Rat und Hilfe rund um Demenz

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Gaben Antworten auf Fragen der Leser (von links): Elvira Keller, Daniela Wehner, Marco Brust und Evelyn Müller-Bödefeld.Fotos: Annett Lüdeke
Gaben Antworten auf Fragen der Leser (von links): Elvira Keller, Daniela Wehner, Marco Brust und Evelyn Müller-Bödefeld.Fotos: Annett Lüdeke
Telefonaktion der Saale-Zeitung
Telefonaktion der Saale-Zeitung
 
Telefonaktion der Saale-Zeitung
Telefonaktion der Saale-Zeitung
 
Telefonaktion der Saale-Zeitung
Telefonaktion der Saale-Zeitung
 
Evelyn Müller-Bödefeld
Evelyn Müller-Bödefeld
 
Daniela Wehner
Daniela Wehner
 
Marco Brust
Marco Brust
 

Bei der Saale-Zeitung stellten sich eine Chefärztin, eine Pflegerin, ein hauptamtlicher Betreuer und Daniela Wehner von der Caritas-Stelle für pflegende Angehörige den Fragen der Leser. Angehörige und Betroffene erhielten wertvolle Tipps und Unterstützung.

Die Demenz bleibt ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. "Die Schamgrenze ist unwahrscheinlich hoch", sagt Daniela Wehner von der Caritas-Fachstelle für pflegende Angehörige in Bad Kissingen. Viele suchen erst Hilfe, wenn es anders kaum geht. Wenn der pflegende Angehörige selbst schon am Rande des Zusammenbruchs steht.

Dabei sind die Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung sehr vielfältig.
Bei der Telefonaktion der Saale-Zeitung gab Frau Wehner gezielt Auskunft. "Oft hilft schon das Gespräch", sagt sie. Deshalb gibt es das Angebot regelmäßiger Treffen pflegender Angehörige. Raus aus der Vereinsamung, das ist extrem wichtig. Denn die Demenz macht einsam. Der Rückzug aus dem sozialen Umfeld gehört neben der Pflege selbst zu den Hauptbelastungen.
Evelyn Müller-Bödefeld, Chefärztin der Geriatrie in der Frankenparkklinik wurde vor allem zur Diagnostik, aber auch zu Medikation und allgemeinen medizinischen Tipps gefragt. Übertriebene Erwartungen musste sie dämpfen. "Heilen kann man die Demenz nicht", sagt sie, "aber es gibt Medikamente, die den Fortschritt der Erkrankung aufhalten oder verlangsamen." Hilfreich seien in jedem Falle, viel zu trinken und eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Das sei sinnvoller, als für teures Geld Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen. Wer genug Obst esse, brauche in der Regel keine zusätzlichen Vitaminpräparate, betont die Ärztin.

Auch zu Nachfragen zur Diagnose von Demenzerkrankungen gab Frau Müller-Bödefeld Auskunft. Der erste Weg führt in der Regel zum Hausarzt. Schon durch einfache erste Tests lasse sich erkennen, ob es sich um Formen der Demenz handeln könne. Die eigentliche Diagnose stellt dann der Facharzt. Zur Sicherheit sei auch eine Computertomografie des Kopfes angeraten. "Sie können in die Gedächtnisambulanz", rät Evelyn Müller-Bödefeld einem Anrufer. Solch eine ambulante Neurologie gibt es etwa in Bad Neustadt, in Werneck und auch im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt.

Auskunft zu rechtlichen und zum Teil auch kniffligen Fragen zum Betreuungsrecht, zur Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung gab Diplom-Sozialpädagoge Marco Brust. Er ist hauptamtlicher Betreuer im Betreuungsverein des Allgemeinen Rettungsverbandes (ARV) Bad Kissingen. Er riet dazu, Vorsorgevollmachten beim Notar beurkunden zu lassen. Das gebe zusätzliche Sicherheit. Die Betreuungsverfügung inklusive Umfang wird über das Amtsgericht festgelegt. Danach kann entschieden werden, ob die Betreuung durch ein Familienmitglied übernommen oder ein Betreuuer bestellt wird. Der Betreuer regelt den finanziellen und gegebenenfalls rechtlich Umgang. "Er ist aber nicht dazu da, die Wohnung sauber zu halten oder Einkäufe zu tätigen", räumt Marco Brust mit einer weit verbreiteten Fehlannahme auf.

Eine Anruferin teilte mit, sie sei erst durch die Artikel in der Saale-Zeitung und die Demenz woche auf die Thematik gekommen. Die Auskunft bei der Telefonaktion sei für sie "ein echter Lichtblick" gewesen.