Der TSV Oberthulba ist Kreisklassen-Meister, weil es innerhalb der Spielgemeinschaft viele Väter des Erfolgs gibt.
Manchmal dauert es ein wenig, bis sich nach einschneidenden Veränderungen sportlicher Erfolg einstellt. Manchmal geht es aber auch ganz schnell. So wie beim TSV Oberthulba, wo nach der Fusion mit der DJK Reith/Schwärzelbach die Spielgemeinschaft ein Jahr später um die Dörfer Hassenbach und Oehrberg erweitert wurde. Der ehemalige Trainer des TSV Steinach und der U-13 des TSV Oberthulba, Norman Jung , wurde nach seinem fußballerischen "Sabbatjahr" vor der Runde zum Übungsleiter der Ersten beordert. Und holte prompt den Meistertitel. Dass Erfolg trotz eines größeren Spielerangebots allerdings kein Automatismus ist, erklärt Abteilungsleiter Mario Fröhlich, ebenfalls erst seit Sommer 2012 im Amt: "Nach dem kurzfristigen Zusammenschluss mussten die vielen neuen Spieler erst einmal in die Mannschaft integriert werden.
Außerdem hat sich die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen einspielen müssen."
Sand im Getriebe Die ersten fünf Spieltage stotterte der Motor der Rot-Weißen etwas. Bedingt durch Urlaubsausfälle stand jede Woche eine andere Elf auf dem Feld, konditionelle Rückstände waren bei einigen Kickern nicht zu übersehen. "Da ist jeder aufgelaufen, der gerade zur Verfügung stand", berichtet Fröhlich, der am ersten Spieltag selbst die Fußballschuhe geschnürt und sofort als Torschütze geglänzt hatte. Es sollte verletzungsbedingt das einzige Saisonspiel des 29-Jährigen bleiben. Zwei von insgesamt drei Saisonpleiten fingen sich die TSV-Kicker zu Saisonbeginn ein. Da kam das spielfreie Wochenende gerade recht, als auf dem TSV-Sportgelände der Wald- und Holztag stattfand.
"Danach ging die Saison eigentlich erst richtig los", erläutert Jung mit Hinblick auf das folgende Schlüsselspiel beim späteren Tabellenzweiten in Diebach, das mit 2:0 gewonnen wurde.
Den Rhythmus gefunden "Ein ganz wichtiger Sieg. Wir hatten unseren Rhythmus gefunden, Taktik und Einstellung haben gepasst", erklärt der Coach die anschließenden Wochen bis zur Winterpause, in denen die TSVler ungeschlagen bleiben sollten. Eine würzige Note hatte vor allem das Match gegen Wollbach. Ebenfalls mit 2:0 behielt die Jung-Elf die Oberhand. Zweifacher Torschütze war der ehemalige Wollbacher Michael Rößer. "Speedy trifft eigentlich immer gegen seinen Ex-Verein", freut sich Abteilungsleiter Fröhlich. Nach der Partie war der TSV Spitzenreiter. Und blieb es bis Saisonende.
Lunte gerochen Die Vorbereitung auf die Rückrunde verlief allerdings schleppend. Was vor allem den schlechten Platzverhältnissen in Unterfranken geschuldet war. Das Trainings-Wochenende in Reith trug mehr zu Kondition und Kameradschaft bei, als zur Entwicklung spielerischer Feinheiten. "Das war natürlich ein Plus für die kampfstarken Teams, die uns zu Beginn der Rückrunde das Leben in fußballerisch teilweise grausamen Spielen sehr schwer gemacht haben", erklärt der Trainer.
Doch gerade in solchen Partien bewiesen die TSV-Akteure, dass sie Großes vorhatten in dieser Saison. "Der erste Tabellenplatz hat alle angestachelt. Viele Spieler haben persönliche Dinge wie zum Beispiel einen Junggesellenabschied sausen lassen und sich voll auf Fußball konzentriert", lobt der Übungsleiter seine Schützlinge.
Intern wurde von den Spielern die "Mission Meisterschaft" ausgerufen. Ein Slogan, der bis Rundenende fest in allen Köpfen verankert war. Zudem verinnerlichten die Kicker mehr und mehr die Devise des Coaches: "Glück muss man sich erarbeiten. Das haben wir getan." Im Vergleich zu den vorigen Jahren schlich sich diesmal nicht der Schlendrian gegen die Teams aus den unteren Tabellenregionen ein. Lief es einmal nicht rund, standen am Ende trotzdem meist drei Punkte auf der Habenseite. "Wie zum Beispiel beim 5:0 gegen Untererthal. Unser höchster Sieg, aber eigentlich die schlechteste Saisonleistung von uns", beschreibt Norman Jung das Sieger-Gen seiner Elf.
Jetzt erst recht Genau 221 Tage waren die Oberthulbaer ungeschlagen, bis sie fünf Spieltage vor Saisonschluss vom TSV Wollbach mit 4:1 nach Hause geschickten wurden.
"Da hatten wir befürchtet, dass das Selbstvertrauen der Mannschaft einen Knacks bekommt", gibt Sportleiter Fröhlich zu. Den SC Diebach im Nacken, schwere Matches wie gegen Hammelburg vor der Brust. Mit einer "Jetzt-erst-recht-Stimmung" gingen die Fußballer die entscheidenden Wochen an. "Da hatten wir nochmal eine enorme Trainingsbeteiligung. Es war ganz wichtig, dass wir da wieder zurückgekommen sind", weiß Jung. Auf Messers Schneide stand das Unternehmen Meisterschaft gegen den FC Hammelburg, wo wie in der Hinrunde erst in der Nachspielzeit die Entscheidung herbeigeführt werden konnte.
You can get it if you really want,
but you must try, try and try,
try and try, you'll succeed at last.Diesen Zeilen von Desmond Dekkers Song aus dem Jahre 1970 lauschten die Akteure unmittelbar vor dem letzten Saisonspiel gegen Untererthal in der Kabine. "Eigentlich kein richtiger Motivations-Song.
Doch der ehemalige Abteilungsleiter Jürgen Börtlein spielte dieses Lied beim letzten Heimspiel gegen Hammelburg. Da es die Mannschaft offensichtlich gepusht hat, habe ich als Kabinen-DJ den Song aufgegriffen", erklärt Spieler Kevin Voll. Kapitän Stefan Muth dämpfte mit seinem Treffer per Fallrückzieher nach wenigen Minuten die Nervosität, nach dem Kabinengang besorgten Kevin Voll und Oliver Hofmann die endgültige Entscheidung. Ärgerlich für Sportleiter Fröhlich, dass er just an diesem Tag wegen eines Bandscheibenvorfalls den Tag zu Hause auf dem Sofa verbringen musste und weder den Showdown, noch die Spontan-Party miterleben konnte.
Pinkelpause beim Landrat Und die hatte es in sich. Nach etlichen Bierduschen für Trainer Jung und anschließender Kabinenfeier wurden die Dörfer der Spielgemeinschaft per Autokorso unsicher gemacht.
Zwischendurch kehrte die Truppe unter anderem bei Landrat Thomas Bold ein, dessen Sohn Steffen ebenfalls Kicker der Meistermannschaft ist. In Oberthulba angekommen, gab es ein gemeinsames Essen. Angelehnt an Louis van Gaals Meister-Rede auf dem Münchner Rathausbalkon stimmte Bayern-Fan Patrick "Bebbo" Wehner seine Lobeshymne auf den TSV Oberthulba an. Eine Woche später feierten die frischgebackenen Kreisligisten ihren Saisonabschluss auf dem Sportgelände in Irmelshausen. Wegen des Dauerregens wurde die Heimreise jedoch bereits nach zwei Tagen angetreten. "Eine offizielle Meisterfeier wird im Juli folgen", betont Fröhlich.
Schwer auszurechnen Eine Stärke der Oberthulbaer war sicher, dass sich die Gegner nur schwer auf den TSV einstellen konnten.
14 verschiedene Torschützen, Kevin Voll und Lorenz Heim waren mit jeweils 13 Toren am erfolgreichsten, zeigen die Vielfalt der rot-weißen Offensivkraft. Zudem stand die Abwehr, mit 24 Gegentreffern die beste der Liga, bombenfest. Neben Stammkeeper Philipp Metz kamen zudem jeweils für ein Spiel Michael Reuß, Alexander Heim und der inzwischen nach Eltingshausen abgewanderte Michael Röder zwischen den Pfosten zum Einsatz. "Alle Torhüter haben ihre Sache sehr gut gemacht. Vor allem Philipp hat eine tolle Runde gespielt", lobt Jung seine Schlussmänner. Außerdem konnte der Coach immer wieder auf einen großen Spieler-Pool zurückgreifen. "Wir hatten nach den ersten Saisonspielen stets einen Kader mit 14 oder 15 Leuten auf gutem Kreisklassen-Niveau.
Außerdem hat Hassenbach gegen Ende der Runde zurückgesteckt und Spieler an uns abgetreten", beschreibt Fröhlich die gute Zusammenarbeit mit Thorsten Strauch, dem Betreuer des A-Klassen-Teams der SG, welches unter der Federführung des SV Hassenbach steht.
Wichtige Eckpfeiler Oliver Hofmann fungierte als Bindeglied zwischen der "zweiten" Mannschaft und der Ersten aus Oberthulba. Als "Integrationshelfer" für die Hassenbacher tätig, absolvierte der Routinier teilweise zwei Matches an einem Wochenende. Und will jetzt nächste Saison, wie auch Günther Pfülb, nur noch als Stand-by-Kicker agieren. "Aber wir brauchen die beiden", schiebt Fröhlich schon mal vorsorglich den Riegel vor. Unersetzlich ist nach wie vor Stefan Muth. Kein Zufall, dass der Kapitän bei zwei von drei Saisonpleiten nicht mit von der Partie war.
"Er ist ein Sechser, der kämpft bis zum Umfallen", hält Jung große Stücke auf seinen "Capitano". "Außerdem muss man Klaus Blümm erwähnen. Er organisiert alles, weiß alles. Ohne ihn geht nix", weiß Fröhlich um die Wichtigkeit von Personen außerhalb des Rampenlichts. In der nächsten Saison heißt das Ziel erst einmal "Klassenerhalt". Offiziell zumindest. "In Oberthulba muss man sich immer etwas zurückhalten", tritt Jung auf die Euphoriebremse und hofft insgeheim vielleicht auf mehr. Zuzutrauen wäre es den "Öwerdöllwer Buam" allemal.