Mit dem Derbysieg über den ESC Haßfurt erreichen die Kissinger Wölfe die Zwischenrunde.
Kissinger Wölfe - ESC Haßfurt 4:2 (2:0, 0:0, 2:2).Mikhail Nemirovsky mag es gerne mal abstrakter, um auf den Punkt zu kommen. "Mit einer Banane öffnet man keine Thunfisch-Dose", sagt der Spielertrainer der Kissinger Wölfe tatsächlich wenige Minuten nach dem Derbysieg über Haßfurt, gleichbedeutend mit dem Erreichen der Zwischenrunde. Eine großartige Leistung nach schwachem Saisonstart und diversen Nackenschlägen im Verlauf der 14 Spiele der Vorrunde. Von den richtigen "Tools" spricht der 42-Jährige. Vom passenden Werkzeug also, das es braucht, um eine Thunfisch-Dose zu öffnen. Oder einen Gegner zu knacken. "Wir haben viele Werkzeuge, benutzen aber nicht immer die richtigen", erklärt der Rudel-Chef, der die Leistung seiner Mannschaft nicht auf eine rosa Wolke heben wollte. "Wir können besser spielen. Auf uns wartet Arbeit."
Ein prima Start
Vor den 500 Zuschauern im Wolfsbau spielten die Kurstädter ein starkes Auftaktdrittel. Mit Top-Chancen für Nemirovsky, Chad Evans und Roman Nikitin. Und Toren vom immer besser werdenden Verteidiger Marc Hemmerich sowie Christian Masel nach einer Traumvorlage von Roman Nikitin. Der Ex-Bayreuther durfte wieder stürmen, sodass neben Hemmerich nur noch Niko Grönstrand und Simon Eirenschmalz verteidigten. "Ich wollte mit drei Außenstürmern spielen", lautete die Begründung von Nemirovsky. Die drei Haudegen und ein starker Timo Jung hielten auch im Mitteldrittel die Null. Der Wölfe-Goalie zeigte außerordentliche Fangfähigkeiten bei den Schüssen von David Franek, Jan Slivka und Ilja Kinereisch, hatte freilich auch Glück beim Pfostentreffer von Kinereisch in Haßfurter Überzahl. "Im zweiten Drittel haben wir uns ein paar Strafzeiten zu viel erlaubt", fand Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin. Drei waren es, vier insgesamt, womit das Derby unter dem Strich trotz der Bedeutung für beide Mannschaft wohltuend fair ablief. Die "Hawks" saßen sogar nur dreimal auf der Sünderbank.
"Das erste Drittel war super. Dann haben wir uns einige leichte Fehler geleistet, die wir vermeiden müssen. Aber wir haben bis zum Schluss gekämpft", sagte später Timo Jung, der im finalen Abschnitt zwei Treffer binnen drei Minuten kassierte, nachdem der Ex-Haßfurter Eugen Nold im Nachschuss auf 3:0 erhöht und Viktor Ledin den vierten Treffer der Wölfe knapp verpasst hatte. Jan Slivka hatte vom Bully weg verkürzt (53.), ehe Vojtech Potocky (56.) die Fans der Falken endgültig euphorisierte. "Wir hätten zu diesem Zeitpunkt klarer führen müssen. Dann ist es noch einmal eng geworden. Viel zu eng", schnaufte Michael Rosin durch. Exakt 131 Sekunden vor Spielende nahm ESC-Coach Martin Reichert Torwart Martin Hildenbrand vom Eis zu Gunsten eines weiteren Stürmers.
Ein neuer Torwart
"In so einer Situation musst du cool bleiben und alles ausblenden. Die innere Ruhe an die Mannschaft weiterzugeben, das ist total wichtig", sagte Timo Jung, der in den nächsten Spielen Konkurrenz bekommt von Donatas Zukovas. Der 22-jährige Litauer war Juniorennationalspieler seines Landes - und auf dem Markt verfügbar. "Für uns ein Glücksfall. Wir wollen über die Zwischenrunde in die Playoffs. Nur über den Erfolg können wir unsere Zuschauereinnahmen steigern, was uns wiederum hilft, Altlasten zu tilgen", erklärt Michael Rosin die last-minute-Verpflichtung, die aber erst einmal an Timo Jung vorbeikommen muss.
Der Mann mit der Kelle musste nicht mehr lange zittern, weil Nemiroksky zur Entscheidung traf per Empty-Net-Goal(59.). Ein solches hatte Sekunden zuvor Max Hildenbrand verhindert mit einer spektakulären Rettungstat, bei der sich der Haßfurter Spieler verletzte. Ein gebrauchter Abend für die Falken also, die jetzt in die Abstiegsrunde gehen, während die Wölfe mit Spannung auf die Zusammensetzung der Zwischenrunde warten. Die Qualität der Gegner wird sich noch einmal steigern. Das nötige Rüstzeug will Mikhail Nemirovsky seiner Mannschaft in die Hand drücken. Bananen werden nicht dabei sein.