Bittere Pleiten im Pokal
Ende Januar 2011 träumten viele von der großen Pokal-Sensation, denn der Club stand im Viertelfinale bei Schalke 04. Schon nach vier Minuten brachte Julian Schieber den FCN in Front. Doch der Ausgleich in der 14. Minute beendete die Euphorie zunächst. Der Club überstand die folgende Druckphase der Magath-Elf und Schieber ließ erneut die Hoffnungen aufleben - 2:1 (32.). Nach der Pause ließen die "Königsblauen" einige Möglichkeiten liegen. Nur Ivan Rakitic überwand Keeper Raphael Schäfer (58.).
In der Verlängerung blieben die Schalker dominant und der 17-jährige Julian Draxler zerstörte mit seinem ersten Profi-Tor in der 119. Minute alle Träume. "Wenn man in der 119. Minute so ausscheidet, ist das besonders bitter. Aber wir haben uns überragend verkauft und alles gegeben", sagte Hecking nach dem Spiel gegen den späteren Pokalsieger.
In den folgenden beiden Saisons hat sich der Club im Pokal bis auf die Knochen blamiert. Zuerst gegen die SpVgg Greuther Fürth. 2011/12 traf der FCN im Achtelfinale im heimischen Stadion auf den Lokalrivalen. Der Club lag nach einem Kopfballtor von Edgar Prib früh zurück (15.). Die harmlose Hecking-Elf brachte das "Kleeblatt" nicht in Bedrängnis. Daran änderten auch ein Platzverweis für Bernd Nehrig (66.) und ein nicht anerkanntes Tor in der 80. Minute von Daniel Didavi nichts. Unschöne Szenen gab es nach dem Spiel: Einige Club-Fans kletterten über die Zäune der Nordkurve und stürmten zum Gästeblock.
Noch peinlicher wurde es im Jahr darauf. In Runde 1 trat Nürnberg beim Viertligisten TSV Havelse an. Zunächst lief alles nach Plan: Alexander Esswein erzielte nach sieben Minuten die Führung. Doch nur sechs Minuten später glich der Außenseiter aus und nach einer Stunde zappelte der Ball zum zweiten Mal im Netz. Vom Club kam weiter wenig, aber Robert Mak rettete den Bundesligisten in die Verlängerung (80.). Doch nach sieben Minuten erzielte Havelse das entscheidende 3:2.
Der Abgang
Das nehmen ihm viele Fans heute noch übel: Im Dezember 2012 wechselte Dieter Hecking völlig überraschend zum VfL Wolfsburg. Dabei hatte er erst vor der Saison seinen Vertrag bis 2014 verlängert. Doch dieser beinhaltete eine Ausstiegsklausel. Neben wirtschaftlichen und sportlichen Gründen gaben damals für Hecking auch private Gründe den Ausschlag, denn seine Familie wohnte unweit von Wolfsburg. Gut zwei Monate zuvor hatte er in der TV-Sendung "Doppelpass" auf Sport 1 einen Wechsel zum VfL, der gerade seinen Coach Felix Magath entlassen hatte, noch deutlich ausgeschlossen: "Ein Angebot würde ich mir nicht anhören. Ich habe mit dem 1. FC Nürnberg einen tollen Arbeitgeber", sagte er in der Sendung.
Beim Club lief es seinerzeit jedoch nicht rund. Nach neun Spieltagen und sechs sieglosen Spiel in Folge rangierte er auf Platz 15 - punktgleich mit Wolfsburg auf dem Relegationsrang. Und Hecking geriet damals in die Kritik der Fans. Dennoch stabilisierte sich die Mannschaft bis zur Winterpause und hatte mit 20 Zählern und Platz 14 ein Acht-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz.
Erfolgreiche Zeit in Wolfsburg
Aber Hecking ging, es folgte U23-Trainer Michael Wiesinger. Er baute diesen Vorsprung aus und erreichte den Klassenerhalt als Zehnter. Im Jahr darauf musste der FCN nach fünf Jahren in der Bundesliga jedoch den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Hecking blieb drei Jahre lang beim VfL. Er führte ihn 2014 in die Europa-League und wurde 2015 DFB-Pokal-Sieger und Vizemeister.
Leihspieler, Dauerbrenner, Missverständnisse
In der Ära Hecking schafften einige Spieler den Sprung ins Rampenlicht, oft auch über Leih-Verträge. Der klamme 1. FC Nürnberg holte sich unter Sportvorstand Martin Bader so die Qualität, die er sich sonst nicht hätte leisten können - und das meistens mit Erfolg. So waren zum Beispiel Breno, Andreas Ottl, Mehmet Ekici (alle Bayern München), Julian Schieber, Daniel Didavi (beide VfB Stuttgart) oder Jens Hegeler (Bayer Leverkusen) maßgeblich daran beteiligt, dass sich der FCN fünf Jahre lang in der Bundesliga halten konnte.
Doch dem Club gelangen in den drei Jahren unter Hecking auch erfolgreiche feste Verpflichtungen. So wie Dauerbrenner Timmy Simons. Vom PSV Eindhoven kam er im Sommer 2010 gemeinsam mit Per Nilsson (TSG Hoffenheim). Drei Jahre lang war er eine feste Größe im defensiven Mittelfeld. Der Schwedische Innenverteidiger Nilsson wurde mit sechs Treffern 2012/13 sogar interner Torschützenkönig.
Für Staunen bei den Anhängern sorgte Hiroshi Kiyotake. Der technisch versierte Japaner brachte es zwischen 2012 und 2014 auf sieben Tore und 19 Vorlagen in der Bundesliga.
Unter Hecking schafften auch einige junge Spieler den Weg in die erste Mannschaft. So etwa die späteren deutschen Nationalspieler Philipp Wollscheid, Marvin Plattenhardt und der US-Amerikaner Timothy Chandler. Die steilste Karriere legte aber Ilkay Gündogan hin. Zwar kam er schon unter Vorgänger Michael Oenning zu seinen ersten Einsätzen, unter Hecking avancierte er aber zur festen Größe und wechselte im Sommer 2011 für etwa 5,5 Millionen Euro zu Borussia Dortmund.
Doch nicht alle Transfers saßen. Der größte Flop der Hecking-Zeit war der Brasilianer Marcos Antonio. Sein verunglückter Rückpass zu Torwart Raphael Schäfer am 6. Spieltag der Saison 2012/13 gegen den VfB Stuttgart sorgte schon nach wenigen Sekunden für den Rückstand. Auf seinen zweiten schweren Bock nur zehn Minuten später folgte die Auswechslung - seine Bundesliga-Karriere endete nach nur 16 Minuten.
Heckings größter Problemfall war jedoch Marek Mintal. Schon zu Beginn seiner Amtszeit setzte der Trainer nur bedingt auf den Publikumsliebling. In der darauffolgenden Saison gönnte Hecking dem "Phantom" nur 17 Kurzeinsätze. Es folgte ein emotionaler Abschied in Richtung Rostock. Und die Fans schäumten: Sie zeigten in der Nordkurve sogar ein Plakat mit der Aufschrift "Legendenkiller" in Richtung Hecking. Gleichzeitig verabschiedete sich mit Andreas Wolf ein weiterer verdienter Spieler. In einem offenen Brief an die Fans klagte er über mangelnde Wertschätzung seitens des Trainers und Vereins. Nach 14 Jahren im Club-Dress ging es für ihn in den hohen Norden zu Werder Bremen.