ausgeht, bleibt abzuwarten", sagt Geier. Im Hinblick auf die kommunale Gesamtfläche wäre es allerdings nicht entscheidend, wenn der Tausch scheitert. "Wir sind über der Latte. Die 660 Hektar werden erreicht." Eine Stellungnahme des Bayerischen Staatsforstes Regensburg wird im Laufe des Tages erwartet.