Spilkabende waren früher schöne Familienabende, heute fallen sie unter die Brauchtumspflege. Der Gartenbauverein Hassenbach bietet schon seit längerer Zeit immer wieder solche Treffen an und erhielt dafür bereits eine Auszeichnung vom Verband.
Nach der turnusgemäßen Jahreshauptversammlung war Gemütlichkeit angesagt im neuen Gemeindehaus. Mit den Spilkabenden will man im Ort die alte Zeit in Erinnerung rufen. Ältere Ortsbürger sind sich einig: Es war zwar eine arme, arbeitsreiche Zeit, aber es gab auch schöne Momente. Gemeint sind die 30er/40er und 50er Jahre. Stetig aufwärts ging es ab den sechziger Jahren.
Die Familien hatten in der kargen Rhön, so auch in Hassenbach, noch nicht viel.
Sie plagten sich, um für ihre drei oder vier Kühe genügend Futter zu haben. In schwachen Jahren wurden die Straßengräben ausgemäht oder das Gras von weit her mit dem Huckelkorb (im Ort auch Banneskorb genannt) mühevoll herbei geschleppt.
Landwirtschaftliche Wiesen- und Ackerflächen wurden nur mit den Kühen bewirtschaftet. Tagelang wurde mit Sense oder Mähmaschine gemäht und das Heu mit dem Handrechen gewendet.
Auch die Sonntage mussten dafür genutzt werden. Das hieß aber auch, dass der Pfarrer oder der Kaplan in der Kirche erst aufmachen bzw. das Sonntagsarbeiten genehmigen musste.
Aufeinanderen angewiesen Trotz all dieser täglichen Mühen hatten die Familien noch Zeit, sich in den Abendstunden zu unterhalten. Meist diente dazu vor dem Haus eine Bank oder auch einfach die Haustreppe.
Man half sich gegenseitig, ja man war vielmals darauf angewiesen.
Am Feierabend traf man sich im Nachbar-, Verwandten- oder auch im Bekanntenkreis zu den sogenannten "Spilkabenden". Dabei gab es viel zu erzählen, über die mühevolle Arbeit, das Weltgeschehen oder auch das, was in den Familien geschah.
Getrunken wurde der eigene Most oder das Bier von der Kommunbräu, das aus der damaligen Gemeinschaftsbrauerei in Zahlbach kam.
Letzteres konnten sich die Bauern in gewissen Abständen bestellen und nach einer etwa vierwöchigen Lagerzeit selbst in Flaschen abfüllen. Auch die Kinder schlichen sich hin und wieder heimlich an diesen Vorrat. War weder Most noch Bier da, begnügte man sich auch mit einfachem Brunnenwasser aus den Ortsbrunnen.
Während die Älteren sich unterhielten, strickten oder auch gesellschaftliche Spiele, wie Kartenspielen, Mühle, Dame oder auch "Mensch ärgere
Dich" spielten, hörten die Kinder neugierig zu oder durften selbst mitspielen.Beliebt bei den Kleineren war "Blinde Kuh". Meistens aber wurde gestrickt, Socken oder auch Pullover wurden in der Familie, die mit Opa und Oma wie auch den Kindern ja wesentlich größer war als heute, immer gebraucht.
"Zum Kaufen war man einfach nicht in der Lage", erzählt die Hassenbacher Seniorin Amanda Kaufmann. "Wo es Schafe gab wurde auch mit dem Spinnrad Wolle gesponnen.
Wenn geschlachtet wurde gab es bei den Spilkabenden auch gute Brotzeiten. Hier griffen wir als Kinder ebenfalls gerne zu." Stolz waren die damaligen Bauern, auf ihren deftigen Schwartemagen oder auch auf den selbstgeräucherten Schinken. Dazu wurden auch die eingelegten Salzgurken aus dem Keller geholt und das Brot kam aus dem eigenen Backofen.
"Oft haben wir auch gesungen, es waren die alten Lieder wie ‚Nach meiner Heimat' oder auch ‚Im schönsten Wiesengrunde'", erzählt Amanda Kaufmann weiter.
Der 86-jährige Erwin Geis kann sich ebenfalls an seine Jugendzeit erinnern: "Viele Abende, meistens waren es die langen Winterabende, gingen wir mit den Eltern oder der Mutter und den Geschwistern "spilk". Dabei hörten wir zu was die alten so babbelten oder wir haben mitgespielt.
Wir freuten uns immer auf diese Abende. Hin und wieder wurden dabei auch Streiche ausgeheckt".
Vor der Schule in die Kirche Zu Verwandten und Bekannten in den Nachbarortschaften ging es zu Fuß. Autos gab es damals in den Ortschaften keine und auch Fahrräder waren Mangelware.
Bei den Kindern hieß es auch nicht, "ihr müsst ins Bett, weil morgen Schule ist". Auch dann nicht, wenn es am Morgen um 6 Uhr mit dem Schlafen aus war, weil der Kirchenbesuch schon so früh vor der Schule war. Im Winter war es da noch stockdunkel.
"Es war halt alles einfacher und doch schöner", sagen die Älteren des Ortes. Als die Zeiten dann immer mehr von der Technik eingenommen wurden, verschwand auch das "Spilkgehen". Heute versucht man es wieder zu beleben.