Wolfgang Reith aus Ebenhausen widmet sich seit 63 Jahren dem Brieftaubensport. Seinen Tieren widmet er täglich bis zu vier Stunden Zeit.
"Jeden Tag widme ich drei bis vier Stunden den Tieren, um sie zu versorgen; denn nur so ist es möglich, erfolgreich zu sein und der Verantwortung für die Tauben gerecht zu werden", sagt Wolfgang Reith. Seit 63 Jahren hat er sich dem Brieftaubensport verschrieben. In diesem Jahr war er besonders erfolgreich: Bei zwei Wettflügen der Reisevereinigung (RV) Schweinfurt schaffte jeweils eine seiner Tauben den ersten Platz.
"Die Liebe zu den Tauben hat mein Großvater Leopold geweckt. Er schenkte mir einige Tauben, die ich als Zehnjähriger umsorgte", erinnert er sich. Nie vergessen werde er, als er zum ersten Mal seine 12 Tauben in Fulda starten ließ, aber nur eine zurückkehrte. Doch der Opa stand zu ihm und half, den Verlust auszugleichen.
Schon damals hatte er sich dem Brieftaubenverein "Schlagtreue" Eltingshausen angeschlossen und erhielt von den Züchtern viele Tipps. Rasch stellten sich Erfolge ein. Schon nach drei Jahren errang er in der Reisevereinigung Bad Kissingen, der damals die Eltingshäuser angehörten, die Jugendmeisterschaft. Die Brieftauben sind bis heute sein großes Hobby geblieben, zumal ihm seine Ehefrau Ingrid und Enkel Manuel zur Seite stehen und gemeinsam die Tiere als "Schlaggemeinschaft" halten. Ebenso springt Sohn Jürgen - wenn Not am Mann ist - ein. "Erfolge fallen nicht vom Himmel", versichert Reith und ergänzt: "Heute habe ich als Rentner mehr Spielraum. Als ich noch im Beruf steckte, da war ich bereits um vier Uhr morgens im Stall, um sauber zu machen, zu füttern und zu beobachten. Und nach Feierabend folgte das gleiche Procedere."
Die Sorge um seinen Schlag erfüllt ihn auch wenn das Hobby nicht kostenlos ist. "Da steckt schon jedes Jahr ein schöner Urlaub drin", sagt er. Nötig ist vor allem Futter: Allerlei Körner, dazu Vitamine und Mineralien sowie besondere Beigaben wie Erdnüsse oder Sämereien. "Jeder Züchter hat seine eigenen Geheimnisse, um die Tauben möglichst optimal zu ernähren. Dopingmittel aber setzen wir nicht ein, um die Flugleistungen künstlich nach oben zu schrauben. Bei großen Wettbewerben gibt es inzwischen gar Dopingkontrollen", merkt er an. Weitere Kosten bringen Maßnahmen im Taubenschlag, Beringung, technische Ausrüstung, Käfige und Fahrten.
Tauben gelten seit der Antike als Friedensboten und tragen bis heute wie bei Olympischen Spielen diese Botschaft in die Welt hinaus. "Als Sportler haben sie auch alle zwei Jahre eine eigene Olympiade", sagt Reith. 2009 fand diese in Dortmund zusammen mit dem alljährlichen Freundschaftstag statt. 2011 folgte Polen, im kommenden Jahr die Slowakei. Neben regionalen Treffen reist er fast regelmäßig zum alljährlichen Taubenfest im Oktober nach Kassel und dem schon erwähnten Tag im Juni nach Dortmund.
Raubvögel holten Tauben "Das Jahr 2012 war für uns sehr erfolgreich", blickt Reith am Ende der Flugsaison zurück, "auch wenn der Start schlecht war; denn Habicht und Wanderfalke haben mir 17 Tauben, darunter zwei Leistungsträger, geholt." Den Verlust habe er mit Tieren aus eigener Zucht bzw. durch Kauf von Freunden aus dem Bayerischen Wald und dem Siegerland ausgeglichen. Beim Flug der RV Schweinfurt nach Nivelles (Belgien) über 425 Kilometer siegte eine Taube aus seinem Stall unter den 1071 Tieren von 45 Züchtern aus 12 Vereinen. Wenig später errang er nach Huy (ebenfalls Belgien) über 356 Kilometer, ausgetragen von den RVs Schweinfurt, Haßfurt und Waigolshausen mit 1993 Tauben von 77 Züchtern, ebenfalls Rang eins.
Zu den beiden Preisflügen setzte er 23 bzw. 25 Tiere, die jeweils 15 Preise errangen und damit deutlich über dem Schnitt von einem Drittel der gestarteten Tauben lagen. Bereits in 2011 stellte er in der RV Schweinfurt das beste Weibchen und wurde Vereinsmeister. Überhaupt habe der Brieftaubenverein Eltingshausen toll abgeschnitten: In der RV Schweinfurt gelang es, den Vorjahressieg in der Vereinswertung erneut zu bestätigen.
"Die Auswertung erfolgt heute ganz exakt", fügt Reith an. "Jede Taube erhält wenige Tage nach dem Ausschlüpfen einen Ring mit Geburtsjahr, Vereinsnummer und laufender Nummer des eigenen Schlags. Für den Wettflug wird ein Chip eingesetzt. Kommt die Taube zum Schlag zurück, dann registriert ein Minicomputer per Antenne die Zeit." Da gebe es keine Chance für irgendwelche Manipulationen.
Sein Hobby wird ihn auch künftig erfüllen. Die jüngsten tollen Erfolge werden genügend Ansporn sein für die altbewährte Losung: "Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Tauben, die zu langsam sind."