Die DSL-Versorgung im Landkreis Bad Kissingen hinkt dem Standard von Großstädten hinterher. Der Freistaat will das mit einem neuen Förderprogramm ändern.
Die Infrastruktur in Städten ist meist besser ausgebaut als auf dem Land. Gerade in Sachen schnelles Internet
sind ländliche Gebiete in Bayern deutlich unterversorgt. Laut Breitbandatlas des Wirtschaftsministeriums haben in Ballungszentren 95 Prozent der Haushalte - zumindest theoretisch - die Möglichkeit mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu surfen. Auf dem Land schaffen das weniger als zehn Prozent. Dass soll sich ändern, verspricht das bayerische Wirtschaftsministerium und hat deshalb ein neues Förderprogramm aufgelegt: In fünf Jahren soll jede Kommune mit 50 Mbit/s versorgt werden.
"Das bedeutet aber nicht, dass die 50 Mbit/s zwangsweise flächendeckend erreicht werden", sagt Matthias Siegel, Projektleiter bei dem regionalen DSL-Anbieter HAB-net, einer Tochter der Stadtwerke Hammelburg. Die Geschwindigkeit richtet sich nach dem Bedarf von Unternehmen und beschränkt sich auf gewisse Areale, die die Kommunen festlegen. 30 Mbit/s sollen innerhalb dieser Areale mindestens erreicht werden.
"Die Kommunen müssen schauen, was technisch realisierbar und wirtschaftlich sinnvoll ist", meint Siegel. Highspeed-Internet zu einem abgelegenem Aussiedlerhof zu bringen ist zwar machbar, aber nicht zu bezahlen. "Es gibt kein Recht auf DSL", sagt er. "Der Ausbau ist eine freiwillige Leistung, die die Kommune erbringt und die sie finanziell stemmen muss."
Der Freistaat sieht im Landkreis einen besonderen Handlungsbedarf. Die Grafik zeigt, dass vor allem eine Grundversorgung gegeben ist. Allerdings bei höheren Geschwindigkeiten ist sie nicht flächendeckend. In kleineren Ortsteilen wie in Poppenroth oder Thundorf ist die Anbindung sogar schlecht.
Riedenberg belegt im Landkreis einen der hinteren Plätze. Bürgermeister Robert Römmelt (SPD), hält den weiteren DSL-Ausbau für geboten und nimmt die Kosten dafür in Kauf. "Es macht Sinn, dass man unterentwickelte Gebiete besser an das Kommunikationsnetz anbindet." Unterversorgung dürfe kein Standortnachteil für Unternehmer sein. "Entscheidend beim Ausbau sind die Bedürfnisse der Wirtschaft", betont er.
Das Breitband-Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung dient in erster Linie der Wirtschaftsförderung. "Es ist nicht primär das Ziel, die breite Bevölkerung mit schnellem Internet zu versorgen", sagt Römmelt. Obwohl die von dem Ausbau selbstverständlich profitiert. Das betrifft den Schüler, der für seine Hausaufgaben im Internet recherchiert oder den Angestellten, der abends noch Schreibkram von zuhause aus erledigt. Römmelt: "Dass ist aus politischer Sicht ganz wichtig."
Dass die Kommunen investieren, hält Römmelt generell für sinnvoll: "Das sind Belastungen, die man eingehen sollte."Vor allem da der Landkreis in der höchsten Förderkulisse liegt. Das heißt, dass der Freistaat 80 Prozent der Kosten übernimmt.
Dass die breite Bevölkerung etwas von dem Ausbau hat, liegt im Interesse von Matthias Siegel. "Wir möchten als Anbieter ja auch möglichst viele Kunden erreichen." Da ist es unerheblich, ob letztlich 50 Mbit/s oder weniger am privaten PC ankommen. "Den Unterschied kriegt man beim Surfen nicht mit. Für HD-Streams reichen schon 25 Mbit/s aus." Die Top Geschwindigkeiten bräuchten eigentlich nur Unternehmen wie Amazon, die große Datenmengen online bewegen.
Wie wird gefördert? Betrag Jede Gemeinde kann mit maximal 500 000 Euro gefördert werden. Bis 2014 sind 500 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Das Programm läuft bis 31. Dezember 2017.
Fördersatz Der Freistaat übernimmt bis zu 80 Prozent der Kosten, wenn er für einen Raum einen besonderen Handlungsbedarf sieht. Das ist im Landkreis der Fall. Weitere Infos gibt es unter www.schnelles-internet.bayern.de