"Stadtführung 2.0": Mit moderner Technik will Bad Kissingen seine Sehenswürdigkeiten vor allem den jüngeren Gästen näher bringen.
Max Littmann (alias Gerhard Wulz ) gehört einer radikalen Minderheit an. Er hat kein Smartphone, "aber ich bin ja schon 82 Jahre tot." Ein modernes Handy oder einen Multimediaguide braucht es für die "Stadtführung 2.0" (Kulturreferent Peter Weidisch). Denn nur damit erschließen sich die Denkmal-Routen. Es gibt vorerst zwei: die Max Littmann-Tour in Bad Kissingen und die Altstadt-Tour in Volkach.
Die offizielle Eröffnung hat am Donnerstag am Eingang zum Kurgarten stattgefunden. Dort ist eine Stele aufgestellt worden, an der der QR-Code zu dem Rundgang gescannt werden kann. Der Standort für den Festakt war suboptimal,weil mitten im Strom der Gäste, die zum Kurkonzert eilten. Außerdem mussten alle der Sonne trotzen.
Die EU fördert finanziell Darunter litt vor allem Wulz im naturgetreuen Littmann-Outfit aus äußerst solidem Wollkammgarn mit Jacke, Weste, Hemd. Die Kluft stammt aus dem Fundus des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach. Wulz (78) wird sie auch bei Führungen am Nostalgie-Wochenende 21./ 22. September tragen. Bis dahin will er sich wieder einen Spitzbart wachsen lassen.
Gefördert wird das Projekt von der Europäischen Union über das Programm Leader Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) nannte Bad Kissingen "Leader-Stadt" und "Quelle der Gesundheit", in der die Historie eine große Rolle spiele. Gemeinsam mit Volkach - beide sind "Ankerpunkte" der Landesausstellung "Main und Meer" - wolle man den Menschen auf neue Art und Weise die Attraktionen zugänglich machen. Die Sehenswürdigkeiten sollen in moderner Form erlebbar werden und so auch neue Gäste gewinnen helfen.
Die ganze audiovisuelle Palette Maßgeblich gestaltet hat Peter Weidisch die Max-Littmann-Tour. Er nannte sie ein Pilotprojekt, um Denkmäler vorzustellen und um sich über historische Entwicklungen und Zusammenhänge zu informieren. Dabei würden Smartphones über QR-Codes in bisher nicht bekanntem Umfang bei multimedialen Stadtrundgängen eingesetzt.
Für die Denkmal-Routen wurde die Software teilweise neu entwickelt. Es komme die gesamte audiovisuelle Palette zum Einsatz: Texte, kleine Filme, Fotos, Pläne und Quellen. Über Untermenues könne man die Materie auf Wunsch noch vertiefen. Der "Rundgänger" müsse selbst aktiv werden.
Kurz und knapp Gäste würden mit einer kurzen und knappen Beschilderung auf Besonderheiten in der Stadt aufmerksam gemacht und erhalten dort die wichtigsten Basisinformationen. Mittels QR-Code kann man sich weitere Dateien problemlos herunterladen.
Die erste Tour, so Weidisch, sei Littmann gewidmet, weil dessen Regentenbau vor 100 Jahren eingeweiht worden ist. Weitere Routen würden folgen, Bis Ende 2015 sollen in Bad Kissingen 100 Denkmäler und Ensembles erschlossen werden.
Bad Kissingen als Vorreiter Landrat Thomas Bold (CSU) sprach von einem "sehr innovativen Projekt". Wie die Museumspädagogik habe sich auch die Kommunikation verändert. Bad Kissingen und Volkach seien Vorreiter in der Frage, wie man Denkmäler und Besonderheiten den Besuchern noch besser nahe bringen kann.
Volkachs Bürgermeister Peter Kornell (FWG) sagte, dank der Filme blieben Eindrücke länger hängen. Es sei zwingend, neue Medien zu nutzen. Denn fast alle hätten heute ein Smartphone. Außer Max Littmann eben.
Star-Architekt Max Littmann (1862 bis 1931) war ein Baukünstler, der wie Friedrich von Gärtner, Bad Kissingen geprägt hat. Er schuf Wandelhalle, Regentenbau, Maxbrunnen, Ludwigsbrücke, Littmannhaus, Kurhausbad und Theater. Diese und der Arkadenbau sind Bestandteile der Littmann-Tour.
Technik An Stelen kann man sich mittels Q-Code Informationen einscannen und so mehr erfahren. Dazu braucht man ein Smartphone oder einen Multimediaguide. Einen solchen kann man sich bei der Kur- und Touristinformation am Kurgarten ausleihen. Demnächst, denn derzeit hat man dort noch gar keine Guides, war zu erfahren. Weitere Informationen unter www.denkmalroute.de
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