Windstrom für 16 000 Haushalte

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Gut zu sehen, aber recht weit entfernt, sind die Windräder auf dieser Fotomontage der Firma Prowind. Sie basiert auf einer Aufnahme, die von der Kapelle Elfershausen aus geschossen wurde.
Gut zu sehen, aber recht weit entfernt, sind die Windräder auf dieser Fotomontage der Firma Prowind. Sie basiert auf einer Aufnahme, die von der Kapelle Elfershausen aus geschossen wurde.
 

Die Firma Prowind stellte in Elfershausen ihre Pläne für den Bau eines Parks mit neun Windrädern vor. Die Bürger können sich an dem auf 45 Millionen Euro geschätzten Projekt beteiligen.

Vor zehn Jahren gab es noch erheblichen Widerstand gegen den Bau eines Windparks südöstlich von Machtilshausen. "Eventuell hat mittlerweile aber ein Umdenken eingesetzt", verwies Bürgermeister Ludwig Neeb (CSU) auf die Energiewende. Die Kernkraftwerke sollten schließlich schrittweise ersetzt werden, sagte er bei der von rund 80 Interessenten besuchten Info-Veranstaltung am Donnerstagabend in der Schwedenberghalle.
Der Gemeinderat sei gegenüber dem Projekt der Firma Prowind auf jeden Fall "positiv eingestellt".
Kai Sauerwein von Prowind zeigte einen Plan des potenziellen Standorts, der sich in dem Gebiet WK 77 im Entwurf des Regionalplans befindet (siehe Karte). Attraktiv für die Aufstellung von Anlagen sei hier vor allem der Höhenzug, weil der Wind dort am stärksten wehe. Im Durchschnitt seien für das Gebiet 5,7 bis 5,8 Meter pro Sekunde auf Nabenhöhe der Windräder errechnet worden.
Die Gesamtleistung des Parks mit neun Anlagen bezifferte Sauerwein auf 22,5 Megawatt. "Der jährliche Ertrag würde bei 56 Millionen Kilowattstunden liegen", erklärte er. Das reiche aus, um 16 000 Drei-Personen-Haushalte zu versorgen.
"An den exponierten Stellen im Norden des Gebiets sind keine Windräder geplant, um den Bürgern in Machtilshausen entgegenzukommen", unterstrich der Projektentwickler. Das nächste Windrad würde sich in einer Entfernung von 1,5 Kilometern zum Sportplatz Machtilshausen befinden. Bei einer Nabenhöhe von 139 Metern und 60 Meter langen Rotorblättern erreichen die Anlagen eine Gesamthöhe von 199 Metern.

Fotos von 23 Punkten

Zur Veranschaulichung zeigte Matthias Riepe von Prowind computergestützte Fotomontagen, die auf Bildern basierten, die von 23 verschiedenen Punkten in der Marktgemeinde aufgenommen wurden. Auf den meisten sind überhaupt keine Windräder oder nur die Flügelspitzen zu erkennen. Am deutlichsten zu sehen sind die Anlagen noch vom Friedhof und der Kapelle Elfershausen aus (siehe Foto oben). Interessierte Bürger können sich die Fotomontagen bei der Gemeinde anschauen.
Ob die tatsächliche Windstärke gemessen worden sei, wollte eine Zuhörerin wissen. Hierzu erklärte Riepe, die ermittelten Werte basierten auf Gutachten, die aber auch auf Messergebnissen vergleichbarer Standorte beruhten. "Messungen werden nur dann durchgeführt, wenn die Gutachten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen", erläuterte der Fachmann.

Betrieb durch Genossenschaft

Nur die besten, am höchsten liegenden der neun möglichen Windradstandorte zu realisieren, mache ökonomisch keinen Sinn. Die Anlage müsse als Ganzes gesehen werden. Bestimmte Grundkosten, zum Beispiel für Kabel, fielen unabhängig von der Zahl der Windräder an. Eingespeist werden könnte der Strom vermutlich im Umspannwerk in Fuchsstadt. Hierfür würde ein sechs bis acht Kilometer langes Kabel benötigt.
Die Gesamtkosten des Windparks bezifferte Kai Sauerwein auf rund 45 Millionen Euro. Eine geeignete Unternehmensform für den Betrieb sei die Genossenschaft. Hieran könnten sich vor allem die Bürger beteiligen, aber auch Stadtwerke, die Eigentümer der Flächen und andere. Wenn es gewünscht werde, beteilige sich auch Prowind "mit fünf bis 25 Prozent". Aber eigentlich wolle die Firma nur Projektentwickler sein und sich nicht aufdrängen. "Ein Genossenschaftsanteil wird zum Beispiel für 500 oder 1000 Euro zu haben sein", so Sauerwein. Die Rendite schätzte er auf drei bis sieben Prozent.
Der Windpark bringe der Region auch eine große Wertschöpfung. "Lokale Unternehmen können bei der Auftragsvergabe bevorzugt werden, und die Kommune erhält Gewerbesteuer", machte Sauerwein deutlich. Zudem bekämen die Gemeinde und die Privateigentümer Pacht für die Flächen, die sie zur Verfügung stellten. Durch einen "Poolvertrag" werde gewährleistet, dass diese Geld gerecht verteilt werde. Von 21 Eigentümern seien 15 bereits unter Vertrag. Prowind übernehme auch das Risiko der Projektentwicklung und finanziere vor bis zur Inbetriebnahme der Anlagen.

Flächennutzungsplan ändern

Die nächsten Schritte seien eine Einigung mit den übrigen Eigentümern und eine Änderung des Flächennutzungsplanes im Gemeinderat nach den Sommerferien. Ein Einstieg in die Genehmigungsplanung sei frühestens 2014 realistisch. Wenn die Baugenehmigung vorliege, dauere es bis zur Errichtung des Parkes geschätzte sechs Monate.
Eine Bürgerbefragung sei nicht geplant, erklärte Bürgermeister Neeb auf Nachfrage eines Diskussionsteilnehmers. Von German Zier wollte Neeb wissen, ob er mit den Plänen von Prowind leben könne. "Der geplante Abstand ist für uns erträglich ", erklärte der Vertreter der Bürgerinitiative Machtilshausen, die vor zehn Jahren gegen die Windräder mobil gemacht hatte - auch wenn er die Fotomontagen nicht ganz nachvollziehen könne. Zu begrüßen sei der Vezicht auf den nördlichen Bereich des Gebietes. "Wir rechnen nicht mit Schattenschlag oder Lärm duch die Windräder", sagte Zier.