Das Kurorchester brachte klassische Weihnachtslieder und Jazz zusammen. Dafür wurden hochrangige Solisten verpflichtet.
Wer ein beschauliches Konzert erwartet hatte, war bei "Swinging Christmas" mit dem Kurorchester möglicherweise falsch. Wer jedoch zu den Jazz-Fans zählt oder bereit war, sich auf ein Weihnachtskonzert der anderen Art einzulassen, war genau richtig im Großen Saal des Regentenbaus.
Die Chefin des Kurorchersters, Elena Iossifova, wollte etwas Neues bringen, hat das Risiko auf sich genommen, den einen oder anderen "Stammgast" zu enttäuschen. Zusammen mit hochkarätigen Gästen hatte sie eine klassische Big-Band-Formation auf die Bühne gestellt, die sich hören lassen konnte - oder besser, die nicht zu überhören war.
Preisgekrönt
Dazu trug unter anderem Deborah Lynn Cole bei. Die gebürtige Amerikanerin gewann unter anderem den Gesangswettbewerb der Metropolitan Opera National Council Auditions New York, und das Weihnachtskonzert in Bad Kissingen ließ keinen Zweifel daran, warum. Ihre glockenklare Stimme, mal leise schmeichelnd, mal saalfüllend, gab dem Konzert die ganz besondere Note. Als lyrische Koloratursopranistin eher in den Bereichen Oper, Operette und Musical heimisch, genoss sie den Ausflug in die Welt des Jazz sichtlich und hörbar.
Die Arrangements von Emanuel Richter ließen genügend Freiraum für Improvisationen. Deborah Lynn Cole nutze diesen Freiraum per Scat-Gesang, Kerstin Röhn (Bariton Sax), Thomas Müller (Flügelhorn, Trompete) und Detlev Landeck (Posaune) standen in nichts zurück. Dies zeigte sich besonders bei dem Lied "Oh Du fröhliche". Zu einem kompakten Klangteppich aus Bass, Schlagzeug und Klavier duellierten sich Müller und Landeck regelrecht auf der Bühne des Großen Saales, nachdem Kerstin Röhn ein hinreißends Solo mit ihrem Saxophon hingelegt hatte. Und dass die Musiker des Kurorchesters nicht zurückstehen müssen, zeigten unter anderem Eduard Bering an der E-Gitarre und Posaunist Roman Riedel.
Magische Momente gab es bei "Leise rieselt der Schnee", als Thomas Müller mit seiner Trompete und Sängerin Deborah Lynn Cole sich im Duett die Noten zuspielten. Wobei hier, wie bei allen anderen Songs die Lightshow ihren Beitrag zu einer ganz besonderen Stimmung beitrug.
Klassiker aus aller Welt
Erheblich fetziger als Bing Crosby gerieten der Big-Band die US- Klassiker "Jingle Bells" und "Santa Claus is comin' to Town", während das ebenfalls verjazzte "Stille Nacht" das Publikum zum Mitsingen animierte, so, wie die Zuhörer auch bei "African Noel" mitmachten. Elena Iossifova wiederum nutze die Volksweise "Es ist ein Ros entsprungen", um zu belegen, dass sich die Violine bestens im Bereich Jazz unterbringen lässt.
Rund 700 Zuhörer waren zur "Swinging Christmas" des Kurorchesters gekommen. Gegen Ende des Konzertes waren es ein paar weniger. Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden, und so war einigen Zuhörern wohl wirklich zu laut. Andere mögen vielleicht unruhig geworden sein, weil das Konzert dank des Improvisationstalentes der Musiker etwas länger gedauert hat, als geplant. Die Plätze für das Weihnachtsessen im Restaurant waren halt reserviert.
Feliz Navidad
Die, die gegangen waren, versäumten das furiose Finale. Und was hätte sich besser dafür geeignet als José Felicianos "Feliz Navidad". Hier zeigten die Musiker des Kurorchesters und ihre Gäste noch einmal, welche Emotionen gerade der Jazz mit seinen vielen Freiräumen zu wecken vermag, wenn Tradition auf Innovation trifft. Und das Kurorchester zeigte einmal mehr, wozu es fähig ist, wenn es die ausgetretenen Pfade verlässt.
kmt