Der Bund Naturschutz im Landkreis Bad Kissingen, Erzieherinnen und Lehrerinnen bereiten sich auf das neue Schmetterlingsjahr vor. Sie trafen sich zum Erfahrungsaustausch und erzählten von der Begeisterung der Kinder.
Schon lange ist es ruhig um die braunen Kokons geworden, in die sich die Raupen des Kleinen Nachtpfauenauges im vergangenen Sommer als Puppen zurückgezogen haben. Vorher hatten die 500 Raupen in rund 40 Schulklassen und Kindergärten des Landkreises für Begeisterung unter Kindern und Erzieherinnen gesorgt.
Das Projekt "Schmetterling, du kleines Ding" der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz, das vom Bayerischen Umweltfonds finanziell unterstützt wurde, regte Erzieherinnen an, den Weg vom Ei über die unterschiedlichen Raupenstadien bis zum Schmetterling den Kindern am lebenden Objekt zu zeigen.
Täglich mussten die Raupen gefüttert und die Behälter gereinigt werden. Nun liegen sie als Puppen sicher verpackt im Freien, da die Winterkälte wichtig für ihren Zyklus ist. Aber in Vergessenheit sind sie nicht geraten bei den Kindern. Immer wieder fragen sie nach, wie es den Puppen geht und wann sie wohl schlüpfen werden.
Seit der Verpuppung im Juli brennt der Stoffwechsel auf ganz, ganz kleiner Sparflamme - jetzt wird es noch etwa zwei Monate dauern, dann wird die nächse Generation Nachtpfauenaugen aus den Kokons schlüpfen.
Schade, dass diese Falter nur so kurz leben. In den drei oder vier Tagen haben sie nur ein einziges Ziel: Einen Partner zu finden, sich zu paaren und Eier abzulegen. Daher hat das Kleine Nachtpfauenauge als Falter nicht einmal Mundwerkzeuge zum Saugen. Was sie als Raupen gefressen haben, muss für diese kurze Zeit reichen.
Dies war eine spannende Zeit nicht nur für Kinder. "Es ist fesselnder als ein Krimi", sagte auch Franz Zang, BN-Vorsitzender. "Das Projekt ist zum Selbstläufer geworden. Viele Kindergärten wollen nicht nur das Schüpfen der Falter erleben, sondern auch wieder Raupen füttern. Und über die Landkreisgrenzen hinaus gibt es schon Interessierte, die auf die Eier warten."
Gefühl für die Natur Nun hatte die BN-Kreisgruppe zu einem Nachtreffen in die KinderKiste in Diebach eingeladen. Dort tauschten sich 20 Teilnehmerinnen über ihre Erlebnisse mit den Raupen aus. Alle waren begeistert und wollen auch dieses Jahr mit der Schmetterlingszucht weitermachen oder zumindest den Kreislauf von der Puppe zum Schmetterling schließen.
Verena May von der Kita Premich berichtete, wie begeistert die Kinder von den BN-Exkursionen auf die Schmetterlingswiesen waren. "Das Gefühl für die Natur hat sich bei den Kindern geändert", sagt sie, "die Kinder schauen plötzlich genauer hin, und betrachten jetzt jeden Käfer mit anderen Augen."
"Alle waren einen Schritt weiter nach der Schmetterlingssuche auf der Wiese", stimmte Christina Martin vom BN zu, "Eltern fragten mich, was ich mit den Kindern gemacht hätte, sie sprudelten nur so von neuem Wissen und Begeisterung." In der Kita Bad Bocklet wickelten sich die Kinder in Decken ein und fühlten so nach, wie es jetzt wohl ihren Raupen im Kokon geht. Viele Raupen hatten Namen, wurden gestreichelt, vermessen und gewogen - wie es sich für eine liebevolle Kinderstube gehört. "Meiner ersten selbst aufgezogenen Raupe habe ich auch noch einen Namen gegeben", bekennt BN-Schmetterlingsexperte Wolfgang Seufert schmunzelnd, der schon als Kind Schmetterlinge züchtete.
Die ganze Familie involviert Auch Lehrerin Annette Michel von der Grundschule Bad Bocklet wird weitermachen. "Es passt wunderbar zum Thema Wiese der ersten und zweiten Klasse. Meine Kolleginnen machen dieses Mal auch mit." Lehrerin Helga Hein staunte nicht schlecht, wie sich manche ihrer Schüler der Mittelschule Nüdlingen für die Raupen einsetzten und am Tag der offenen Tür für das Projekt warben.
Bei Ilona Wegmann in der Kita Aschach waren nicht nur Kinder vom Wachsen der Raupen gebannt. Auch Eltern, Großeltern und Geschwister kamen, um dabei zuzuschauen. Das machte den täglichen Pflegeaufwand, auch am Wochenende und in den Ferien, wett. Auch in vielen anderen Einrichtungen wurden Tagebücher, Plakate und Filmaufnahmen von der Häutung erstellt, jedes ein Unikat.
Nach dem Erfahrungsaustausch bauten die Erzieherinnen noch Schlupf- oder Flugkästen, damit die Kinder den Weg der Puppe zum Schmetterling im März oder April verfolgen können. Das Schmetterlingsteam wird auch in Zukunft den Schmetterlingsfans beratend zur Verfügung stehen. Falls die Eiablage in den Kindergärten und Schulen nicht klappen sollte oder Erzieher neu einsteigen wollen, wird die BN-Kreisgruppe auch dieses Jahr Eier und Raupen liefern.
Infos zum Projekt, genaue Zuchtanleitungen, Informationen zum Bau eines Schlupf- oder Flugkastens (ab 25. Februar) können per Mail unter
bn-badkissingen(at)gmx.de oder unter
www.bn-weltretterkids.de bzw. unter
www.bad-kissingen.bund-naturschutz.de abgerufen werden.
Spendenaufruf Die BN-Kreisgruppe startete beim Versand des Jahresprogramms 2014 einen Spendenaufruf für Bläulinge (Konto 6643, bei der Sparkasse Bad Kissingen, Bankleitzahl 793 510 10). Damit wollen die Artenschützer Bläulinge auf den Wiesen der Rhön und an der Sinn kartieren (unter anderem den dunklen Wiesenknopfameisenbläuling) und deren Vorkommen in Abhängigkeit von der Bewirtschaftungsform untersuchen und erfassen.