Die Vier brauchen nicht viel, um das Publikum zu unterhalten. Vor 250 Gästen überzeugten sie mit Humor und Charme und gewaltigen Stimmen.
Glücksbringer und Jahreswechsel gehören genauso zusammen wie die A-Cappella-Gruppe "Viva Voce" und stimmungsvolle Konzerte. Von daher brachte der Kissinger Winterzauber alle vier Punkte unter einem Hut, als man die vier Franken für ein Konzert zum Ende eines turbulenten Jahres verpflichtete und es unter Corona-Bedingungen mit reduzierter Zuschauerzahl auch durchführte.
"Glücksbringer" war auch der passende Titel für das 120-minütige A-Cappella-Programm, dessen Grundstock das aktuelle Album der Vier ist und das auf der Bühne durch Vitrine und Schrankkoffer mit Teddybär, Flöte, Buddelschiff und Kalender symbolisiert wurde.
Ein spärliches Ambiente, aber dafür mehr Platz für die Tenöre Bastian Hupfer und David Lugert, für Heiko Benjes mit raumfüllender Bassstimme und den Beatboxer Andreas Kuch, der für das vielstimmige Orchester zuständig war.
Die Vier sind professionell genug, um einerseits mit Humor und Charme ihr "Boygroup"-Image auch vor "nur" 250 Gästen überzeugend zu präsentieren und andererseits dankbar, in dieser turbulenten Zeit Veranstalter zu finden, die das Wagnis eines Konzertes eingehen. Seit 23 Jahren steht "Viva Voce" auf der Bühne, und das nicht nur in Franken, wobei es "ein Glück ist, vor Franken aufzutreten - auch wenn man den Franken ihre Freude nicht ansieht".
Nach diesem augenzwinkernden Statement und ihren Eingangsstück "Das Leben geht weiter" zeigten die Sänger in der charmanten Moderation ihre zweite Stärke. Im Smalltalk miteinander oder im Zwiegespräch mit dem Publikum wurden Anekdoten zum unterhaltsamen Übergang zwischen zwei Stücken, wurde "Manfred aus Arnshausen" zum mitgeschleiften Gatten, dem dann ein Lied gewidmet wurde, oder wurden herausgekitzelte Stichwörter zu Bad Kissingen zu einem Madrigal mit Rosengarten, KissSalis Therme, Kissinger Oblaten und Otto von Bismarck musikalisch-rhythmisch verarbeitet.
Mit dem Gefühl für Stimmungen, für Zeiten, für Orte und vor allem für das Publikum präsentieren sie ihre A-Cappella-Stücke in einer unterhaltsamen Bandbreite, die nicht nur viele musikalische Stilrichtungen umfasst, sondern auch deren künstlerische Intention widerspiegelt. Mal sind es andächtig-nachdenkliche Stücke wie der Ballade "You Raise Me Up" oder dem epischen "Hallelujah" von Leonard Cohen oder "Wurzeln und Flügel" über die Verantwortung als Eltern oder "Bis dass man Brot uns schneidet" über die Einsamkeit des Alters. Mal geht es philosophisch um "Träume nicht von morgen", denn es ist das verschobene Heute, oder dem "Kristallkugel-Blues", der klangvoll die Ungewissheit der Zukunft umschreibt. Humorvolles wird verarbeitet im "Der Zimmerer", denn in schwierigen Zeiten sind Ersatz-Berufe erforderlich, oder mit dem schwungvollen "Google findet alles" - dem das Anhängsel "- außer Glück" die nachdenkliche Note verleiht.
Unterhaltsames bieten die Vier mit Anleihen aus der Muppet-Show und ihren Ebenbildern als Puppe mit dem schwungvollen Stück "Der A-Cappella-Song" oder mit ironischen Zwischentönen zum aktuellen "Shanty-Hype" mit ihrem Stück "Die Ratten verlassen das singende Schiff".