Vergessene Lebensräume

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Nistkästen müssen jedes Jahr gereinigt werden, Naturnester in alten Bäumen dagegen nicht. Hier zeigt Dieter Weisenburger das Nest einer Blaumeise. Fotos: Elisabeth Assmann
Nistkästen müssen jedes Jahr gereinigt werden, Naturnester in alten Bäumen dagegen nicht. Hier zeigt Dieter Weisenburger das Nest einer Blaumeise. Fotos: Elisabeth Assmann
Überraschung: Ein Hornissenkasten diente Vögeln als Nistplatz . Foto: Elisabeth Assmann
Überraschung: Ein Hornissenkasten diente Vögeln als Nistplatz . Foto: Elisabeth Assmann
 
Ein abgestorbener Baum ist als Lebensraum mindestens so wichtig, wie ein wachsender. Neben dem toten Birnbaum wächst ein junger Walnußbaum. Foto: Elisabeth Assmann
Ein abgestorbener Baum ist als Lebensraum mindestens so wichtig, wie ein wachsender. Neben dem toten Birnbaum wächst ein junger Walnußbaum. Foto: Elisabeth Assmann
 
Auch der Speierling ist ein alter Nutzbaum auf Streuobstflächen, heute aber eher nur im Wald als Edelholz zu finden. links Dieter Weisenburger, rechts Franz Zang (BN-Kreisgruppenvorsitzender. Foto: Elisabeth Assmann
Auch der Speierling ist ein alter Nutzbaum auf Streuobstflächen, heute aber eher nur im Wald als Edelholz zu finden. links Dieter Weisenburger, rechts Franz Zang (BN-Kreisgruppenvorsitzender. Foto: Elisabeth Assmann
 
Apfelsorten und auch Apfelsaft konnten von den Teilnehmern vor Ort verkostet werden. Foto: Elisabeth Assmann
Apfelsorten und auch Apfelsaft konnten von den Teilnehmern vor Ort verkostet werden.  Foto: Elisabeth Assmann
 
Dieter Weisenburger (rechts) erläutert mit Hilfe des Sortenplans, welche Äpfel auf der Streuobstfläche in Großenbrach wachsen. Foto: Elisabeth Assmann
Dieter Weisenburger (rechts) erläutert mit Hilfe des Sortenplans, welche Äpfel auf der Streuobstfläche in Großenbrach wachsen. Foto: Elisabeth Assmann
 

Eine Exkursion des Bundes Naturschutz zeigte die Bedeutung alter Obstbäume für den Erhalt der Artenvielfalt.

Dieter Weisenburger von der Kreisgruppe Bund Naturschutz Bad Kissingen hat auf den BN-eigenen Streuobstflächen bei Großenbrach gezeigt, wie wertvoll dieser Lebensraum ist. Etwa 30 Naturinteressierte folgten den Erklärungen zu alten Apfelsorten wie Öhringer Blutstreifling und Münnerstädter Apfel. Es konnten verschiedenste Sorten frisch vom Baum probiert werden: Berlepsch, Gravensteiner, Kaiser Wilhelm, Goldparmäne, Gewürzluiken waren einige Sorten bei der
Verkostung. Dabei wurden intensivere Geschmacksnuancen spürbar als bei der Ware aus dem Supermarkt.

Früher war eine Mehrfachnutzung von landwirtschaftlichen Flächen üblich, und auf den Äckern und Wiesen wurden bewusst Obstbäume angepflanzt. Die Ernte war meist für den eigenen Bedarf an Tafelobst, Most, Dörrobst oder zum Schnapsbrennen. Heute sind Bäume eher hinderlich für die maschinelle Bewirtschaftung möglichst großer Flächen. Daher ist es umso wichtiger, dass Privatleute und Nebenerwerbslandwirte sich weiter um die verbliebenen Streuobstwiesen kümmern. Weisenburger appelliert an die Verbraucher, den Fruchtsaft lokaler Keltereien zu verwenden und Obst von Streuobstwiesen zu kaufen. Das sei der beste Weg, den Erhalt dieser Lebensräume zu unterstützen.

Der Lebensraum Streuobstwiese ist einer der strukturreichsten und artenreichsten Lebensräume einer Kulturlandschaft. Sie steht für eine umweltverträgliche Landbewirtschaftung, auf der bis zu 5000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten leben.


Rückzugsraum für seltene Vögel

Auf den Obstwiesen finden Vögel ihren Rückzugsraum. Seltenere Arten wie Gartenrotschwanz, Wendehals und Grünspecht können hier ungestört leben. Die Obstwiesen werden mit zunehmendem Alter der Bäume ökologisch wertvoller. Der regelmäßige Baumschnitt - er muss nicht jährlich, sondern kann alle drei bis fünf Jahre erfolgen - ist wichtig, damit die Bäume nicht zusammenbrechen und möglichst alt werden. "Wenn man Obstbäume pflegt und alt werden lässt, dann braucht man keine Nisthilfen", so Weisenburger. Mit zunehmenden Alter der Bäume entstehen Höhlungen, und Spechte sorgen dafür, dass es genügend Wohnraum für die Bewohner der Obstwiesen gibt.

Als die Kissinger BN-Gruppe in den frühen 90er Jahren Eigentümerin der Wiesen wurde, standen nur eine Handvoll alte Obstbäume und es wurden 90 Bäume angepflanzt. Als die Bäume die ersten Früchte trugen, stellte sich heraus, dass die Sortenangaben der Baumschulen nicht immer stimmten. Nach und nach wurden die Sorten in den letzten Jahren von Pomologen bestimmt und ein Sortenplan für die Flächen erstellt.