Pro Bad Kissingen wartet auf seine Reform

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Ein Plakat von Pro Bad Kissingen lädt zum Stadtbummel ein. Seit einem Jahr ist die Werbegemeinschaft ohne gewählte Führung. Foto: Benedikt Borst
Ein Plakat von Pro Bad Kissingen lädt zum Stadtbummel ein. Seit einem Jahr ist die Werbegemeinschaft ohne gewählte Führung.  Foto: Benedikt Borst

Die Werbegemeinschaft steckt seit einem Jahr in der Krise und soll erneuert werden. Das zieht sich. Eine erster Schritt könnte ein Kümmerer sein.

In dieser Woche verschickt Heiko Grom die Einladungen für die Mitgliederversammlung der Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen. Seit nahezu einem Jahr hat der Verein keine gewählte Führung mehr, die bisherigen Vorsitzenden Grom und Michael Pal ließen sich im Oktober nicht mehr wählen. Sie leiten den Verein seitdem allerdings kommissarisch, bis eine Lösung gefunden wird. Bad Kissingen braucht ein professionalisiertes Stadtmarketing, findet Grom. Zwar sei die Werbegemeinschaft gut aufgestellt, es gebe aber Luft nach oben. "Je besser das Stadtmarketing, umso interessanter wird die Stadt als touristischer Standort", betont er. Ein ehrenamtlich geführter Verein könne nicht alles leisten.

Eine Idee von Wirtschaftsförderer Michael Wieden sieht vor, die Werbegemeinschaft auf neue Füße zu stellen: Im Idealfall sollen sich alle Tourismusakteure in Bad Kissingen vom Einzelhandel über Gastronomie, Hotellerie, Stadt und Staatsbad zu einer Vermarktungsgesellschaft zusammenschließen. Ein hauptberuflicher Geschäftsführer soll das ganze leiten und dem weiter ehrenamtlichen Vorstand die Arbeit abnehmen.

Nur: Die Neuausrichtung lässt auf sich warten, bislang ist wenig konkretes geschehen. Es hat mehrere Gespräche gegeben, an denen Vertreter von Pro Bad Kissingen, von der Stadt und vom Handelsverband Bayern (HBE) teilgenommen haben. Es wurden Angebote von Beratungsfirmen eingeholt, die die Reform von Pro Bad Kissingen begleiten sollen.


Hotellerie später einbeziehen

Die Umsetzung hat noch gar nicht begonnen, da mussten Erwartungen schon etwas eingeschmolzen werden. "Die Stadtmarketinggesellschaft ist doch eine Nummer zu groß", sagt Grom. Alle Akteure unter einen Hut zu bringen, sei zeitlich und finanziell nicht machbar.

Ralf Ludewig, Inhaber des gleichnamigen Modehauses in der Brunnengasse, bringt sich als HBE-Bezirksvorsitzender in die Gespräche ein. "Die große Lösung unter Einbeziehung aller Akteure wäre mir am liebsten gewesen", sagt er. Man müsse sich aber fürs erste mit einer pragmatischeren, schlankeren Lösung begnügen. Die Neuausrichtung soll sich zunächst auf die Einzelhändler, die Gastronomen und die Stadt konzentrieren. Die Hotellerie könne später eingebunden werden. "Aus meiner Sicht geht es nur, wenn alle Hand in Hand gehen", findet der Unternehmer. Eine erfolgreiche Innenstadt brauche ein Mit- und kein Nebeneinander.


Absprachen in Stadt verbessern

Statt der Vermarktungsgesellschaft könnte ein erster Schritt sein, dass ein hauptberuflicher Kümmerer die Werbegemeinschaft führt. Dessen Aufgabe wäre es, den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern, erklärt Ludewig. Wenn beispielsweise im Regentenbau oder in einem Hotel eine große Tagung stattfindet, könnte der Kümmerer mit den Ladeninhabern in der Innenstadt längere Öffnungszeiten oder andere Aktionen absprechen. Profitieren würden am Ende alle Gruppen. "Ziel von allen ist es, dem Gast oder Kunden ein tolles Angebot zu liefern, damit er zufrieden ist", betont Ludewig.


Kümmerer als Anfang

Wirtschaftsförderer Michael Wieden sieht einen Kümmerer als ersten Schritt, betont aber: "Er muss entsprechend ausgestattet sein mit Sekretariat und Budget, ansonsten wird ein nicht unerheblicher Teil seiner Arbeitskraft für rein administrative Tätigkeiten verloren gehen." Er favorisiert er eine sich selbst tragende Vermarktungsgesellschaft unter Einbindung der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings.


Hotellerie skeptisch

Heinz Stempfle, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes sowie Vorsitzender des Kurvereins, steht der Idee einer professionellen Vermarktungsgesellschaft offen gegenüber. "Im Grunde ist alles, was für Bad Kissingen getan wird , gut", findet der Hotelier. Er meldet aber auch Skepsis an und erinnert daran, dass unter Oberbürgermeister Christian Zoll (SPD) schon einmal ein versuch unternommen wurde, ein Stadtmarketing ins Leben zurufen. Das sei am Ehrenamt gescheitert. "Die Ideen damals waren nicht schlecht, bei der Umsetzung ist allerdings viel im Sand verlaufen", kritisiert Stempfle. Die Idee einer übergreifenden Vermarktungsgesellschaft ist laut Stempfle für viele Gastronomen aus der Stadt derzeit kein Thema. "Die haben andere Probleme wie Wlan-Versorgung und Kassenabrechnungen", berichtet er.



Kommentar: Kleinere Brötchen für schwarze Zahlen

Das Problem von Pro Bad Kissingen wird nur mit Geld zu lösen sein, zumindest, wenn es auf ein hauptberufliches Stadtmarketing hinausläuft. Momentan schaut es jedenfalls nicht danach aus, als ob es mit dem Verein ehrenamtlich weitergeht. Der alte Vorstand hat vor gut einem Jahr das Handtuch geworfen und bislang hat sich noch kein neuer gefunden. Das wird auch auf der anstehenden Mitgliederversammlung so bleiben, alles andere wäre eine Überraschung. Von der Werbegemeinschaft zum Stadtmarketing ist es noch ein langer Weg. Der erscheint besonders lang, wenn man bedenkt, dass mit der eigentlichen Reform noch nicht einmal begonnen wurde. Auf der anderen Seite ist es verständlich, dass sich die Vorgespräche ziehen. Für die Beteiligten steht viel Geld auf dem Spiel, allen voran für Pro Bad Kissingen und für die Stadt. Um wie viel Geld es geht, zeigt ein Blick nach Schweinfurt. Dort hat der Stadtrat vor wenigen Tagen ein 60 000 Euro teures Gutachten verabschiedet und unter anderem beschlossen, einen City-Manager anzustellen, der mehr Leben in die Innenstadt bringen soll. Die Planstelle wird bei der Stadt angesiedelt und auf Amtsleiter-Niveau mit einem Jahresgehalt von 84 000 Euro dotiert. So große Brötchen lassen sich in der Kurstadt wegen der Personalkosten und der wenig rosigen Haushaltslage nicht backen. Sollten sich Pro Bad Kissingen, Stadt und Co. darauf einigen, die Werbegemeinschaft umzukrempeln, dann dürfte es weniger darum gehen, welche Lösung man gerne hätte, sondern welche bezahlbar ist. Egal ob es am Ende ein Kümmerer oder eine Marketinggesellschaft werden. Sie stehen von Anfang an unter dem Druck, schwarze Zahlen zu schreiben.