Der TSV Oerlenbach und der TSV Ebenhausen bündeln die Kräfte und machen künftig gemeinsame Sache. Beide Vereine stehen dem Projekt ebenso aufgeschlossen gegenüber wie die Fußballer.
Visionen verschieben Grenzen. Oder lösen diese sogar auf. Nun gut, es ist kein zweiter Fall der Mauer, und doch ein außergewöhnliches Ereignis: Der TSV Ebenhausen und der TSV Oerlenbach schließen sich zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Bündeln die Kräfte für einen Neustart in der A-Klasse nach dem Abstieg beider Vereine aus der Kreisklasse. Eine gemeinsame Basis, auf die man im Sinne des Sports sicher gerne verzichtet hätte. Die aber womöglich die Sinne zusätzlich schärfte hinsichtlich einer Kooperation.
"Bei den Basketballern harmonieren beide Vereine seit Jahrzehnten miteinander. Warum soll das nicht bei den Fußballern funktionieren", sagt Ebenhausens Sport-Vorstand Dieter Bausewein. Und sieht weitaus mehr Chancen als Risiken in der neuen Partnerschaft. "Wir wollen eine Reserve in der B-Klasse und eine erste Mannschaft in der A-Klasse an den Start bringen. Und wir werden vor der Saison diverse teambildende und informierende Veranstaltungen auf die Beine stellen, um alle Spieler, aber auch das Umfeld vom neuen Kurs zu überzeugen." Am Samstag 20. Juni (18 Uhr) wird zum Beispiel eine öffentliche Informationsveranstaltung zur Gründung der SG im Oerlenbacher Sportheim stattfinden, in Ebenhausen ist Ähnliches geplant. "Hier haben alle Interessierten die Möglichkeit, die Details zu dieser Entscheidung aus erster Hand zu erfahren", sagt mit Nico Rogge der Vorsitzende des TSV Oerlenbach.
Vor einigen Jahren hatten beide Mannschaften jeweils zwei Mannschaften im Spielbetrieb. Doch die bekannten demografischen Faktoren ließen das vorhandene Personal immer weniger werden. "Wir hatten in der abgelaufenen Saison sogar ein Spiel aus personellen Gründen absagen müssen. Und oft genug standen uns nicht genügend Wechselspieler zur Verfügung. Das waren klare Signale", sagt Dieter Bausewein, der von Ebenhäuser Seite die treibende Kraft war gemeinsam mit Sebastian Dees, aktiver Spieler und im Verein verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.
Beim Nachbarverein hatte sich die komplette Vorstandschaft des Themas angenommen in Abstimmung mit den Abteilungsverantwortlichen. "Dabei wurde einvernehmlich unverzüglicher Handlungsbedarf festgestellt. Aufgrund von Verletzungen, Spielerabgängen, schulischer Fortbildung sowie aus familiären und beruflichen Gründen stehen Spieler nicht mehr regelmäßig zur Verfügung. Und durch den eklatant fehlenden Nachwuchs hat sich die Situation nochmals zugespitzt", sagt Nico Rogge. Beide Vereine hatten im Vorfeld auch das Gespräch mit anderen Clubs gesucht, hatten Pro und Kontra ausführlich abgewogen, ehe ein Vertragswerk unterschriftsreif war. In dem unter anderem vereinbart ist, dass in der Vorrunde in Oerlenbach, in der Rückrunde in Ebenhausen gespielt wird. Chef-Trainer wird mit Rainer Schmitt der bisherige Oerlenbacher Trainer sein.
Erfreulich ist aus Sicht der Beteiligten, dass die Spieler selbst der neuen Partnerschaft ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber treten. Was nicht unbedingt verwundert, weil die Pro tagonisten ihre fußballerische Ausbildung zu einem Großteil in der JFG Oberes Werntal genießen durften, in der die vier Fußball-Vereine der Großgemeinde Oerlenbach seit vielen Jahren Teamwork vorleben. JFG-Vorsitzender Thomas Sturm begrüßt die neue Partnerschaft. "Die Entscheidung zur Spielgemeinschaft zwischen Oerlenbach und Ebenhausen ist für unsere Jugendarbeit ein wichtiges Zeichen. Wenn wir unseren Kindern und Jugendlichen eine sportliche Perspektive bieten wollen, müssen wir innerhalb der Großgemeinde Oerlenbach noch enger zusammen rücken und die sportlichen Kräfte bündeln. Nur so können wir meiner Meinung nach eine Zukunftsperspektive über mehrere Jahre hinweg kreieren. Schon in der Jugend wurde vor Jahren erkannt, dass wir nur gemeinsam stark sind."
Tatsache ist, dass beide Vereine ein erstklassiges Umfeld bieten mit schicken Sportanlagen, beim TSV Oerlenbach steht gar die Einweihung eines neuen Sportplatzes unmittelbar bevor. Dazu Vereinsbosse, die hinter dem Projekt stehen. Zudem lässt das neue Kollektiv auch auf dem Feld einiges erwarten. In Oerlenbach und Ebenhausen könnte "SG" demnächst auch für Schwergewicht stehen.