Kissinger Wölfe: Die Energie einer Gemeinschaft

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U8-Betreuerin Kati Schmitt (rechts) sorgt dafür, dass die Jungwölfe bei Heimspielen mit ihren Vorbildern aufs Eis dürfen.Jürgen Schmitt
U8-Betreuerin Kati Schmitt (rechts) sorgt dafür, dass die Jungwölfe bei Heimspielen mit ihren Vorbildern aufs Eis dürfen.Jürgen Schmitt
Warme Klamotten und gute Laune helfen gegen die Kälte beim Verkaufsstand im Freien, wo es Fan-Utensilien der Kissinger Wölfe ebenso gibt wie Getränke und Essen. Den netten Plausch mit den Helfern ist gratis.ssp
Warme Klamotten und gute Laune helfen gegen die Kälte beim Verkaufsstand im Freien, wo es Fan-Utensilien der Kissinger Wölfe ebenso gibt wie Getränke und Essen. Den netten Plausch mit den Helfern ist gratis.ssp
 
Wer an den Verkaufsständen hilft, wie hier Marco Schmitt (links), bekommt nicht besonders viel mit vom Spiel.Robert Fischer
Wer an den Verkaufsständen hilft, wie hier Marco Schmitt (links), bekommt nicht besonders viel mit vom Spiel.Robert Fischer
 
Für die Sicherheit bei Heimspielen der Kissinger Wölfe sorgt das Security-Personal.Robert Fischer
Für die Sicherheit bei Heimspielen der Kissinger Wölfe sorgt das Security-Personal.Robert Fischer
 

Der sportliche Erfolg fußt auf einem großen ehrenamtlichen Engagement. Überraschend viele Frauen opfern ihre Freizeit, um den Verein nach vorne zu bringen.

Frauenpower beim Eishockey? Aber klar doch! Ohne feminine Note geht gar nichts bei den Heimspielen der Kissinger Wölfe. Auf dem Eis stehen die Männer in ihren mächtigen Monturen im Mittelpunkt, beim Drumherum haben überraschend viele Frauen das Sagen beim Kurstadtverein, der kurz vor dem Aufstieg in die Bayernliga steht. Weil einerseits die sportlichen Leistung stimmt, aber eben auch das Umfeld. Eine, die überall mit anpackt ist Kati Schmitt, die auch Betreuerin der U8-Mannschaft ist. Und die kurz vor dem Spiel gegen den EHC Königsbrunn - natürlich im Original-Trikot - dafür sorgt, dass die Jungwölfe gemeinsam mit ihren Vorbildern um Spielertrainer Mikhail Nemirosky aufs Eis dürfen.


Die Werbetrommel wird gerührt

Danach geht es in den kleinen improvisierten Stand in der zugigen Ecke der Halle, nahe dem Eingangsbereich, um an der Seite von Ehemann Marco Getränke zu verkaufen. "Über die Mutter von unserem Spieler Charles Müller bin ich zum Eishockey gekommen, die in der Kinderkrippe unseren Sohn betreute und immer von der tollen Stimmung im Verein schwärmte. Lino war erst beim Sommertraining und ist mittlerweile kaum mehr vom Eis zu bringen", sagt die 42-Jährige über ihren Sohn und erzählt von leuchtenden Kinderaugen. "Das macht den Jungs und Mädels unheimlich Spaß. Die fragen schon immer nach, ob sie mal wieder mit aufs Eis dürfen", sagt die Haarderin, die Spaß am Helfen hat. "Weil man auch viele Fans kennenlernt und sich die Eltern der Kinder alle richtig gut verstehen. Und wir werden immer mehr."
Zu Werbezwecken wurden sogar verschiedene Aufsteller gebaut, die unter anderem in Kindergärten zum Einsatz kommen. Auch in Schulen wird die Werbetrommel gerührt, um die Kinder für ein Probetraining zu gewinnen. "Das ist schon faszinierend, wie schnell die Kids das Eislaufen lernen. Und wenn sie erst einmal ihre Ausrüstung anhaben, fühlen sie sich noch stärker und sicherer." Gerade einmal sechs Jahre alt ist der Filius, der noch in den Kindergarten geht und laut Kati Schmitt von seinem Sport enorm profitiert in Sachen Selbstständigkeit und Teamfähigkeit.


Freundschaften sind entstanden

Das kann Katharina Rasmussen nur bestätigen, deren Sohn Vincent ebenfalls zu den Jüngsten im Wolfs-Rudel gehört. Die 32-Jährige zählt zu jenen Personen, die den Stand im Freien vor der Halle mit Leben füllen - bei jedem Wetter. "Wenn es windig ist oder regnet, ist das nicht so schön. Eine Holzbude, das wär's", sagt die Bad Kissingerin, die wie ihre Mitstreiter um Chef-Griller Dominik kaum etwas vom Spiel mitbekommt, aber dennoch zu hundert Prozent hinter ihrem Engagement steht. "Man trifft halt viele Leute, und es sind Freundschaften entstanden, weil wir zusammengewachsen sind. Es geht aufwärts. Es sind mehr Kinder und mehr Eltern da. Man spürt die Energie dieser Gemeinschaft. Und wenn es dem Verein gut geht, geht es auch unseren Kindern gut." Gewöhnlich treffen sich die Helfer 90 Minuten vor Spielbeginn, bei einem Derby zwei Stunden vor dem ersten Bully. "Jeder hat so seine Station. Die Leute wissen, wo sie anpacken müssen. Das ist mittlerweile keine große Sache für uns", sagt Katharina Rasmussen, die sich gegen die Kälte mit "dicken Skisocken, Schneestiefeln und guter Laune" wappnet. Sogar seelsorgerische Aufgaben werden bereitwillig übernommen. "Das kommt schon mal vor, dass frustrierte Fans mitten im Spiel zu uns raus kommen und sich mit uns unterhalten. Es ist eigentlich immer was los."


Gute Strukturen aufgebaut

Auch Sandra Kiesel wird es mit den Kissinger Wölfen nicht langweilig. Ehemann Ralph ist schließlich der stellvertretende Vorsitzende. Das "Kissinger Kindl" ist so etwas wie die Mutter der Kompanie, die sich um das Organisatorische im Hintergrund kümmert, die verschiedenen WhatsApp-Gruppen von Helfern und Security koordiniert, damit der Laden läuft. "Wichtig ist es, gute Strukturen im Verein zu haben. Schon als Zuschauerin sind mir damals Sachen aufgefallen, die man besser machen könnte. Seitdem wir über den Vorsitzenden Michael Rosin wieder näher am Verein dran sind, werden viele Dinge jetzt umgesetzt", sagt die 47-Jährige, die an den Spieltagen quasi einen Fulltime-Job am und im Wolfsbau hat. "Drei Stunden vor dem Spiel bin ich meistens schon in der Halle, um Kaffee zu kochen. Darüber freuen sich auch die gegnerischen Teams oder deren Busfahrer. Den Buchloern habe ich nach dem Match Steaks angeboten. Unsere Spieler und die Schiedsrichter bekommen sowieso immer etwas zum Essen. Das organisiert dann Daniel Wehner, der den direkten Kontakt zu den Spielern hat. Bei 20-Uhr-Spielen wird es schon mal halbeins, bis man die Halle wieder verlässt."
Gerade beim Auf- und Abbau würde sich Sandra Kiesel über ein paar mehr helfende Hände freuen, aber unter dem Strich ist die resolute Frau mit dem Status Quo mehr als einverstanden. Bei der Koordination der gewöhnlich sechs Security-Kräfte, die von der Unternehmer-Familie Kiesel mit eigenen Jacken ausstaffiert wurden, hilft Andreas Max-Lyon, den alle nur Mäxchen nennen. Inklusive der Helfer an den Verkaufsständen, an der Abendkasse, am Zeitnehmer-Tisch sind mit Hallensprecher und Sanitäter über 20 Personen im Einsatz, die natürlich die diversen Auflagen der Stadt und von Seiten des Investors zu beachten haben. "Den Kontakt zum Investor hält beispielsweise unser Eismeister Maxim Bäumler. Der ist über alles informiert, was wir auf die Beine stellen", sagt Sandra Kiesel. Dazu gehört auch der Fanshop im Freien.


Mit Humor und Gummibärchen

"Die Leute helfen gerne und bekommen dafür gerade einmal ein Essen und ein Getränk. Viele wollen nicht einmal das annehmen", sagt Sandra Kiesel, die bei Auswärtsspielen das Trikot mit dem Namenszug und der Nummer 79 von Kult-Verteidiger Marc Hemmerich und bei Heimspielen mit dem Schriftzug "Frau Mops" trägt - als passionierte Hundezüchterin. Selbst an die Gummibärchen für die Sicherheitskräfte denkt Sandra Kiesel, "ohne die deren Dienst nicht möglich wäre." Anrührende wie humorige Aussagen von Ehrenamtlern, die unterstreichen, dass der Erfolg eines Vereins nicht allein an Resultaten gemessen werden kann.