Sechs Fallschirmspringer wurden vom Wind in ein Waldgebiet bei Wollbach im Landkreis Bad Kissingen verweht. Von dort mussten Bergwacht-Experten sie befreien.
Um 17.12 Uhr hatte Jerry de Graf wieder festen Boden unter den Füßen. Er sagte, er sei "allright". Sein Gewehr hatte er immer noch umklammert. Herbert Richard und Sebastian Wappes von der Bergwacht hatten den holländischen Fallschirmjäger geborgen: De Graf war bei einem Absprung aus 300 Metern vom Wind in das Waldgebiet Männerholz bei Wollbach getrieben worden und in der Krone einer Buche - 27 Meter hoch - hängen geblieben.
Wenige Minuten später war auch sein Kamerad aus dem selben Baum abgeseilt. Beide wurden zu einer medizinischen Untersuchung gebracht. Ernsthaft verletzt wurde - abgesehen von Abschürfungen - niemand.
Alfons Hartmann von der Bad Kissinger Polizei sprach von einer professionellen Rettungsaktion. Die Zusammenarbeit der beteiligten Kräfte sei hervorragend gewesen.
Einsatzkräfte und Rettungshubschrauber
Im Einsatz waren 45 Männer von mehreren Feuerwehren, 15 Bergwacht-Mitglieder, ebenso viele Retter vom Roten Kreuz und vier Beamte der Polizei. Vor Ort waren nicht nur zahlreiche Fahrzeuge, sondern auch der Rettungshubschrauber "Christoph 18" aus Giebelstadt.
Die Übung der 1. Deutsch-Niederländischen Brigade war zunächst wie nach Lehrbuch verlaufen. Bei der letzten Absetzaktion passierte dann das Missgeschick. Ob das Bundeswehr-Transportflugzeug vom Typ C 160 "Transall" möglicherweise falsch angeflogen ist, wie zu hören war, ist unklar. Jedenfalls landeten sechs Springer in den Baumwipfeln.
Nur einer konnte sich selbst befreien. Die anderen waren auf Hilfe der Bergwacht angewiesen. Deren Mitglieder kletterten zunächst über eine Feuerwehrleiter, dann mit Steigeisen und schließlich von Ast zu Ast - zu den Havarierten. Sie sicherten diese und seilten sie ab.
Erste Aktion hatte funktioniert
Die erste Absetzaktion mit ebenfalls knapp 60 Soldaten hatte gut geklappt, die Geheimhaltung aber nicht: Eine Reihe Neugieriger hatte das Spektakel verfolgt. Darunter auch Waldemar Ehrenberg. Für den 56-Jährigen war es eine doppelte Premiere: Er hatte noch nie einen Massenabsprung gesehen und zum ersten Mal war seine neue Spiegelreflex im Einsatz.
Pünktlich um 14 Uhr näherte sich mit sonorem Brummen eine "Transall". Der Flieger ist bedeutend älter als die Soldaten an Bord. Zwischen Männerholz und Steinernem Kreuz hatten getarnte Soldaten in Geländewagen Posten bezogen.
Die Seitentüre der "Transall" öffnete sich, die Soldaten sprangen heraus, der Himmel hing voller grüner Schirme. Zu Kampfhandlungen oder Kollateralschäden kam es nicht. Zwei Springer landeten zwar in Bäumen, verletzten sich aber nicht.
Dann rollten die Soldaten die Schirme zusammen, sammelten sich und ihre Ausrüstung ein und verschwanden im Tann.
Derweil hatten ihre Kameraden Wollbach "erobert". Es hatte keinerlei Gegenwehr gegeben.
Die Übung fand im Rahmen des Manövers "Peregine Sword" (Ausländisches Schwert) statt. Daran nehmen 5000 Soldaten aus mehreren Nationen teil.
Ist doch ganz klar, Henner. Sollten die Fallschirmjäger in Bäumen auf Feindesland hängenbleiben, dann wird eine völkerverständigende Anfrage an den Feind gestellt, dass er doch bitte Rettungskräfte schicken soll.
Sind die Elitesoldaten dann vorschriftsmäßig und ohne Verluste gerettet worden, kann man sich anschließend immer noch freundschaftlich die Köpfe einhauen.