Die Suche nach einem Investor ist wohl endgültig gescheitert. Deshalb soll mit neuen Konditionen ausgeschrieben werden. Zudem kommt die neue Behörde wohl in den Neumann-Flügel.
Von Ralf Ruppert und Henry SternDie Ankündigung einer Pressekonferenz mit Finanzminister Markus Söder (CSU) am Montag ließ viele auf ein Weihnachtsgeschenk für Bad Kissingen hoffen. Im Vorfeld werden die Erwartungen aus München jedoch eher gedämpft: Den erhofften Investor für die Brachfläche, auf der bis vor einem Jahr das 2010 geschlossene Kurhaushotel und das Kurgastzentrum standen, gibt es bislang wohl noch nicht.
Seit Frühjahr 2014 sucht der Freistaat nach einem Partner, der das 5600 Quadratmeter große Grundstück mit der Auflage kauft, dort ein Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel zu bauen. Nach Informationen aus München sind wohl mittlerweile auch die Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Interessenten gescheitert. Auch der in diesem Frühjahr ausgebrütete Plan, die Luxusherberge mit integrierten Edel-Boutiquen und Apartments rentabel zu machen, platzte. Der Freistaat dürfte das Areal nun mit neuen Konditionen ausschreiben, offizielle Informationen gibt es jedoch nicht. Weitere Beteiligte, wie Landrat Thomas Bold, Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (beide CSU) und Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) halten sich bedeckt.
"Fest steht, dass wir an der Stelle wieder ein Hotel brauchen, dafür muss alles getan werden", fasst Bold seine Erwartungen an den Termin mit Finanzminister Söder zusammen. Der Landrat wünscht sich für Montag "wichtige Weichenstellungen".
Deutlich kleineres Hotel?
Nach inoffiziellen Informationen aus München soll eine Neuausschreibung für ein deutlich kleineres Vier-Sterne-Hotel durchgeführt werden. Das Positive für Bad Kissingen wäre, dass der Freistaat offensichtlich nicht länger auf das Ergebnis warten will und andere Projekte startet: Die angekündigte Außenstelle des Erlanger Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit 100 Arbeitsplätzen soll nun wohl definitiv im Neumann-Flügel untergebracht werden. Auch im Kurhausbad könnte es weitergehen, dort sollen nach den Vorstellungen der Stadt eine "Heilwasser-Lounge", Gastronomie und ein "Showroom" für Telemedizin entstehen. Das Geld dafür - zusammen mit dem Abriss des ehemaligen Steigenbergers immerhin 35 Millionen Euro - steht bereits im Staatshaushalt.
Einen neuen Anreiz für Investoren könnten bei dem Konzept eine hohe Quote an Luxusapartments sein. Laut Kurzonen-Satzung sind eigentlich höchstens 25 Prozent möglich. Der Freistaat plant offenbar, die Grundflächen von Kurhausbad und Neumann-Flügel mit einzurechnen und so den Anteil an Eigentumswohnungen zu erhöhen. Bis zu vierzig Prozent des Neubaus könnten so möglicherweise Luxuswohnungen werden. Das ist laut Satzung möglich. Weniger Hotel ("Klein, aber fein.") und mehr Wohnen also in Richtung Kurgarten.
So will der Freistaat nun einen Investor für das auf mindestens 60 Millionen Euro geschätzte Projekt auf dem Filet-Grundstück mitten im Kurviertel finden. Angeblich gebe es sogar Interesse aus der Region.
Lange Zeit hatte man in Bad Kissingen gehofft, dass im Zweifel der Freistaat als Bauherr einspringen würde - schließlich hatte das alte Fünf-Sterne-Haus dem Freistaat Bayern gehört und war im Streit um die Kostenübernahme einer notwendigen Brandschutzsanierung geschlossen worden. Eine Hoffnung, die Anfang 2013 Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) höchstpersönlich genährt hatte: Ein Fünf-Sterne-Hotel für Bad Kissingen werde in jedem Fall kommen, versprach Seehofer damals - und warf dem zuständigen Finanzministerium öffentlich kleingeistiges Bedenkenträgertum vor. Und falls sich kein privater Investor finde, "dann machen wir es ganz selber", kündigte der Regierungschef damals forsch an.
Chefsache im Ministerium
Finanzminister Markus Söder wies jedoch darauf hin, dass es nicht Aufgabe des Freistaats sein könne, ein staatliches Luxushotel zu bauen - und ein staatlich subventioniertes Fünf-Sterne-Hotel auch gegen europäisches Recht verstoßen würde.
Immerhin führte Seehofers Einmischung zu einer Erhöhung des staatlichen Engagements beim Abriss des Hotels und der Sanierung des benachbarten historischen Kurhausbades von neun auf 35 Millionen Euro. Zudem machte Finanzminister Söder das zuvor zäh vor sich hin dümpelnde Thema zur Chefsache - und engagierte sich dem Vernehmen nach immer wieder höchstpersönlich in etlichen Gesprächsrunden und Telefonaten für eine tragfähige Lösung.
Wer sich noch an Gert Prantner, der derzeit mit dem Schlosshotel in Lauenburg schlecht von sich reden macht, erinnert, weiß was ich damit meine. Der Freistaat plant bis zu 40% der Fläche für Luxuswohnungen. Ohne einen hochwertigen Hotelkonzern kann die Stadt nicht auf früherer Steigenberger Gäste hoffen. Die Stadträte sollte also sehr vorsichtig mit einer Zustimmung über 25% an dieser Topadresse sein.
Erstaunlich! Gerade in letzter Zeit versucht eigentlich nur die CSU Bad Kissingen, dem Freistaat zu klar zu machen, um was es hier beim Steigenberger Areal geht, Die anderen Stadtrat- Parteien dösen bis dato leider vor sich hin. Doch jetzt, kurz vor Besuch von Markus Söder erwachen sie aus dem Tiefschlaf. Von allen Fraktionen bringt es nur der eigentlich sehr zurückhaltende Alexander Koller (DBK) auf den Punkt: „Von den einen die Einhaltung von Vorgaben zu fordern und die Sache bei anderen nicht so eng zu sehen“. Womit ich, als im Gegensatz zu den Stadträten Fix, Heppes und Koller, nicht einverstanden bin, ist das zurückrudern auf ein Vier Sterne Hotel.
Diese Aussage ist ungenügend und schlecht überlegt. Von allen Parteien hätte gegenüber der Presse ganz deutlich der Satz „ Vier Sterne oder Vier Sterne PLUS ja, aber von einer renommierten Fünf Sterne Hotel Kette. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, der hier völlig ungenannt blieb. Einzig die SPD hat keine Stellungnahme abgegeben und wollte auf das Gespräch am Montag warten. Auch muss sich die Stadt klar darüber werden, was für gewaltige Nachteile es mit sich bringt, wenn Sie die Kurzonensatzung, gerade am Kurgarten, so geändert wird, dass der Freistaat hier im Neumann Flügel das Erlanger Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit 100 Arbeitsplätzen unterbringt und im Kurhausbad eine Gastronomie eingerichtet werden soll, was jeden, selbst sternefreien Hotelinhaber, ein Dorn im Auge wäre. Geht’s noch? Kein Kissinger Bürger will, auf diesem Filet Grundstück, ein weiteres Behördenzentrum sehen. Schließlich wollen wir ein Staatsbad bleiben und keine Behördenhochburg und schon gar nicht uns mit einem deutlich, kleinerem, Vier Sterne - Hotel eines unbekannten Hotelbetreibers abgeben.