Ein architektonischer Rundweg und eine Modernisierung des Stadtmuseums sollen die Besucher zahlen steigen lassen. Für Diskussionen im Stadtrat sorgte eine mögliche Verzögerung der schon lange geplanten Baderturm-Sanierung.
Cordula Kuhlmann hatte beeindruckende Zahlen parat. "Jährlich 65.000 Tagesgäste kommen nach Hammelburg, das Wertschöpfungspotenzial des Tourismus beträgt rund acht Millionen Euro", machte die Konversionsmanagerin des Landkreises deutlich. Mit ihrem Kollegen Matthias Endres unterstützt sie Kommunen, die vom Truppenabbau bei der Bundeswehr betroffen sind.
Die Herrenmühle sei nicht mehr zeitgemäß, sie benötige eine Multimediaausstattung, sagte Kuhlmann. So wird zum Beispiel das Abspielen von Filmen und Tonspuren möglich. Das Museum sollte zudem in einen stadtarchitektonischem Rundweg eingebunden werden. "Hammelburg hat viele Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen", betonte Kuhlmann. Stationen des Rundgangs könnten neben der Herrenmühle Bader-, Mönchs- und Hüterturm sowie der Marktplatz sein. Eine Variante sieht zudem die Einbeziehung des Weihertors vor, das allerdings noch kenntlich gemacht werden müsste.
Verschiedene Fördertöpfe Eine Förderung des Projekts sei durch den Bezirk Unterfranken, das Leader-Programm und die Landesstelle für nichtstaatliche Museen möglich, die zusätzlich eine fachliche Beratung anbiete. Für das heuer auslaufende Leader-Programm habe es aber Anfang Oktober einen Antragsstopp gegeben.
2. Bürgermeister Reimar Glückler (CBB) sprach sich dafür aus, den geplanten Einbau einer Treppe mit Aussichtsplattform am Baderturm baldmöglichst in städtischer Eigenregie anzugehen. Wenn auf eine Aufnahme in das nächste Leader-Programm gewartet werden müsse, könnte sich das Vorhaben deutlich verzögern. "Wir können nicht bis 2015 oder 2016 warten", bekräftigte er. Auch Walter Bay (Grüne/BfU) bekundete seinen Unmut bei einer Verschiebung des Projekts. "Es wäre besser gewesen, das Vorhaben mit dem hierfür bestimmten Geld aus dem Nachlass gleich umzusetzen", sagte er.
Cordula Kuhlmann verwies indes auf die "Top-Finanzierung", die durch die Leader-mittel möglich werde. Der Landkreis Bad Kissingen sei eine herausragende Region mit vielen beispielhaften Projekten, was dieses Förderprogramm anbelange. "Wir sind guter Dinge, dass wir auch in das neue Programm 2014 aufgenommen werden", sagte sie.
Wunsch nach Gastronomie Georg Schuler (CSU) wollte wissen, ob es Museen gebe, die sich selbst finanzierten. "Die gibt es eigentlich nicht", meinte Kuhlmann und ergänzte: "Es sei denn, sie haben größere Einnahmen aus einem Café oder einem Shop." Für eine Gastronomie an oder in der Herrenmühle sprach sich Annemarie Fell (Grüne/BfU) aus. So lasse sich die Attraktivität eines Museums deutlich steigern.
Museumsleiterin Elfriede Böck hofft auf mehr Besucher in der Herrenmühle durch den architektonischen Stadtrundgang. "Selbst wenn der Marktplatz gut bevölkert ist, kommen nur wenige Menschen ins Museum", bedauerte sie. Bei einem Rundgang könnte an den Türmen und der Stadtbefestigung auf das Museum hingewiesen werden.
Videos vom Dreschen zeigen Mit der Multimedia-Ausstattung werde die Herrenmühle zweifellos attraktiver. Um zum Beispiel die Arbeit der Dreschmannschaft oder einer Mühle lebendig werden zu lassen, könnten entsprechende Videos gezeigt werden.
Stefan Seufert (CSU) verwies auf die bereits bestehende Altstadtrunde und warnte vor einer Vermischung mit dem architektonischen Rundgang. Zudem regte er an, das Museumsdepot stärker zu nutzen und Sonderausstellungen anzubieten.
Elfriede Böck sagte zu, dies zu überprüfen. Zur architektonischen Runde erläuterte sie, dass diese deutlich kürzer sei als die Altstadtrunde, um einen anschließenden Museumsbesuch zeitlich zu ermöglichen.
Reinhard Schaupp, SPD-Fraktionssprecher bekannte: "Eine Verschiebung der Bader-turm-Sanierung tut mir weh." Seit mindestens 2011 werde über das Vorhaben diskutiert, nun gebe es seitens der Bürger einen gewissen Erwartungsdruck. Er bat zu prüfen, ob nicht eine Einzelförderung mit Leader-Mitteln möglich sei.
Cordula Kuhlmann erklärte indes, mit Zuschüssen könne die Stadt nur bei einer Einbeziehung in das Gesamtkonzept rechnen. Armin Warmuth (CSU) sprach sich dafür aus, auf die Fördermittel für den Turm zu warten. Den Bürgern sei sicher zu erklären, dass so eine bessere, attraktivere Installation möglich werde.
Auftrag an FranKonzept Einmütig stimmte der Stadtrat schließlich der Erstellung eines Antragsvorkonzepts zu. Der Auftrag ging für knapp 10.500 Euro an die Firma FranKonzept aus Würzburg. Abzüglich der Fördermittel verbleibt für die Stadt voraussichtlich ein Anteil von rund 3200 Euro. Bürgermeister Ernst Stross (SPD) erklärte abschließend, es solle so schnell wie möglich geprüft werden, ob das Projekt noch in das aktuelle Leader-Programm aufgenommen werden könne.
Man kann es echt übertreiben! Braun ist eine Farbe wie jede andere und man muss nicht alles mit irgentwelchen geschichtlichen Ereignissen verbinden. Als Hausbesitzer kann man sein Haus natürlich braun verputzen, selbst wenn es neben einem Holocaustdenkmal steht. Ist ja nicht so dass da Hakenkreuzfahnen aus dem Fenster hängen!
Drei jüdische Familien, deren Vorfahren im Dritten Reich aus Hammelburg vertrieben wurden, besuchten 2013 Hammelburg. In der Touristi-Info war keine englische Stadtführung zu bekommen. Die Kulturreferentin der Stadt kümmerte sich um rein gar nichts. Von Seiten der Touristik-Info wird nichts geboten für jüdische Gäste. Auch darin läge ein entwicklungsfähiges touristisches Potential: von Seiten jüdischer Nachfahren besteht sehr großes Interesse an der Heimatstadt ihrer Vorfahren.
Die Verlegung von "Stolpersteinen" hat der rot-grün regierte Stadtrat verboten. Eine Gedenktafel am oder im Rathaus darf nicht angebracht werden. Es ist eine Provokation, was Hammelburg jüdischen Nachfahren und Gästen zu bieten hat: einfach gar nichts. Ein "braunes Haus" am Seelhausplatz in Nachbarschaft der ehemaligen Synagoge! Das ist der Gipfel! Wann endlich gibt es in Hammelburg einen Denkmalstandort, an dem man sich nicht schämen muss? Der Geschichtskreis macht ehrenamtlich die Stadtführungen, wenn jüdische gäste kommen. Das tun wir gerne. Für was aber wird Frau Böck bezahlt? Konzeptionslos und ohne Engagement begegnen Touristik-Info und das städt. Kulturreferat jüdischen Gästen, die ein sehr großes Interesse für die Stadt und ihre Historie mitbringen. Wo bleibt das Judentum als wesentlicher Teil der Stadtgeschichte Hammelburgs im Stadtmuseum dargestellt?