Wie es der DLRG-Ortsverband schafft, vor allem junge Menschen in ehrenamtliche Arbeit einzubinden.
Erstaunlich. Während viele Vereine einen Mitgliederschwund beklagen, freut sich die DLRG Bad Kissingen über einen andauernden Boom. Was dazu führt, dass der Ortsverband nicht nur den Zahlen nach gut aufgestellt ist. Aus- und Fortbildungen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft sind eingewoben ins Vereinsleben. Und zwar derart gut, dass Menschen sich begeistern lassen - und damit aktiv oder in der Prophylaxe helfen, Menschenleben zu retten.
Um das Jahr 2004 herum drohte dem Ortsverband gar die Auflösung mit seinen damals nur 25 Mitgliedern. Junge Menschen übernahmen Verantwortung, womit ein Aufschwung der besonderen Art begann. "Wir waren bayernweit wohl der jüngste DLRG-Vorstand. Und hatten so einen guten Draht zum Nachwuchs", erinnert sich Markus Brandl, der seitdem an der Spitze des Ortsverbandes steht. Dieser hat aktuell 305 Mitglieder, darunter immer noch sehr viele Jugendliche. Dass in Bad Kissingen prima Arbeit geleistet wird und dabei der Spaß nicht zu kurz kommt, sollte sich schnell herumsprechen. Ohne eine gehörige Portion Idealismus geht aber nichts an der Saale, weil der Verein sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuschüsse der öffentlichen Hand finanziert. Und das bei einem durchaus stattlichen Fuhrpark, zu dem drei Einsatzfahrzeuge, ein Motorrettungsboot, ein Raft-Boot und ein Logistikanhänger samt Inventar gehört, alles abgestellt in einem angemieteten Raum.
Spielerisch lernen. Und selbst mit gutem Beispiel voran gehen. Das ist das Credo von Markus Brandl und seinen Mitstreitern, die bei jedem Training mit bis zu 70 Personen planen dürfen. Speziell für den Nachwuchs wurde das sogenannte Junge Einsatz-Team (JET) ins Leben gerufen, wo altersgerecht das Bergen und Versorgen, das Abseilen oder auch Bootsfahren erlernt werden kann.
"Bei uns werden Nichtschwimmer zu Schwimmern. Und Schwimmer zu Rettungsschwimmern. Das ist die Basis, auf die weitere Fortbildungen beruhen", sagt der 45-Jährige. Gemeinsamkeit wird bei der DLRG in Bad Kissingen groß geschrieben, so wird nach dem Freitags-Training immer in der Geschäftsstelle in der Salinenstraße gegen einen Unkostenbeitrag für die Mitglieder gekocht. "Bei uns hält wirklich der ganze Ortsverband zusammen", betont Brandl.
Die Aktivitäten sind keineswegs auf die Region beschränkt. Regelmäßig versehen die Bad Kissinger Dienst an der Ostsee, genauer gesagt in Schönhagen, wo in der Urlaubszeit sechs Personen zum Wachdienst am etwa 2,5 Kilometer langen Strand eingeteilt sind. Die Unterkunft wird gestellt, dazu gibt es ein Taschengeld und eine Bahnfahrt zweiter Klasse. "Dort oben fehlt schlichtweg das Personal. Daher ist man in Schönhagen sehr dankbar über unsere Unterstützung", sagt der Waldfensterer über den Einsatz im Baywatch-Stil. Dass das Hallenbad einem Neubau an der Kisssalis-Therme weicht, verursacht dem Ortsverband keine Kopfschmerzen. "Ich weiß, dass sich Manfred Zimmer von den Stadtwerken Bad Kissingen diesbezüglich sehr engagiert und Gedanken macht, damit wir auch in neuer Umgebung unsere ehrenamtliche Arbeit vernünftig machen können", sagt Brandl.