Mit der Protestaktion "Wir machen den Tag zur Nacht!" weisen Apotheker am Donnerstag auf die mangelnde Vergütung der Notdienste hin.
Wer am Donnerstagmittag ein Medikament abholen möchte, darf sich nicht wundern, wenn er
über die Notdienstklappe bedient wird. Mit dieser außergewöhnlichen Aktion von 12
bis 13 Uhr wollen die Apotheker auf die wirtschaftlichen Probleme hinweisen, die ihnen der
Nacht- und Notdienst bereitet. "Die Notdienste werden nicht honoriert.
Das ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt", erklärt Rita Schubert, Inhaberin der Falken
Apotheke in der Bahnhofstraße.
Rund um
die Uhr für Kunden da Alle elf Tage übernimmt sie den Notdienst, bei dem
sie sich mit anderen heimischen Apotheken abwechselt. "Das heißt, dass ich nach einem
normalen Arbeitstag auch abends und in der Nacht noch für meine Kunden da bin.
Und am nächsten Morgen geht es dann gleich weiter", schildert die Apothekerin.
Hinzu kommen am Wochenende noch die 24-Stunden-Dienste.
Von jedem Patienten darf Rita
Schubert eine Notdienstgebühr von 2,50 Euro verlangen. Doch damit seien die Kosten nicht mal
ansatzweise gedeckt. "Der Bundesgesundheitsminister hat aus diesem Grund schon vor einiger Zeit
für 2013 eine Notdienstpauschale versprochen. Doch bis heute ist sie nicht umgesetzt
worden", moniert sie. Im Gespräch seien einmal 200 Euro gewesen. Doch ob und in welcher
Höhe die Pauschale komme, sei derzeit noch offen.
Insbesondere für Apotheken
auf dem Land ist der Notdienst ein Problem, weil bisweilen nur wenige Patienten klingeln.
"In größeren Städten wie Schweinfurt oder Würzburg lohnt sich der Dienst
eher, weil mehr Menschen kommen. Für uns ist es dagegen eigentlich betriebswirtschaftlich
nicht tragbar", macht Rita Schubert deutlich. Zudem müssten Apotheken in Ballungsräumen
den Notdienst nur etwa einmal im Monat übernehmen.
Die Situation der Apotheken im
ländlichen Raum habe sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert.
Im Raum Bad Kissingen seien sogar schon welche geschlossen worden.
Und durch die sich
abzeichnenden Praxen-Schließungen von Ärzten werde sich das Problem weiter
verschärfen. "Wenn die Patienten dann in Schweinfurt oder Würzburg zum Arzt
gehen, lösen die meisten sicher dort auch gleich ihre Rezepte ein", befürchtet
Schubert.
"Gravierende
Angelegenheit" Außer der Falken-Apotheke beteiligen sich in Hammelburg auch
die Engel-Apotheke in der Kissinger Straße sowie die Einhorn-Apoheke am Marktplatz an der
morgigen Aktion. "Wir protestieren ja normalerweise nicht bei jedem Anlass, aber die Honorierung
der Nachtdienste ist wirklich eine gravierende Angelegenheit", unterstreicht auch Sebastian
Hose, Inhaber der Einhorn-Apotheke.
Die Bürger werden am Donnerstag über das
Thema Einführung einer Notdienstpauschale von den Apotheken per Plakat und Handzettel
informiert - auf Wunsch auch im persönlichen Gespräch.