Rettung: Fallschirmjäger hingen in den Bäumen

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Fotos: Edgar Bartl
Fotos: Edgar Bartl
Warten auf den Abmarsch. Heute geht es mit dem Hubschrauber zurück in die Basis.
Warten auf den Abmarsch. Heute geht es mit dem Hubschrauber zurück in die Basis.
 
Einweiser sorgten dafür, dass die Fallschirmspringer punktgenau abgesetzt wurden. Bei der letzten Welle passierte dann das Unglück. Foto: Edgar Bartl
Einweiser  sorgten dafür, dass die Fallschirmspringer punktgenau abgesetzt wurden.   Bei der letzten Welle passierte dann das Unglück.   Foto: Edgar Bartl
 
Retter von der Bergwacht befreiten Jerry de Graf und vier seiner Kameraden aus einer misslichen Lage in Baumwipfeln.
Retter von der Bergwacht befreiten Jerry de Graf und vier seiner Kameraden aus einer misslichen Lage in Baumwipfeln.
 
Absprunghöhe: rund 300 Meter. Im Ernstfall würde aus 80 Metern abgesetzt.
Absprunghöhe: rund 300 Meter. Im  Ernstfall  würde  aus  80  Metern abgesetzt.
 

Sechs Fallschirmspringer wurden vom Wind in ein Waldgebiet bei Wollbach im Landkreis Bad Kissingen verweht. Von dort mussten Bergwacht-Experten sie befreien.

Um 17.12 Uhr hatte Jerry de Graf wieder festen Boden unter den Füßen. Er sagte, er sei "allright". Sein Gewehr hatte er immer noch umklammert. Herbert Richard und Sebastian Wappes von der Bergwacht hatten den holländischen Fallschirmjäger geborgen: De Graf war bei einem Absprung aus 300 Metern vom Wind in das Waldgebiet Männerholz bei Wollbach getrieben worden und in der Krone einer Buche - 27 Meter hoch - hängen geblieben.

Wenige Minuten später war auch sein Kamerad aus dem selben Baum abgeseilt. Beide wurden zu einer medizinischen Untersuchung gebracht. Ernsthaft verletzt wurde - abgesehen von Abschürfungen - niemand.

Alfons Hartmann von der Bad Kissinger Polizei sprach von einer professionellen Rettungsaktion. Die Zusammenarbeit der beteiligten Kräfte sei hervorragend gewesen.

Einsatzkräfte und Rettungshubschrauber

Im Einsatz waren 45 Männer von mehreren Feuerwehren, 15 Bergwacht-Mitglieder, ebenso viele Retter vom Roten Kreuz und vier Beamte der Polizei. Vor Ort waren nicht nur zahlreiche Fahrzeuge, sondern auch der Rettungshubschrauber "Christoph 18" aus Giebelstadt.

Die Übung der 1. Deutsch-Niederländischen Brigade war zunächst wie nach Lehrbuch verlaufen. Bei der letzten Absetzaktion passierte dann das Missgeschick. Ob das Bundeswehr-Transportflugzeug vom Typ C 160 "Transall" möglicherweise falsch angeflogen ist, wie zu hören war, ist unklar. Jedenfalls landeten sechs Springer in den Baumwipfeln.

Nur einer konnte sich selbst befreien. Die anderen waren auf Hilfe der Bergwacht angewiesen. Deren Mitglieder kletterten zunächst über eine Feuerwehrleiter, dann mit Steigeisen und schließlich von Ast zu Ast - zu den Havarierten. Sie sicherten diese und seilten sie ab.

Erste Aktion hatte funktioniert

Die erste Absetzaktion mit ebenfalls knapp 60 Soldaten hatte gut geklappt, die Geheimhaltung aber nicht: Eine Reihe Neugieriger hatte das Spektakel verfolgt. Darunter auch Waldemar Ehrenberg. Für den 56-Jährigen war es eine doppelte Premiere: Er hatte noch nie einen Massenabsprung gesehen und zum ersten Mal war seine neue Spiegelreflex im Einsatz.

Pünktlich um 14 Uhr näherte sich mit sonorem Brummen eine "Transall". Der Flieger ist bedeutend älter als die Soldaten an Bord. Zwischen Männerholz und Steinernem Kreuz hatten getarnte Soldaten in Geländewagen Posten bezogen.

Die Seitentüre der "Transall" öffnete sich, die Soldaten sprangen heraus, der Himmel hing voller grüner Schirme. Zu Kampfhandlungen oder Kollateralschäden kam es nicht. Zwei Springer landeten zwar in Bäumen, verletzten sich aber nicht.

Dann rollten die Soldaten die Schirme zusammen, sammelten sich und ihre Ausrüstung ein und verschwanden im Tann.

Derweil hatten ihre Kameraden Wollbach "erobert". Es hatte keinerlei Gegenwehr gegeben.
Die Übung fand im Rahmen des Manövers "Peregine Sword" (Ausländisches Schwert) statt. Daran nehmen 5000 Soldaten aus mehreren Nationen teil.