Saure Böden: Gefährdet die Saale die Wiesen?

3 Min
Die Bad Bockleter Landwirte wollen ihre Uferstreifen nicht mit anderen Flächen des Wasserwirtschaftsamtes tauschen, obwohl ihnen die Behörde schon weit entgegen gekommen ist und bei Ortsterminen für ihr Projekt geworben hat. Foto: Archiv
Die Bad Bockleter Landwirte wollen ihre Uferstreifen nicht mit anderen Flächen des Wasserwirtschaftsamtes tauschen, obwohl ihnen die Behörde schon weit entgegen gekommen ist und bei Ortsterminen für ihr Projekt geworben hat. Foto: Archiv

In Bad Bocklet prallen die Interessen der Landwirte und des Wasserwirtschaftsamts aufeinander - und die Zeit wird knapp.

Das Interesse der Landwirte an der jüngsten Gemeinderatssitzung des Marktes war verständlicherweise groß: Schließlich ging es um die Ausweisung eines geschützten 15 Meter breiten Uferstreifens entlang der Fränkischen Saale, wie es dem Wasserwirtschaftsamt vorschwebt.

Dafür hätten die Eigentümer der Flächen direkt an der Saale im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens mit dem Wasserwirtschaftsamt tauschen sollen.
Der Markt hätte zustimmen sollen, dass die Anwandwege, die ihm von den Landwirten bei einer Flurbereinigung vor Jahrzehnten bereitgestellt und eingelegt worden waren, aufgelassen werden. Weiter innen wollte das Wasserwirtschaftsamt neue Wege anlegen und mit dem Markt eine Nutzungsvereinbarung treffen.

Damit die Gemeinderäte vor der Abstimmung die Sorgen der Landwirte besser verstehen, erteilte Bürgermeister Wolfgang Back (CSU) in der Sitzung Heribert Hein aus Großenbrach das Wort. Die Landwirte sind teilweise Besitzer, größtenteils Pächter dieser Flächen.

Der Erhalt und die Nutzungsmöglichkeit der Saalewiesen in vollem Umfang sei für sie von existenzieller Bedeutung, erklärte Heribert Hein. Die Landwirte befürchten, dass das Wasserwirtschaftsamt die Uferböschungen abträgt, und dass dann schon bei kleinen Hochwässern die Saale in die angrenzenden Wiesen läuft. Dadurch würden die Böden sauer.


Einhellig dagegen

Die Marktgemeinderäte stimmten schließlich einhellig gegen den Vorschlag des Wasserwirtschaftsamtes und dafür, dass die Uferwege im Eigentum des Marktes bleiben.

Auch als Fremdenverkehrsort lege Bad Bocklet größten Wert darauf, erklärte Bürgermeister Wolfgang Back. Denn die Wege würden von Einheimischen und Gästen gerne genutzt und seien gerade wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur Saale so attraktiv. Auch die Angler brauchen sie. Bislang sei es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Landwirte die Wege pflegen - ob das in so gewissenhafter Weise auch vom Wasserwirtschaftsamt erledigt wird, sei fraglich.

Wolfgang Back sagte aber auch, dass man über mögliche Ausdehnungsflächen für die Saale an einzelnenen Stellen neu verhandeln könne. Er erwarte, dass vom Wasserwirtschaftsamt ein neuer Kompromiss ausgearbeitet wird.

Da könnte er unter Umständen lange warten. Denn Leonhard Rosentritt, Chef des Wasserwirtschaftsamtes, und sein zuständiger Abteilungsleiter Frank Pillhofer sind bereits an die Grenze des wirtschaftlich und ökologisch Sinnvollen gegangen. Und sie hätten das dem Gemeinderat auch gerne erklärt. Rosentritt: "Zwei Sitzungen haben bisher zu dem Thema stattgefunden stattgefunden und die Landwirte konnten da Stellung nehmen. Aber wir sind bisher noch nicht eingeladen worden."


Auf die Hälfte abgeschmolzen

Als 2000 der Gewässerentwicklungsplan vorgestellt wurde, so Pillhofer, ging man - "aus wasserwirtschaftlicher Sicht das Nonplusultra" - noch vom Idealfall eines 30 Meter breiten Streifen auf beiden Seiten der Saale aus. Aber dann kam die Wasserwirtschaftlern die Erkenntnis, dass sie mit der Landwirtschaft Kompromisse schließen müssen, und die Streifen schmolzen auf gerade noch vertretbare 15 Meter. Aber die sollten es dann schon sein, die in öffentlichen Besitz übergehen. "Wir haben genügend gleichwertige Flächen, um sie in einem Flurbereinigungsverfahren zu tauschen, und das wäre doch auch im Interesse der Landwirte", meint Rosentritt.

Er weist darauf hin, dass von einem Grauzaun zwischen einem Gehölzstreifen am Wasser und einem Grasstreifen zu den benachbarten Wiesen gar nicht mehr gesprochen werde. Mittlerweile geht das Wasserwirtschaftsamt von einem zehn Meter bereiten Grünstreifen aus, auf dem bei Bedarf auch ein Weg gemäht werden kann: "Ich hbe Verständnis, dass Bad Bocklet als Tourismusort Interese an solchen Wegen hat. Für die landwirtschaftliche Erschließung werden sie nicht gebraucht."


Die Zeit drängt allmählich

Natürlich stehen Rosentritt und Pillhofer unter einem gewissen Druck gesetzlicher Vorgaben. Denn bis 2027 stehen sie in der Pflicht, die Saale in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld aus einem zurzeit mäßigen Zustand in einen guten Zustand zu bringen. Das geht, indem man dem Fluss mehr Freiheit zum Atmen gibt und beispielsweise befestigte Ufer nicht repariert.

Andererseits laufen 2017 die Pachtverträge mit den Grundstückseignern aus: "Die Bockleter meinen, das sei noch lange hin. Aber wenn wir über ein Flurbereinigungsverfahrten zum Ziel kommen wollen, müssen wir bald beginnen, denn so ein Verfahren erledigt sich nicht von heute auf morgen", erklärt Pillhofer, der darauf hinweist, das im Landkreis Rhön-Grabfeld das Verfahren "zur Zufriedenheit aller" bereits abgeschlossen ist und im Raum Hammelburg "eine gute Entwicklung nimmt."


Notfalls an den Bauern vorbei

Und wenn bis 2017 die Situation nicht bereinigt ist? "Wir werden die Pachtverträge kündigen und bestenfalls nur noch kurzfristige Verträge schließen" sagt Rosentritt. "Dann werden wir versuchen, kleinräumig mit den Eigentümern Flächen umzulegen." Außerdem gibt er zu bedenken, dass die meisten Flächen Eigentümern gehören, die sie an die Landwirte verpachtet haben. Und die sind eher bereit zu verkaufen. "Das wäre für alle der ,worst case', denn dann fallen mehr Flächen aus der Nutzung als bisher." Und das wäre auch nicht im Interesse des Wasserwirtschaftsamtes.