Wenn der deutsche Rennrodler Felix Loch Anfang Februar bei den Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) in Kanada an den Start geht, hat er seinen Schlitten in einem blauen Sack der Bundespolizei versteckt, damit er geschützt ist, aber auch, damit die Konkurrenz keinen Blick auf die Technik werfen kann.
Loch ist Bundespolizist und Spitzensportler. Die blauen Säcke werden in der Schuhmacherei des Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrums Oerlenbach genäht. Das kann mit einer weiteren Besonderheit aufwarten. In der Schuhmacherei sind gleich zwei junge Frauen in der Ausbildung. Das dürfte wohl so ziemlich einmalig in Deutschland sein.
Auf den Tischen stehen zwei hellbraune Taschen. Die eine hat ein R auf der Vorderseite, auf der anderen steht Lena. Die Werkzeugtaschen gehören den beiden Auszubildenden Rebecca Erhard aus Reichenbach und Lena Wallrapp aus Bad Kissingen. Jede hat ihr eigenes Werkzeug. Rebecca Erhard ist im 3. Lehrjahr.
Suche nach kreativer Aufgabe "Schon als Kind habe ich immer bei Leuten auf die Schuhe geguckt", sagt die 19-Jährige. Bei Lena Wallrapp war das anders.
"Meine Familie hat gesagt, dass ich etwas mit Handwerk, etwas Kreatives brauche." Computer und Schreibtisch liegen ihr nicht, sagt sie. Sie hatte ein Praktikum als Orthopädiemechanikerin absolviert. Als sie die Ausschreibung gesehen hat, hat sie sich in Oerlenbach beworben. Sie hat ihre Ausbildung erst im September begonnen, aber auf ihrem Arbeitsplatz steht schon ein Schuh, den sie angefertigt hat.
Rebecca Erhard erinnert sich noch an die Suche nach einer Lehrstelle. Bei der Agentur für Arbeit hatte man ihr gesagt, dass für Schuhmacher gar keine Ausbildungsplätze gemeldet seien, dann hat die Agentur ihr aber geholfen. Ausbilder Dieter Hein ist zufrieden mit den beiden. "Dass beide da sind ist selten, aber wenn, dann fordern sie mich", sagt er und lacht.
Meist ist nur eine in der Schusterei anzutreffen, denn sie haben Blockunterricht in der Berufsschule in München. Hier kommen die Lehrlinge aus ganz Bayern zusammen.
"Am Anfang waren wir 30 in der Klasse. Jetzt sind es nur noch 22", sagt Rebecca. In der Klasse sind aber nicht nur Schuhmacher, sondern auch Orthopädieschuhmacher, und Schuhfertiger (Fabrik).
Rebecca übt gerade für ihr Gesellenstück. Sie muss bei der Prüfung unter anderem ein paar Schuhe anfertigen. Ein schwarzer Herrenschuh ist fast fertig. Wenn sie für ein Jahr übernommen wird, bleibt sie solange in Oerlenbach. Auf jeden Fall sieht sie sich aber die Designerschule in Pirmasens an. Wenn die ihr gefällt, macht sie dort weiter. Lena überlegt ebenfalls, nach der Ausbildung weiter die Schulbank zu drücken. Wie Rebecca muss auch sie regelmäßig zum Praktikum in einen Orthopädie-Betrieb. Die Ausbildungspartner sind Schuhtechnik Halbig (Schweinfurt) und das Schuhatelier A. Koch (Bad Kissingen). Dort sind die Auszubildenden ein bis zwei Wochen am Stück. In Oerlenbach müssen sie hauptsächlich Schuhe reparieren und instandhalten, im Praktikum neue Schuhe herstellen. Und wenn der Schuh mal drückt, das ist meist bei den neuen Polizeianwärtern der Fall, können die beiden helfen.