Erschreckend gering ist im Fußballkreis das Interesse an den beiden Qualifikations-Turnieren zur Kreismeisterschaft.
Es ist mittlerweile fast ein Trauerspiel. Nur noch 21 Mannschaften haben gemeldet für die beiden Qualifikations-Turniere zur Futsal-Kreismeisterschaft am 14. Januar in Mellrichstadt. Zehn Vereine schaffen den Sprung dahin, also fast 50 Prozent. Der SV Burgwallbach und die SG Mellrichstadt/Frickenhausen nehmen sogar ohne Wertung teil, da beide Vereine als Ausrichter (SG) respektive Titelverteidiger (SV) vorab qualifiziert sind. Wo liegen die Gründe? Wir hörten uns bei Trainern in der Region um.
Richtig Lust auf Hallenfußball haben offensichtlich die Kicker der DJK Schondra, die am Freitag beim Dreikönigsturnier des SV Römershag teilnehmen und zwei Tage später zum Quali-Turnier beim TSV Münnerstadt antreten. Aber ohne Trainer. "Wir haben uns im Verein darauf verständigt, dass Abteilungsleiter Günther Schneider die Mannschaft in der Halle betreut", sagt Charly Storch. Der DJK-Trainer vertritt nämlich einen klaren Standpunkt. "Hallenfußball oder Futsal, das interessiert mich alles nicht. Ich gehöre zur alten Garde. Da findet der Fußball, egal bei welchem Wetter, im Freien statt. In der Winterpause sollen die Spieler eigentlich regenerieren. Um dann wieder richtig Lust zu haben, wenn die Vorbereitung auf die Rückrunde beginnt. Aber ich bin auch Angestellter der DJK Schondra. Und weiß natürlich auch, dass die Vereine sich untereinander verpflichtet fühlen, das ist zu akzeptieren."
Noch fast abgestiegen
Auch die erhöhte Verletzungsgefahr führt der Coach des Kreisklassisten ins Feld. "Vor vielen Jahren hat sich Bernd Feuerstein in der Halle schwer verletzt. Ich war damals mit dem FC Bad Brückenau nach der Vorrunde Tabellenführer in der Bezirksliga. Dann wären wir beinahe noch abgestiegen", erinnert sich Storch, der aktuell auch keinen Einfluss auf die Aufstellung nehmen will. "Die Teilnahme ist freiwillig. Nur ich selbst werde halt nicht dabei sein. Fußball muss doch auch Spaß machen. Aber der bleibt in meinen Augen auf der Strecke, wenn gefühlt bei jedem Turnier andere Regeln zum Einsatz kommen."
Kaum Spannung
"Wir haben kaum Hallenspieler. Obwohl es genug Anfragen gab, machen wir in diesem Winter bei keinem Hallenturnier mit", sagt Andrzej Sadowski. Eine Teilnahme am Futsal-Qualifikationsturnier stand beim SV Garitz auch nie zur Diskussion. "Die vielen Regeln schrecken ab. Da haben doch viele die Lust verloren, weil im Gegensatz zum herkömmlichen Fußball kaum Spannung aufkommt", sagt Sadowski, dessen Team im Vorjahr noch zum Vorentscheid in Hammelburg angetreten war. "Außerdem zehrt die Runde im Freien an den Kräften, da ist man froh, wenn man einmal zur Ruhe kommt. Fußball ist bei vielen nicht mehr die Nummer eins. Das sieht man auch an den Teilnehmerfeldern in der Halle."
Kaum Verbesserungspotenzial
"Wenn man im Winter ein paar Mal in der Halle spielt, wird man sich fußballerisch kaum verbessern." Findet Michael Hammer, der mit dem FC Untererthal in diesem Winter an keinem Turnier teilnehmen wird. "Terminlich mussten wir in diesem Jahr für das Heinrich-Nöll-Turnier Hammelburg kurz vor Silvester absagen und an Futsal haben wir uns noch nicht herangewagt. Das Interesse daran hält sich bei meinen Spielern in Grenzen", sagt der Coach des Kreisliga-Aufsteigers. Gespielt wird schon in der Halle, aber nur untereinander. Eine höhere Verletzungsgefahr sieht Michael Hammer unter dem Hallendach nicht. "Verletzungen passieren überall. Aber mittlerweile gehen die Spieler vernünftig miteinander um. Das war früher anders."
Regeneration ist wichtiger
Einmal in der Woche wird beim SV Ramsthal derzeit in der Halle trainiert. "Aber wir spielen bewusst keine Turniere, nachdem wir in der Vorrunde doch großes Verletzungspech hatten und schlechte Erfahrungen aus den vergangenen Jahren gemacht haben bei Auftritten in der Halle", sagt Nico Schell. "Es ist ja doch ein Wettkampf. Außerdem will ich den Jungs die Möglichkeit zur Regeneration geben. Die sollen mal den Kopf frei bekommen. Dann steigt hoffentlich auch die Lust, wenn es wieder raus geht." Vor die Wahl gestellt, würde sich der SV-Coach für den traditionellen Hallenfußball entscheiden, "weil der attraktiver ist als Futsal".
In die Halle? Nur im Notfall!
Eine ähnliche Meinung wie sein Trainerkollege Charly Storch hat Werner Köhler: "Ich stehe prinzipiell nicht hinter dem Hallenfußball und lasse nur im äußersten Notfall in der Halle trainieren, wenn es im Freien wirklich nicht möglich ist. Aber ich habe Spieler, die gerne in die Halle gehen. Wir machen allerdings nur beim Dreikönigsturnier des TSV Münnerstadt mit, wo wir ja auch Titelverteidiger sind. Da werden sich meine Spieler auch selber organisieren, ich schaue höchstens mal vorbei", sagt der Coach des TSV Rannungen. Mangels Interesse nimmt der Kreisligist zwei Tage später nicht am Qualifikations-Turnier zur Futsal-Krerismeisterschaft teil. Traurig ist Werner Köhler darüber nicht. "Bei unserem kleinen Kader will ich keine Verletzungen riskieren. Und überhaupt ist für mich der gesamte Hallenfußball ein Auslaufmodell."
Doppelt gefordert
Als doppelter Gastgeber ist der TSV Münnerstadt am Freitag und Sonntag ganz besonders gefordert. Dass der Bezirksligist nur am Dreikönigskick teilnimmt, erklärt der Trainer ganz pragmatisch. "Wir richten am 21. Januar das Bezirksfinale aus, sind damit also automatisch qualifiziert. Außerdem benötigen wir im Verein an diesen beiden Tagen jede Menge Helfer", sagt Thomas Dietz, der eine gemischte Truppe aufbieten wird. "Wer Lust hat und gesund ist, darf spielen. Wir wollen uns gut präsentieren und ordentlich abschneiden, aber wichtig ist, dass sich keiner verletzt nach den vielen Ausfällen in der Vorrunde." Dass der Spaßfaktor beim Dreikönigsturnier größer ist, davon ist Dietz überzeugt. "Mit Bande und den größeren Toren ist das Spiel in der Halle einfach attraktiver und schneller."
Die Tendenz geht zum Verzicht
Jochen Haberle, der Trainer des Kreisklassisten VfB Burglauer, sei nicht an der Entscheidung zur Meldung beteiligt gewesen, wird auch selber am Sonntag in Münnerstadt gar nicht anwesend sein. "Ich denke, wir machen noch mal mit, weil wir immer mitgemacht haben. Der Stellenwert des Turniers ist auch nicht mehr so, wie er mal bis vor fünf, sechs Jahren war", gibt er unumwunden zu. "Den Budenzauber in der Form von damals gibt es gar nicht mehr. Die Attraktivität, die der Verband erreichen wollte, ist meines Erachtens rückläufig. Ich habe den Spielern der ersten Mannschaft freigestellt selber zu entscheiden, wer mitmachen will oder nicht. Die Tendenz geht aber dahin, in den nächsten Jahren eher darauf zu verzichten. Die Verletzungsgefahr ist zu groß und die Qualität des Spiels im Vergleich zu draußen ist nicht gegeben. Die Priorität hält sich für uns also in Grenzen. Wir werden nicht teilnehmen, um unbedingt gewinnen zu wollen. Es ist also mehr eine Good-will-Aktion und für uns wahrscheinlich schon im nächsten Jahr ein No-go." Die speziellen Futsal-Regeln hält Jochen Haberle sogar "für prinzipiell gut, wenn auch etwas zu kompliziert. Man muss halt spielerisch etwas umdenken. Den ehemaligen Hallenfußball mit Bande, größerem Tor und einem Lederball halte ich nach wie vor für attraktiver."
Diplomatische Aussage
Der neue Kreisspielleiter André Nagelsmann (Elfershausen) gab sich indessen bedeckt. Nicht nur diplomatisch, sondern durchaus nachvollziehbar und zu respektieren ist seine kurze Auskunft, dass "ich dazu keine Auskunft geben will. Es ist so vorgegeben und es ist meine Aufgabe das durchzuziehen und nicht es öffentlich zu beurteilen."
Zwei Qualifikationsturniere mit 21 Mannschaften
Münnerstadt Gespielt wird am Sonntag, 8. Januar, ab 12 Uhr wie folgt: Gruppe A: DJK Schondra, TSV Nüdlingen, FC Thulba, SG Hassenbach, DJK Wülfershausen; Gruppe B: TV Jahn Winkels, SV Burgwallbach/Leutershausen (ohne Wertung), VfB Burglauer, TSV Großbardorf II, SpVgg Sulzdorf. 16 Uhr: Halbfinale, 16.45 Uhr: Endspiel. Die vier Halbfinalisten schaffen den Sprung ins Endturnier.
Mellrichstadt Gespielt wird am Sonntag, 8. Januar, ab 11 Uhr wie folgt: Gruppe A: SV Rödelmaier, SG Heustreu/Hollstadt, SG Frickenhausen/Mellrichstadt (ohne Wertung), SG Windshausen/Brendlorenzen, SV Herschfeld, SG Stockheim I/Bastheim II; Gruppe B: VfR Stadt Bischofsheim, VfL Spfr. Bad Neustadt, SG Unsleben/Wollbach, DJK Salz, SG Wildflecken/Oberwildflecken. 16.15 Uhr: Halbfinale, 16.55 Uhr Endspiel. Die vier Halbfinalisten schaffen den Sprung ins Endturnier.