In Elfershausen gibt es seit 15 Jahren eine Gruppe des traditionsreichen Nerother Wandervogels.
Während die einen in ihrer Freizeit meist vor dem Computer sitzen, sind die anderen lieber draußen unterwegs. Bastian Reusch gehört zu den Menschen, die das Leben in der freien Natur der virtuellen Realität vorziehen. Er ist Gruppenleiter des Nerother Wandervogels in Elfershausen.
"Ich bin durch meinen Vater Heinz dazu gekommen. Er war über 20 Jahre lang der Pfadfinderchef im Ort", erklärt der 27-Jährige. Die Wandervögel gibt es in Elfershausen seit 1998, sie gingen aus der örtlichen Pfadfinder-Gruppe hervor. In Deutschland wurde der Bund bereits 1921 gegründet.
Übernachtet wird in Zelten Die Ortsgruppe zählt rund 15 Mitglieder, sie treffen sich jeden Montag um 19 Uhr in der alten Schule. Der Jüngste ist 13 Jahre alt, der Älteste in den Vierzigern. Im Mittelpunkt stehen die gemeinsamen Fahrten. "Es gehen meist so fünf bis acht Mann auf Fahrt, die vom Alter her auch zusammen passen", erläutert Bastian Reusch. Wenn sie nicht wandern, nutzen sie öffentliche Verkehrsmittel oder reisen auch mal per Anhalter. Dabei sind sie im In- und Ausland unterwegs. Die bislang weitesten Touren führten die Wandervögel aus Unterfranken in den Nordosten der Türkei und die USA.
"Übernachtet wird immer draußen, in der Regel in Zelten", macht der Gruppenleiter deutlich, dass die Reisen mit dem üblichen Tourismus nichts gemein haben. Aber gerade das macht den besonderen Reiz aus. "Wir gehen nicht in die Zentren, sondern zum Beispiel ins Gebirge. Dort knüpfen wir auch Kontakt zu den Menschen und lernen so ihre Kultur kennen", erklärt der 27-Jährige.
Mit einer einfachen Ausrüstung, bestehend aus Schlafsack, Poncho gegen den Regen und Edelstahlgeschirr zum Kochen, machen sich die Naturfreunde auf den Weg. Auch Gitarren haben sie stets dabei, weil die musische Bildung bei den Wandervögeln großgeschrieben wird. "Dann singen und spielen wir am Lagerfeuer auch Lieder, tatsächlich so wie man es sich klischeemäßig vorstellt", erzählt Reusch.
Als er vor 17 Jahren Wandervogel wurde, waren seine Motive andere als heute. Damals wollte er einfach mal raus, weg aus der vertrauten Umgebung, was unternehmen, fremde Länder und Menschen kennenlernen. "Jetzt geht es mir auch darum, meine Erfahrungen an die Jüngeren weiterzugeben", erklärt Reusch.
Was er nach wie vor schätzt, ist die Kameradschaft, die Dynamik, die eine solche Gruppe entwickelt, wenn sie sich gemeinsam einer Herausforderung stellt. "Im Hochgebirge muss sich einer auf den anderen verlassen können. Das schweißt zusammen", gibt er ein Beispiel.
Bis zu fünf Wochen unterwegs Die Fahrten werden in der Regel im Sommer unternommen. Zwischen drei bis fünf Wochen sind die Wandervögel dann gemeinsam unterwegs. Politische Ziele verfolgen die Wandervögel nicht, und sie sind auch überkonfessionell. "Danach werden wir häufig gefragt", hat Bastian Reusch festgestellt.
Sie wandern aber nicht nur, sie bauen auch seit vielen Jahren schon mit den anderen Wandervögeln aus ganz Deutschland an einer eigenen Jugendburg. Die heißt Waldeck und entsteht im Hunsrück. "Zweimal im Jahr ist eine sogenannte Bauhütte. Das umfasst die verschiedensten Arbeiten, von Sandschippen bis Mauern", erläutert der Elfershausener. In Teilen ist die Burg auch schon fertig gestellt.
Wer sich selbst ein Bild von den Wandervögeln machen möchte, für den gibt es am Samstag, 9. März, einen Vortrag. Beginn ist um 19 Uhr im Pfarrheim Elfershausen.